Auch die mittlerweile aufgehobene 2G-plus-Regelung machte den Wirten im Land das Leben schwer. Foto: dpa/Jens Kalaene

Die Lage ist schlecht, dann wird sie noch einmal schlechter. Im Gastgewerbe in Baden-Württemberg herrscht zunehmend Verzweiflung.

Stuttgart - Im baden-württembergischen Gastgewerbe herrscht zunehmend Verzweiflung. Annähernd zwei von drei Betrieben sehen den Fortbestand ihres Unternehmens akut gefährdet. Das geht aus einer Blitzumfrage des Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) hervor, an der sich in dieser Woche 1615 Mitgliedsbetriebe beteiligten. Demnach plagten 62,7 Prozent Existenzsorgen. Die Situation wird damit noch schwieriger wahrgenommen als deutschlandweit, wo es 58,6 Prozent waren. Dies sei der schlechteste Wert seit März 2021, so der Dehoga.

Gerade der Jahresauftakt verlief für viele Wirte und Hoteliers enttäuschend. Die Umsatzentwicklung habe erneut weit unterhalb der Normalität gelegen, sagte der Sprecher des Dehoga-Landesverbandes, Daniel Ohl. So habe sich der Umsatz im Januar 2022 nach den Angaben der Unternehmen im Schnitt gegenüber dem Januar 2019 fast halbiert (-49 Prozent). Die Mehrzahl der Betriebe hängt weiter in der Kurzarbeit fest. 52,8 Prozent gaben an, im Januar Kurzarbeitergeld für ihre Beschäftigten beantragt zu haben, im Februar wollen dies 54,3 Prozent tun. Ein knappes Viertel (23,4 Prozent) hat wegen Unwirtschaftlichkeit gar nicht erst geöffnet.

Gastronomie trägt die wirtschaftliche Hauptlast der Krise

Ohl forderte vom Land, die Finanzhilfe nicht auslaufen zu lassen. Sie müsse bezahlt werden, so lang die Krise dauere und es Einschränkungen gebe. „Die Pandemie ist nicht planbar, aber Hilfen sind planbar“, sagte Ohl. Man müsse sich immer wieder vor Augen führen, dass Gastronomie und Hotellerie die wirtschaftliche Hauptlast in dieser Krise trügen. Der Umsatzverlust der Branche addiere sich seit März 2020 auf zwölf Milliarden Euro, sagte Ohl. Das entspreche dem kompletten Jahresumsatz der Branche. Zum Vergleich: bisher wurden drei Milliarden Euro als Hilfsgelder gewährt.

Schon im Jahr 2020 war der Umsatz bei den Beherbergungsbetrieben um 45,6 und in der Gastronomie um 35 Prozent zurückgegangen. Trotz eines erfreulichen Verlaufs des Sommergeschäfts habe man in den ersten elf Monaten des vergangenen Jahres noch einmal um fünf beziehungsweise 12,1 Prozent unter diesen Werten gelegen. Bei vielen Betrieben seien die Reserven aufgezehrt. Die Verschuldung sei massiv gestiegen. Gleichzeitig habe bei den Beschäftigten ein wahrer Exodus stattgefunden. Ihre Zahl sei von Januar bis November 2021 noch einmal um 11,7 Prozent zurückgegangen.