Die Sanierungsarbeiten im S-Bahn-Tunnel werden in den Sommerferien fortgesetzt. Die Züge brauchen dann eine Umleitung. Foto: Lichtgut/Ferdinando Iannone

Für die 2017 außer Betrieb genommene Technik gibt es keine Ersatzteile mehr. Im Sommer wird sie zur erneuten Umleitung der S-Bahn reaktiviert.

Auch in diesem Sommer wird die Deutsche Bahn AG die Haltestellen und die Tunnel-Infrastruktur der S-Bahn sanieren. Das 2021 holprig begonnene Programm zieht sich bis in die Sommerferien des Jahres 2025. Damit 2022 nicht erneut S-Bahn-Züge auf den als Umleitung genutzten Gäubahngleisen (Panoramabahn) Schaden nehmen, reaktiviert der Schienenkonzern dort alte Schmieranlagen. Für IC- und Regionalzüge sind diese nicht nötig.

Bis 2017 waren entlang der Panoramastrecke solche Anlagen in Betrieb, um den Verschleiß von Schienen und Rädern zu verringern. Die Technik war offenbar in die Jahre gekommen, Ersatzteile standen jedenfalls schon damals keine mehr zur Verfügung, teilt der Verband Region Stuttgart (VRS) auf eine Anfrage der Grünen-Fraktion mit. Nun wird eine der Anlagen zerlegt, um Teile für jene drei zu gewinnen, die den Verschleiß an den S-Bahnen in tolerablen Grenzen halten sollen. Anfang Februar hatte S-Bahn-Chef Dirk Rothenstein den VRS-Parlamentariern mitgeteilt, dass an Gleisen und Rädern Handarbeit nötig sei. Das sei ein „gängiges Verfahren“. Die Anlagen zu erneuern würde 70 000 Euro kosten plus 15 000 jährlich für den Betrieb, die zusätzliche händische Schmierung kostet für sechs Wochen rund 8000 bis 10 000 Euro.

Wird die Gäubahn auf Verschleiß gefahren?

Bei ihren regelmäßigen Inspektionen hatte die DB auf der Strecke in den letzten drei Jahren zwei Spurfehler und eine Gleisverdrückung entdeckt. Die Grünen sehen das als Zeugnis für den schlechten Zustand der Strecke. Die Bahn vernachlässige diese, um Kosten zu sparen. Mit der Inbetriebnahme von Stuttgart 21 Ende 2025 will die Bahn AG die Strecke nicht mehr bedienen. Dazu scheint das letzte Wort aber noch nicht gesprochen. Ein Gutachten im Auftrag von Umweltverbänden sieht die Bahn AG in der Betriebspflicht für die Gäubahn, und zwar bis in den Hauptbahnhof auch nach 2025. Stadt und Region haben sich zu dem Papier noch nicht geäußert.

Die Coronakrise hat die Fahrgastzahlen der Schnellbahn 2021 enorm gedrückt, zwischen Hauptbahnhof und Schwabstraße zum Beispiel waren nur 19,2 Millionen Menschen unterwegs, 2019 waren es 40,8 Millionen gewesen. In diesem Jahr wird es während der Ende Juli beginnenden sechswöchigen Sperrung das Neun-Euro-Monatsticket für den gesamten Nahverkehr geben, alle hoffen auf eine starke Nachfrage und nach dem Ende der Aktion im September auf viele neue und treue Bus- und Bahnfans. Reisende treffen während der Stammstreckensperrung allerdings auf ein insgesamt vermindertes Angebot. Richtung Süden werden bis Böblingen werktags nur je sechs Zugpaare im Nahverkehr pendeln und kein IC, und im Hauptbahnhof wird die S-Bahn sechs der 16 Gleise belegen und damit manch anderen Zug verdrängen.

2025 keine Umleitung mehr möglich

Ein besonderes Problem wird sich 2025 durch die Sanierungsarbeiten ergeben. Sie waren beim Start des Programms 2021 nicht vorgesehen, es sollte 2024 enden. Das hatte seinen Grund: Im Juli 2025 soll die Gäubahn vor dem Hauptbahnhof gekappt werden, damit entfällt die Rückfallebene für die S-Bahn komplett. Wie lange die Stammstreckensperrung 2025 dauern werde, sei „noch nicht tagesscharf koordiniert“, schreibt Regionalpräsident Thomas Bopp auf die Anfrage. Muss die Kappung der Gäubahngleise zwingend im Juli geschehen, oder könnte sie um einige Wochen verschoben werden? Die Grünen setzen darauf, zwei gleichzeitige Sperrungen auf diese Weise zu vermeiden.