Der Nordflügel des Klösterle in Weil der Stadt soll für 5 Millionen Euro saniert werden. Es winken hohe Fördergelder.
Es sei ein „unvollendetes Schmuckstück“, sagte Bürgermeister Christian Walter, und man habe jetzt die einmalige Chance, eine hohe Bundesförderung für dessen Sanierung zu bekommen. Der Erste Beigeordnete Jürgen Katz pflichtete ihm bei: Man sei sich wohl bewusst sei, dass dies angesichts der Haushaltslage der Stadt eine schwierige Entscheidung sei und dass die Sanierung des Klösterle-Nordflügels keine kommunale Pflichtaufgabe sei. Aber der Zeitpunkt dafür sei günstig wie nie.
Damit beschrieben Walter und Katz in etwa die wesentlichen Punkte, um die sich im Weiler Gemeinderat die Diskussion um das geplante Millionenprojekt drehte. Schließlich machte das Gremium trotz mancher Bedenken mit deutlicher Mehrheit den Weg frei für eine Sanierung des Nordflügels des historischen Gebäudes samt einer energetischen Sanierung und der Schaffung eines barrierefreien Hauses.
Wenn heute vom Klösterle die Rede ist, denkt man an den vor Jahren aufwendig sanierten Teil des ehemaligen Kapuzinerklosters am Rand der Weiler Altstadt. Dieses Gebäude ist heute aus dem Leben der Keplerstadt kaum mehr wegzudenken und dient an bis zu 100 Tagen im Jahr für vielerlei Veranstaltungen. Der Nordflügel war lange in Privatbesitz und fristet derzeit eher ein Schattendasein. Seit Längerem gibt es Bestrebungen, auch dieses große Gebäude zu sanieren und öffentlich zu nutzen. Die Kosten dafür belaufen sich nach derzeitigem Stand auf rund fünf Millionen Euro, eine für die Stadt angesichts der knappen Finanzlage kaum zu stemmende Ausgabe.
Doch jetzt gibt es die konkrete Aussicht auf rund 2,4 Millionen Fördermittel aus einem Bundesprogramm zur Sanierung kommunaler Einrichtungen und außerdem auf Landesmittel aus der Städtebauförderung von 1,1 Millionen Euro. Vom Förderverein Klösterle kommen 0, 2 Millionen und von der Denkmalstiftung wird auf 0,1 Millionen gehofft. In der Summe ergibt das eine Förderquote von fast 80 Prozent, bei der Stadt bleiben noch etwa 1,2 Millionen hängen. Diese sollen auf mehrere Haushaltsjahre verteilt werden. „Wir machen das jetzt oder wahrscheinlich nie mehr“, so Jürgen Katz.
Mehrere Veranstaltungen gleichzeitig
Mehrere Jahre wird es auch noch dauern, bis die ersten Veranstaltungen im Nordflügel stattfinden können. Die Planer rechnen mit einem Baubeginn ab 2026 und einer Bauzeit von drei Jahren. Das auf denkmalgeschützte Gebäude spezialisierte Büro Aedis präsentierte Entwürfe: Im Erdgeschoss und Obergeschoss sind Räume für Veranstaltungen und Vereine angedacht, ganz oben könnte Platz sein, um die vorhandene Kepler-Ausstellung zu erweitern. Kepler sei eine Persönlichkeit, die weltweit Interesse findet, eine solche Einrichtung könne ein Besuchermagnet sein, meinte der Bürgermeister.
In dem Gebäudekomplex könnten nach den Vorstellungen der Architekten auch mehrere Veranstaltungen gleichzeitig stattfinden, zwei getrennte Toilettenanlagen sind ebenso geplant wie ausreichend breite Fluchtwege. Mit einer neuen Technikzentrale sollen beide Gebäudeteile – auch das bereits sanierte Klösterle – energieeffizient versorgt werden.
Stadtrat Michael Borger (Freie Wähler) lobte das Projekt als eine „einmalige Sache, der man nur zustimmen“ könne, die FW-Fraktionschefin Ricarda Stäbler kritisierte, dass keinerlei Nutzungskonzept vorgelegt werde. Frank Gann (CDU) sah eine Chance, die Raumnot der Vereine zu lindern. Sein Fraktionsvorsitzender Georg Riehle meinte, für ihn sei das eine rein politische Entscheidung und keine finanzielle, „sonst müssten wir andere Einrichtungen auch schließen“.
FDP-Fraktionschef Hans Dieter Scheerer plädierte dafür, die Gelegenheit zu nutzen, Fördermittel für diese „Perle der Stadt“ zu bekommen. Allerdings wären ein Nutzungskonzept und eine Wirtschaftlichkeitsberechnung „schon interessant“. Felix Mayer, Chef der Fraktion SPD/Linke, sieht in dem Projekt eine „einmalige Chance“.
Sonja Nolte (Grüne) meinte hingegen, sie könne es nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren, fünf Millionen Euro Steuergelder auszugeben. Grünen- Fraktionschef Friedhelm Brinkmann hatte zuvor schon kritisiert, dass die Stadt für das Projekt einen Kredit aufnehmen müsse und dass das jetzige Klösterle schon große Verluste mache. Daher solle erst nach den Haushaltsberatungen entschieden werden. Bürgermeister Walter entgegnete, dass nur mit einem schnellem Votum die Fördergelder fließen könnten.