Die ehemalige Klinik in Schramberg geht auf TikTok viral. Dort gestehen Nutzer unter anderem Vandalismus. Die Polizei warnt: Online-Geständnisse können strafrechtliche Folgen haben.
Auf Social Media erfreuen sich sogenannte Lost Places großer Beliebtheit. Immer wieder tauchen Videos von Orten aus der Region auf, besonders beliebt sind verlassene Krankenhäuser. Unter anderem mit dabei: Das seit Jahren leerstehende ehemalige Kreiskrankenhaus in Schramberg.
Unter diesen Videos berichten Nutzer, dass sie selbst schon in dem verlassenen Gebäude waren und geben Tipps, wie man hineingelangen kann. Doch der Trend auf Social Media ist nicht ganz ungefährlich. Wer unbefugt in Gebäude einbricht und dies auch noch im Internet zugibt, kann dafür belangt werden.
Betreten von „Lost Places“ ohne Erlaubnis ist strafbar
Denn wie die Polizei auf Anfrage mitteilt, ist das Betreten solcher Orte in der Regel verboten, sobald es ohne Einwilligung des Eigentümers geschieht. „Wer unbefugt ein Gelände oder Gebäude betritt, macht sich in den meisten Fällen wegen Hausfriedensbruch strafbar“, klärt Patrick Zöller, Sprecher des Polizeipräsidiums Konstanz auf.
Dies könne mit einer Geldstrafe oder einer Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr geahndet werden. Wenn weitere Delikte wie Sachbeschädigung hinzukommen, drohen höhere Strafen.
Immer wieder Vandalismus am verlassenen Gebäude
Immer wieder kommt es auch im alten Krankenhaus in Schramberg zu Vandalismus. Erst am vergangenen Sonntag meldete die Polizei erneut Sachschäden an dem verlassenen Gebäude. Gegen Mitternacht bemerkte eine Anwohnerin laut Polizei ein lautes Klirren.
Bei einer Überprüfung stellte sich heraus, dass an der früheren Cafeteria mehrere Fenster mit Steinen eingeworfen wurden. Ob die Sachbeschädigung mit Personen im Zusammenhang stehen, die das Gebäude als Lost Place aufgesucht haben, sei laut Polizei derzeit aber noch unklar.
Auch in den Zimmern des Krankenhauses ist es bereits häufiger zu Diebstahl und Verwüstungen durch Eindringlinge gekommen. Im Jahr 2019 wurde sogar die Sakristei und die Kapelle verwüstet, Gebetsbücher zerrissen, ein Kreuz abgehängt und ein Kommunionkoffer mitgenommen.
Dass immer wieder Personen in das ehemalige Krankenhaus eindringen, ist unter anderem der Tatsache geschuldet, dass das Gebäude als „Lost Place“ auf Social Media angepriesen wird. Ein Beitrag über „Lost Places in Baden-Württemberg“ hat auf TikTok inzwischen mehr als 300.000 Aufrufe erzielt.
Darunter befinden sich zahlreiche Kommentare, in denen Nutzer berichten, sie seien bereits mehrmals im Gebäude gewesen. Manche geben Tipps, wie man unbemerkt hineingelangen könnte – andere stiften sogar zum Vandalismus an. Früher seien die Fenster offen gewesen, heute seien sie aber verschlossen. „Also müsst ihr es kaputt machen“, schreibt eine Userin.
Eine andere Nutzerin weist darauf hin, dass Eingänge immer wieder verschlossen werden. Wer das ehemalige Krankenhaus betreten möchte, müsse sich also „selber einen Eingang machen“.
Online-Geständnisse können zu Ermittlungen führen
Die Nutzer scheinen sich oft nicht bewusst darüber zu sein, dass sie sich damit öffentlich zu einer Straftat bekennen. Denn auch wer seine Erkundungstouren nur online schildert, kann damit ins Visier der Ermittler geraten.
„Öffentliche Kommentare in sozialen Netzwerken, in denen Personen ein strafbares Verhalten einräumen, können grundsätzlich für Ermittlungen herangezogen werden“, so die Polizei. Das bedeutet: Wer in TikTok-Kommentaren Tipps zum illegalen Betreten gibt oder zugibt, im Gebäude gewesen zu sein, kann mit Konsequenzen rechnen.
Die Faszination um „Lost Places“
„Lost Places“ sind verlassene Orte, etwa stillgelegte Fabriken, alte Krankenhäuser oder leerstehende Villen, die oft fotografiert oder gefilmt werden. Solange man das Gebäude nicht betritt, ist der Besuch in der Regel erlaubt. Wer jedoch ohne Zustimmung des Eigentümers hineingeht, macht sich in den meisten Fällen wegen Hausfriedensbruch strafbar. Wichtig ist außerdem: Nichts darf beschädigt oder entwendet werden.
Auch für Besucher kann das Betreten oft gefährlich sein: Viele „Lost Places“ sind marode, Teile der Bausubstanz können einstürzen, Glasscherben oder Metallteile stellen Verletzungsgefahren dar.