Grüne Idylle: Ab Sonntag kehrt auf der Neckarinsel wieder Leben ein. Foto:  

Auf der Neckarinsel in Stuttgart beginnt die Saison. Der Verein dahinter will den besonderen Ort fest im Stadtleben verankern. Vor allem die Critical Nass ist schon ein Magnet.

Ein bisschen ironisch ist es schon, dass ausgerechnet der Zugang zum Wasser fehlt. Denn eigentlich gibt es davon an der Neckarinsel ja genug. Schließlich ist sie – wie der Name schon sagt – komplett von Stuttgarts größtem Fluss umgeben. „Wir arbeiten dran“, sagt Josina Herding, Vorständin des Vereins Neckarinsel. Eine Pflanzenkläranlage soll auf der Mole zwischen Bad Cannstatt und der Innenstadt entstehen, die Wasser aus dem Fluss pumpt und zu Trinkwasser macht. Es ist nur eines der Projekte auf der Neckarinsel. Der Verein will das Leben am Fluss attraktiver machen. Am Sonntag ist Saisonstart.

Wenn man es genau nimmt, treibt das Neckarinsel-Team ein paradoxes Ziel an: „Eigentlich geht es darum, dass es den Verein nicht mehr geben muss, weil die Insel Teil des öffentlichen Raums geworden ist“, erklärt Tim Schaffarczik. „Bisher stoßen die meisten Leute noch eher zufällig auf uns, viele kommen dann immer wieder.“ Zugpferd war in den vergangenen Jahren meist die „Critical Nass“, bei der die Menschen in Kanus oder auf Stand-up-Paddling Boards über den Neckar schippern. Daneben seien es vor allem Spaziergänger, die die Insel an den offenen Sonntagen für sich entdecken.

Die Vereinsmitglieder führen über die Insel: Tim Schaffarczik, Sonja Schwarz, Josina Herding und Carla Laumann (von links). Foto: LICHTGUT

Schaffarczik arbeitet als eine von drei Teilzeitkräften im „Inselbüro“ des Vereins, der Großteil der etwa 35 Vereinsmitglieder hilft ehrenamtlich mit. Das Inselprogramm ist in diesem Jahr vielfältiger geworden. Neben den offenen Sonntagen und drei „Critical Nass“-Aufschlägen gibt es drei Afterwork-Termine unter der Woche, mehrere Yoga-Treffen oder einen Salsa-Workshop. Neu ist außerdem, dass auch die Spitze der Insel an den Sonntagen für Besucher offen steht. „Es sind immer drei Vereinsmitglieder auf der Insel, dazu bringen wir Rettungsringe an – das sollte klappen“, hofft Vorständin Herding.

Auch im Alltagsgeschäft werden die Aufgabenfelder größer, denn langsam aber sicher macht sich der Verein einen Namen. „Wir werden immer häufiger von Leuten angefragt, die unsere Expertise zum Neckar wollen“, sagt Schaffarczik. Es gibt Kooperationen mit Unis und Stadtentwicklern, immer wieder kommen Schulklassen für Inselführungen vorbei, außerdem treibt der Verein eigene wissenschaftliche Projekte voran.

Baden im Neckar soll wieder möglich werden

Im vergangenen Jahr haben die Vereinsmitglieder zum Beispiel damit begonnen, die Wasserqualität im Neckar regelmäßig zu überprüfen. Dadurch soll es nach Vorstellung des Vereins möglich werden, zumindest an einzelnen Tagen im Neckar an einer Badestelle zu baden. Das ist in Stuttgart seit Jahrzehnten verboten, eine Ampel soll nach Vorstellung von Schaffarczik und seinem Team die badetauglichen Tage anzeigen. „Die Idee gibt es seit Jahren, langsam haben wir auch die Kapazitäten dafür“, sagt er.

Ihnen hilft, dass im aktuellen Doppelhaushalt der Stadt Stuttgart die drei Teilzeitstellen finanziert werden. „Für uns ist das auch ein Signal, dass die Stadt uns wohlgesonnen ist und das Potenzial im Ort sieht“, sagt Sonja Schwarz, die neben Tim Schaffarczik eine dieser Stellen besetzt. „Es gibt eigentlich niemanden, der sagt: Die Neckarinsel braucht es nicht.“

Inselsaison geht bis Ende September

Demnächst stehen die ersten Gespräche mit der Stadt an, damit es im neuen Doppelhaushalt mit der Förderung auch weitergeht. Außerdem will der Verein bald einen Entwurf vorstellen, wie die Neckarinsel Teil der Internationalen Bauausstellung (IBA) werden kann, die 2027 in Stuttgart stattfindet.

Planmäßig dauert die Inselsaison bis zum 28. September, je nach Wetterlage könnte es auch im Oktober noch offene Sonntage geben. Im Verein ist die Motivation groß, wie Sonja Schwarz sagt: „Wir wollen die Neckarinsel als festen Bestandteil der Sonntagsplanung in Stuttgart etablieren.“