Große Auswahl an Bier, bunt gemischtes Publikum: Die Schütte gibt es seit 2016 unter studentischer Leitung. Davor hatte die Bar auch schon einen privaten Pächter. Foto: Werner Kuhnle

Die Schütte dürfte einzigartig in der Region Stuttgart sein. Gemanagt wird die Kneipe von Studenten, kommen darf jeder. Und weil das Bier unschlagbar günstig ist, tun das auch Menschen, die mit der Hochschule überhaupt nichts am Hut haben.

Wie lange muss eine Kneipe bestehen, bis sie als Institution gilt? 15, 20, 30 Jahre? Die Schütte in Ludwigsburg gibt es noch nicht so lange. Sie aber als Institution zu bezeichnen, ist dennoch nicht falsch. Aus dem Studentendorf am Favoritepark ist sie jedenfalls nicht mehr wegzudenken – und auch sonst dürfte das Konzept einzigartig in der Region Stuttgart sein.

Betrieben wird sie von einem Verein, der offiziell seit dem Jahr 2018 besteht und einen etwas sperrigen Namen trägt: „Verein zur Förderung des Lebens im Studentendorf Ludwigsburg“. Etwas mehr als 40 Mitglieder kümmern sich um die Bar – „wir sind alle der Wirt“, sagt Maximilian Märkle, der seit kurzem stellvertretender Vorsitzender ist. Voraussetzung für eine Vereinsmitgliedschaft: Man muss an einer Uni oder Hochschule eingeschrieben sein, egal ob in Ludwigsburg, Stuttgart oder sonst wo.

Die Brauerei freut sich über durstige Besucher

Auch wenn die Bar in dem achteckigen Bau, der dem Studierendenwerk Stuttgart gehört, von Studenten gemanget wird, kommen darf jeder. Und das tun auch ältere Semester, die längst nicht mehr eingeschrieben sind, oder noch nie eine Hochschule von innen gesehen haben. Die Schütte versteht sich als Begegnungsort für Jedermann. „Das Publikum ist dementsprechend schön gemischt“, sagt Sophia Bucher, die lange im Schütte-Vorstand tätig war.

2,50 Euro für eine Halbe Bier, das kommt auch bei Berufstätigen an. Bis vor kurzem war das Bier sogar noch 50 Cent günstiger, jetzt wurden die Preise zum ersten Mal seit 2016 erhöht. In Kneipen und Bars in Stuttgart kann man von so einem Angebot nur träumen. Dementsprechend gönnen sich die Besucher in der Schütte auch mal das ein oder andere Hopfenkaltgetränk mehr. „Unser Lieferant ist, glaube ich, ganz glücklich mit uns“, sagt Bucher. Alkoholfreies Bier hat der Verein wieder von der Karte gestrichen, das wollte niemand. Umfangreich ist sie trotzdem, sieben Sorten Bier plus Wein und Cider stehen drauf.

Im Grunde sei die Bar „ein Selbstläufer“, sagt der ehemalige Vereinsvorsitzende Marvin Egunjobi. „Wir können uns überhaupt nicht beschweren.“ An guten Abenden kommen 150 oder noch mehr Leute, dann wird es ziemlich eng. Dass drumherum mehrere hundert Studierende wohnen, die praktisch nur aus der Haustüre stolpern müssen und in der Schütte landen, ist ein Faktor. Dass es von der S-Bahn nur ein Katzensprung dorthin ist, sicher auch.

„Der Aufwand ist nicht unerheblich“

Die Gäste loben die Preise, aber auch das gute Mischverhältnis der Longdrinks (3,70 Euro) und die engagierten und netten Barkeeper. „An Sonntagen ist es manchmal schwer jemanden zu finden“, sagt Bucher mit einem Augenzwinkern. Wer besonders viele Schichten gearbeitet hat, wird als „Wirt des Monats“ ausgezeichnet und bekommt ein Foto an der Wand – „als Anreiz“, sagt Bucher. „Unter der Woche versuchen wir eigentlich immer zu öffnen“, sagt Egunjobi. Meistens klappt das. Wenn sich an einem Abend aber auch mal niemand findet, kann es sein, dass die Schütte zubleibt. So ist das eben bei einer ehrenamtlich geführten Bar.

„Und der Aufwand ist nicht unerheblich“, so Egunjobi. Abrechnungen machen – der Verein zahlt ganz normal Steuern –, Schichten einteilen, Ware ordern. Daneben organisiert der Verein Konzerte, Quizabende, eine Studidorf-Olympiade und ein Sommerfest. „Man bekommt aber auch viel zurück“, sagt Märkle. Er ist dem Verein beigetreten, weil er schnell Anschluss finden wollte – auch zu Studierenden aus höheren Semestern. Das habe gut geklappt.

Im Sommer spielt sich viel vor der Bar ab

Im Sommer spielt sich vieles vor der Kneipe ab. Der Verein hat deshalb eine Konzession bei der Stadt Ludwigsburg beantragt, damit er draußen bestuhlen darf. „Alles ganz offiziell“, sagt Egunjobi. Weil der Verein eine geringe Pacht zahlt und außer einem Putzmann sonst kaum Ausgaben hat, werden von den Einnahmen Teamabende und Ausflüge organisiert. „Als Belohnung für die Mannschaft“, sagt Egunjobi.

Er und Sophia Bucher sind nur noch bis zum Sommer an der Pädagogischen Hochschule eingeschrieben und verlassen dann den Verein. Ein bisschen Wehmut schwingt da auch mit. Die 25-Jährige erinnert sich besonders gern an das Sommerfest im vergangenen Jahr, als an die 1000 Leute kamen. „Einfach, weil wir sie dazu eingeladen haben“, sagt Bucher. Das sei im Grunde ja jeden Abend in der Schütte auch so. Die ist eben doch ein bisschen mehr als „nur eine Kneipe“ – vor allem für diejenigen, die sie betreiben.

Infos

Öffnungszeiten
 Die Schütte im Pestalozziweg 2 in Ludwigsburg, in der Mitte des Studentendorfs, hat täglich von 20 bis 24 Uhr geöffnet. Personen unter 18 Jahren bekommen keinen Zutritt. Weil das Team ehrenamtlich tätig ist, kann es aber auch sein, das kurzfristig geschlossen bleibt. Infos dazu finden sich auf dem Facebook- (@Schuetteludwigsburg) oder dem Instagramkanal (@DieSchuette).

Preise
 Bier kostet in der Schütte 2,30 Euro bis 3,30 Euro, ein Glas Wein gibt es für drei Euro. Speisen bietet die Schütte nicht an.