Königin Katharina von Württemberg war beim Volk beliebt. Foto: SSG

Bedingt durch die Corona-Pandemie musste die Saisoneröffnung auf dem Württemberg verschoben werden. Die Grabkapelle wird nun am 12. Mai wieder für Besucher öffnen.

Rotenberg - V or 232 Jahren wurde Ekaterina Pawlowna Romanowa, die spätere Königin Katharina von Württemberg, als russische Zarentochter geboren. Und zwar am 10. oder 21. Mai 1788. Warum es zwei Geburtstage gibt? Weil sich das eine Datum auf den älteren julianischen Kalender bezieht und das andere auf den heute gültigen gregorianischen Kalender. Die Staatlichen Schlösser und Gärten (SSG) Baden-Württemberg feiern deshalb gleich den ganzen Monat Mai den Geburtstag der beliebten Königin mit vielfältigen Aktionen – normalerweise. Doch 2020 ist alles anders: Aufgrund der Corona-Pandemie wurde die ursprünglich Anfang April geplante Saisoneröffnung bis heute verschoben. Die Zwangspause soll aber am Dienstag, 12. Mai, enden.

Zugang nur mit Mundschutz

Auch die Grabkapelle wird nun für Individualbesucher geöffnet. Allerdings mit Einschränkungen: Die Corona-Verordnung schreibt vor, wie viel Fläche ein Mensch um sich haben muss und aus dieser leitet sich die höchstzulässige Besucherzahl ab. Es werde sich daher nur eine bestimmte Anzahl von Personen im Mausoleum aufhalten dürfen, teilt SSG-Sprecher Frank Thomas Lang mit. Es kann also zu Wartezeiten kommen. Zudem werden Eingang und Ausgang voneinander getrennt, damit die Abstandsregeln eingehalten werden können. „Der bisherige Haupteingang bleibt, die Gäste verlassen die Grabkapelle durch das nördliche Seitenportal.“ Besonders geregelt werde der Zugang zur Gruft mit der engen Treppe, fügt Lang hinzu. Und natürlich sei – wie in allen öffentlichen Einrichtungen auch – das Tragen eines Mundschutzes verpflichtend. Das Team der Grabkapelle werde auf die Einhaltung der Regeln achten, die übrigens auch für das ehemalige Priesterhaus gelten. Die Gäste sollen das B esucherzentrum einzeln betreten, um den notwendigen Abstand voneinander zu halten. Eingang und Ausgang werden getrennt voneinander geöffnet. Zudem ist der Kassenbereich durch einen Spuckschutz gesichert, so Lang.

Außenbereich wieder frei zugänglich

Der Außenbereich der Grabkapelle, der aufgrund des großen Zuspruchs von Ausflüglern vor sechs Wochen gesperrt werden musste, wird am 11. Mai wieder freigegeben. „Wie immer wird das Gelände aber mit der Abenddämmerung geschlossen“, kündigt Lang an. Im Freien müssten die Besucher keine Maske tragen. „Aber wir gehen davon aus, dass die Gäste einfach den Mundschutz, den sie an der Kasse im Priesterhaus getragen haben, auflassen.“

Führungen sind derzeit wegen des Distanzgebotes noch nicht m öglich. Doch für die Grabkapelle entwickeln die Staatlichen Schlösser und Gärten aktuell „eine besondere Lösung“, heißt es. Denn die Eröffnung quasi mit angezogener Handbremse trifft die Schlösserverwaltung ins Mark: Eigentlich war aus Anlass des 200-jährigen Jubiläums der Grundsteinlegung der Grabkapelle ein umfangreiches Sonderprogramm in den nächsten Wochen geplant, um das „Monument ewiger Liebe“ nicht nur als schönes Ausflugsziel ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. Vor allem das Leben und Wirken Katharinas, die am 5. Juni 1824 in der Grabkapelle beigesetzt wurde, soll in den Fokus gerückt werden.

Beim Volk beliebte Wohltäterin

Als das junge Königspaar Wilhelm I. und Katharina frisch vermählt nach Württemberg kamen, waren die Württemberger schnell von der hübschen und klugen Königin begeistert. Für beide war es die zweite Ehe – und es war wohl eine Liebesheirat zwischen Cousin und Cousine. Als das Königspaar in dem Land, in dem durch Kriege, Schlechtwetter-Perioden und Missernten Hunger und Not herrschte, schnell sichtbare Maßnahmen ergriff, um soziale und wirtschaftliche Verbesserungen zu erreichen, wuchs die Begeisterung noch an. Der Aufbau und Ausbau von Schulen gehörte dazu, die Gründung des Stuttgarter Katharinenhospitals und der „Württembergischen Spar-Casse“, ein „Institut zum Besten der ärmeren Volksklasse“, dem Vorläufer der heutigen LBBW, aber auch die Stiftung des „Landwirtschaftlichen Hauptfestes“ in Cannstatt, die Keimzelle des Volksfestes.

Gerade mal drei Jahre nach der Hochzeit starb die junge Königin. Ihr überraschender Tod versetzte das ganze Land in große Trauer und Bestürzung. König Wilhelm I. ließ für den Bau ihres Mausoleums die Mauern der alten Stammburg der Herrscherfamilie über dem Neckar schleifen. Genau hier auf der Bergkuppe des Württembergs entstand die Grabkapelle für Katharina Pawlowna. Aus guten Grund: Der Württemberg mit seiner besonderen Atmosphäre und mit der grandiosen Aussicht weit in die Flusstäler von Neckar und Rems soll einer der liebsten Orte der Zarentochter gewesen sein.