Lehrer haben nur Urlaub? Eine Lehrerin erzählt, dass sie auch in den Sommerferien arbeitet. Foto: imago stock&people/Gutschalk

Wie geht es Eltern, Schulkinder und Lehrkräfte vor dem Schulanfang – und was geht ihnen durch den Kopf? Im zweiten Teil erzählt eine Lehrerin, die gleichzeitig Mama von Schulkindern ist, wie viel sie wirklich frei habe und worauf sie sich im neuen Schuljahr freut (Teil 2).

Die Weissacherin Daniela Spinnler erlebt den Schulanfang gleich vierfach: Als Lehrerin und als Mama von drei Schulkindern. Während sie also die Schulhefte und den neuen Wasserfarbkasten für die Kinder kaufe, bestelle sie ebenso die Materialien für ihre Schulklasse. Oder verteile grob, wie sie den Stoff zwischen den Schulferien setze, lege fest, wann sie welche Klassenarbeit schreibe – und plane außerschulische Aktivitäten wie den Besuch einer Synagoge.

„Das ist gerade für die Abschlussklassen wichtig, weil da schon früh viele Termine stehen müssen.“ Und auch unter den Lehrkräften tausche man sich bereits vorab aus. „So genau wie ich das als ganz frische Lehrerin aber geplant habe, mache ich das nicht mehr“, sagt sie schmunzelnd. „Es heißt ja immer, wir Lehrer und Lehrerinnen hätten so viel Urlaub“, beginnt sie. „Aber die letzten beiden Wochen geht’s schon wieder los mit Planungen und Absprachen im Homeoffice und auch im Schulhaus kehrt langsam wieder Leben ein.“ Dass Lehrer generell so viel frei hätten, entspreche nicht der Realität. Zwar habe sie das Glück mit ihren Kindern gemeinsam in den Ferien zu sein , was sicherlich viele Vorteile mit sich bringt. Jedoch seien spontane Urlaubstage etwa über ein verlängertes Wochenende grundsätzlich undenkbar. Ebenso gebe es für Lehrkräfte wenig bis keine Möglichkeit Überstunden abzubauen: „An einem Schultag fernzubleiben bedeutet im Umkehrschluss eine Klasse ohne Unterricht und Aufsicht. Das muss von einem Kollegen vertreten werden und ist im Schulalltag organisatorisch nicht leistbar.“

Spontane Urlaubstage sind für Lehrer undenkbar

Spinnler genießt die Sommerferien, sagt sie seien eine wahre „Erholungsinsel“, die sowohl Lehrer als auch Schüler jedes Jahr dringend benötigen. „Die Ferien bedeuten für mich Zeit mit der Familie, in den Urlaub fahren oder Ausflüge machen“, sagt Spinnler. „Ich genieße es, auch mal frühstücken zu gehen, spontan Freunde zu treffen, mit meinen Töchtern einen ausgedehnten Freibadtag zu verbringen oder einfach mal in den Tag hineinzuleben“, sagt sie. Das gehe schließlich während des Schuljahrs nur bedingt, wenn die vier Stundenpläne und die Hobbys ihrer drei Töchter unter einen Hut gebracht werden müssen, sagt sie. „So schnell wie mich die Ferienwelle auf meine Erholungsinsel spült, so schnell bin ich in der ersten Schulwoche wieder komplett im Schulalltag eingetaucht“, sagt sie. Inzwischen müssten Lehrkräfte Vieles leisten – und meint neben dem Unterrichten auch die sozialpädagogische, teilweise psychologische Betreuung der Schülerinnen und Schüler. Da sei sie umso froher, dass es Schulsozialarbeitende gebe.

Und so gern sie die Sommerferien habe, freut sie sich auch wieder auf ihre Schüler und den Unterricht: „Ich freue mich besonders auf meine Abschlussklasse“, sagt sie. „Die Schüler über Jahre zu begleiten, zu sehen wie sie aufwachsen, sich entwickeln, dazulernen und am Ende mit ihrem Realschulabschluss in die Welt hinausziehen, macht diesen Beruf zu etwas ganz Besonderem.“ Im Herbst fahren sie auf Abschlussreise nach Berlin. Da erlebe man vom verlorenen Geldbeutel oder Heimweh noch einmal einiges zusammen – und schaffe vor allem gemeinsame Erinnerungen.