Stéphanie Frappart leitete das historische WM-Spiel Deutschland gegen Costa Rica souverän. Foto: Imago//Chai von der Laage

Die französische Unparteiische hat bei Deutschlands WM-Sieg gegen Costa Rica (4:2) Fußballgeschichte geschrieben, weil sie als erste Frau ein WM-Spiel leitete.

Als Stéphanie Frappart am Donnerstagabend um 22 Uhr Ortszeit das Vorrundenspiel zwischen Deutschland und Costa Rica anpfiff, schrieb sie einmal mehr Fußballgeschichte. Denn die 38-jährige Französin war in Katar die erste Schiedsrichterin, die eine Partie bei einer WM der Männer leitete – und das tat sie mit der ihr eigenen Klasse. Es lag zumindest keinesfalls an an ihr und ihrem Team, bestehend aus Neuza Ines Back (Brasilien) und Karen Diaz Medina (Mexiko), dass das Turnier für das Team von Trainer Hansi Flick trotz des 4:2-Sieges gegen Costa Rica wie schon bei der WM 2018 in Russland nach der Vorrunde beendet ist.

Frappart stand nach dem Spiel – für eine Schiedsrichterin oder einen Schiedsrichter stets das beste Zeichen – nicht im Fokus der öffentlichen Diskussionen. Zu dieser Entscheidung kam auch ein Twitternutzer.

Die 38-Jährige Frappart blieb bei ihrer Premiere, die der Fußballweltverband Fifa auf Twitter mit „Stephanie Frappart, Neuza Back and Karen Diaz made history at #Qatar2022“ kommentierte – sprich „Stephanie Frappart, Neuza Back und Karen Diaz schrieben Geschichte“ – souverän. Die Französin war unaufgeregt und fokussiert.

Eine knifflige Situation hatte sie in der 21. Minute zu bewerten, als Antonio Rüdiger in Costa Ricas Strafraum gefoult wurde. Nicht elfmeterreif entschied Frappart – und lag damit richtig. Zu Beginn der Partie hatte sie bereits nach fünf Sekunden das erste Mal pfeifen müssen: Thomas Müller war nach einem Zusammenprall zu Boden gegangen. In Minute acht folgte dann das erste Foul, zwei Minuten später das erste Tor durch Serge Gnabry. Es ging für Frappart also ereignisreich los. Insgesamt gab die Schiedsrichterin 19 Freistöße und eine Gelbe Karte.

Videoassistent mal wieder im Fokus

Für kurze Aufregung sorgte das Tor des Costa Ricaners Juan Pablo Vargas zum 2:1, das vom Videoassistenten Drew Fisher aus Kanada überprüft wurde. Frappart entschied auf Tor, wieder richtig, wie sich herausstellte. Die 1,64 Meter große Schiedsrichterin ging dann auch entschlossen dazwischen, als DFB-Kicker Kai Havertz und Costa Ricas Kendall Waston nach dem 2:2-Ausgleich aneinandergerieten und um den Ball rangelten.

Für mehr Aufregung sorgte dann das Tor von Niclas Füllkrug zum 4:2 kurz vor Ende der Partie. Im Fokus: Die VAR-Kommunikationstechnik, die streikte. Frapparts Assistentin Neuza Ines Back hatte fälschlicherweise auf Abseits entschieden.

Im Netz gehen die Meinungen auseinander

Schaut man auf Twitter, waren die Nutzer allerdings geteilter Meinung, was die Leistung der französischen Schiedsrichterin angeht.

Andere aber sind mit dem Auftritt der 38-Jährigen zufrieden gewesen.

Ein Kritikpunkt in den sozialen Medien waren Frapparts Assistenten Karen Diaz Medina und Neuza Ines Back. Diskutiert wurden unter anderem die ein oder andere Abseits- und Aus-Entscheidungen der Linienrichterinnen.

Vor allem eine Aktion sorgte für Unmut: Millionen TV-Zuschauer sahen einen auffälligen Fehler von Karen Diaz Medina. Die Mexikanerin übersah bei einer Rettungstat von Costa Ricas Torwart Keylor Navas, dass der Ball zuvor bereits im Toraus gewesen war. Auswirkungen auf das Spiel hatte diese Fehlentscheidung aber nicht. Die Assistentin wirkte im ganzen Spiel allerdings nervös, vor allem in der ersten Halbzeit.

Einige Nutzer kritisierten in diesem Zusammenhang auch die Zusammenarbeit des Schiedsrichterteams, das in dieser Konstellation das erste Mal gemeinsam agierte.

Von der Presse in ihrer Heimat wurde Frappart für ihren historischen WM-Auftritt gelobt. Die französische Sport-Tageszeitung „L'Equipe“ titelte zum Beispiel am Freitag: „Gelungene Premiere für Stéphanie Frappart bei der Weltmeisterschaft“. Das Fachblatt beschrieb den ersten Einsatz einer Unparteiischen in der Geschichte bei einer Fußball-WM der Männer so: „Ein kleiner Schritt für die Menschheit, ohne Zweifel, aber ein großer für die Stellung der Frau in der Sportwelt.“ Und letztlich ist es das auf jeden Fall, wie auch einige in den sozialen Medien anmerkten.

Fazit: Die Spielleitung von Frappart war insgesamt souverän, so wie man es von der Schiedsrichterin in der Regel gewohnt ist. Ob ihr Einsatz bei der WM in Katar der einzige einer Schiedsrichterin bleiben wird, ist noch offen. Neben der Französin sind auch die Japanerin Yoshimi Yamashita sowie Salima Mukansanga aus Ruanda von der Fifa in den WM-Kader berufen worden.