Eine Besucherin wird unterstützt auf ihrem Weg zur Seilbahn, die über dem Eckensee gespannt ist. Foto: Lichtgut

Baggern, Zähneputzen und über den See gleiten: das Angebot des Kinder- und Familienfestivals zusammenzufassen, ist gar nicht so einfach. So viel steht fest: Es ist einiges geboten.

Elias ist nervös. Nicht sehr, sagt er, aber ein bisschen. Der Achtjährige ist an einem Sicherheitsseil befestigt, das mit einem Karabiner an einer Führungsleine hängt. Konzentriert klettert er die Leiter zu einer Plattform hinauf, die auf der Seite der Oper am Stuttgarter Eckensee aufgebaut ist. Bestimmt zwei, drei Meter ist sie hoch. Bevor er das Metallkonstrukt loslässt, schaut Elias noch einmal kurz nach unten. Kurz dreht sich sein Körper, dann gleitet er, mit Blick nach vorn, über den See – hinweg über das grün-schimmernde Wasser und die Nilgänse, die es sich wohl gerne auf dem Sockel des „Nicht-Füttern!“-Schilds bequem machen.

Die Seilrutsche ist wohl eine der beliebtesten Attraktionen des Kinder- und Jugendfestivals, das dieses Wochenende auf dem Stuttgarter Schlossplatz und im oberen Schlossgarten stattfindet. Schon mindestens zwei Stunden vor Ende waren die kostenlosen Tickets verteilt. Das Team der Stuttgarter Cityrock-Kletterhalle bietet Flugattraktion an – zum ersten Mal in der 21-jährigen Geschichte des Festivals.

Mehr als 100 Organisationen sind vertreten

Teile der Stuttgarter Innenstadt wurden am Wochenende in eine Erlebniswelt für Familien verwandelt. Die City-Initiative Stuttgart und der Sportkreis Stuttgart sind hauptverantwortlich für das Festival. Mehr als 100 Vereine, Organisationen und Unternehmen haben sich im Vorfeld Spiele, Attraktionen und Bühnenshows erdacht. Und zumindest am ersten Tag spielt auch das Wetter mit – wobei die bis zu 30 Grad in der Sonne den einen oder anderen sicherlich ins Schwitzen bringt. Vor allem das Maskottchen der Stuttgarter Kinderzeitung in seinem übergroßen, plüschigen Pinguinkostüm, auch bekannt als Kinderreporter Paul.

Die Rollrutsche der Naturfreunde Stuttgart ist ein Klassiker auf dem Kinderfestival. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Die Stände sind unterteilt in verschiedene thematische Schwerpunkte – Abenteuer, Kreativität, Spiel und Sport gehören dazu. Am Stand der Naturfreunde Stuttgart können die Kinder eine Rollenrutsche ausprobieren. Dabei sitzen sie entweder in einer Holzschale oder einer kleinen, knallroten Kiste, je nach Alter. Seit etwa zehn Jahren sind die Naturfreunde hier dabei, ganz genau weiß es Vorstandsmitglied Rebecca Kemmler nicht. Die Rollenrutsche habe dabei Tradition, sagt sie. „Sie kommt immer gut an, bei Groß und Klein.“

Baggern und Zähneputzen – so unterschiedlich sind die Angebote

Der dreijährige Luca aus Stuttgart liefert auch gleich den Beweis. Mutig steigt er in die rote Kiste. Als er unten ankommt, grinst er. Ob es ihm gefallen hat? „Ja“ antwortet Luca danach kurz, aber überzeugend. Die erste Station ist es aber nicht, zu der es den Dreijährigen gezogen hat. Denn auf der Kinderbaustelle der Firma Wolff und Müller durfte der Stuttgarter im Beisein eines Mitarbeiters einen kleinen Bagger bedienen. „Da sind wir nicht drumrumgekommen,“ berichtet Vater Ramon mit einem Lachen. Die knallgelbe Warnweste trägt der kleine Handwerker in spe übrigens immer noch.

Neben den Angeboten, die schon aus vergangenen Jahren bekannt sind, gibt es auch einige, die manche Besucher überrascht haben könnten. Den Stand der Zahnärzteschaft etwa. Dort steht der vierjährige Vikjath Varma mit seinem sechsjährigen Bruder Vishwajit an einem Waschbecken und – na ja, putzt sich die Zähne. Wie gründlich die beiden Jungs dabei vorgehen, ist zwar schwer zu sagen. Die empfohlenen zwei Minuten könnten es aber durchaus gewesen sein.

Auch gesundheitliche Bildung ist Teil des Familienfestivals

Das Ziel dieser Aktion: Die Kinder darauf aufmerksam zu machen, welche Stellen beim Putzen besonders oft durchrutschen und deshalb stärker von Karies gefährdet sind. „Rechtshänder putzen die linke Seite oft viel gründlicher, weil die Bewegung leichter ist“, sagt Mitarbeiterin Susi Jordacevic zum Beispiel. Bei Linkshändern sei es umgekehrt. Um das zu zeigen, bekommen die Kinder zunächst etwas Lebensmittelfarbe auf die Zähne und dürfen sich in einem abgedunkelten Raum vor einen Spiegel mit Schwarzlicht stellen. Das Bild, das einem entgegenblickt, kann schonungslos sein.

Nach dem Putzen gibt’s die Zahnbürste und eine kleine Tube Zahnpasta zum Mitnehmen. „Es war gleich der erste Stand, an dem wir waren“, sagt der Vater von Vikjath und Vishwajit Varma und lacht. Zahngesundheit ist ja schließlich wichtig.