Die Sängerhalle müsste grundlegend saniert werden – doch das Geld dafür fehlt. Foto: Sebastian Steegmüller

Für die dringend erforderliche Sanierung der Sängerhalle hat der Gemeinderat den beantragten Millionenzuschuss nicht bewilligt. Offenbar ist das Projekt bei den Etatberatungen völlig untergegangen.

Untertürkheim - D ie Enttäuschung bei der Chorge meinschaft Untertürkheim ist groß: Für die dringend erforderliche Sanierung der Sängerhalle hat der Gemeinderat den beantragten Millionenzuschuss nicht bewilligt. Offenbar ist das Projekt bei den Beratungen zum Doppelhaushalt 2020/2021 Ende vergangenen Jahres völlig untergegangen. Und das hat Folgen: „Durch die fehlenden Mittel ist die Chorgemeinschaft gezwungen, andere Wege zu suchen, um wenigstens die allerwichtigsten Arbeiten, welche sich im Rahmen von 750 000 Euro bewegen, durchführen zu können“, sagt Stephanie Eisenhardt, die Geschäftsführerin der Sängerhalle. Was leichter klingt, als es ist: „In Anbetracht der nur kostendeckenden Pachteinnahmen wird ein Kredit in dieser Höhe unbezahlbar.“

Dabei sah es Anfang November vergangenen Jahres noch gut aus: Erster Bürgermeister Fabian Mayer hatte dem Gemeinderat rechtzeitig zur ersten Lesung des städtischen Etats eine Mitteilungsvorlage präsentiert. Demnach wollte die Stadtverwaltung der Chorgemeinschaft, die Eigentümerin des Kultur- und Kongresszentrums ist, 1,9 Millionen Euro für die Sanierung der Sängerhalle zur Verfügung stellen: In 2020 sollte die über 30 Jahre alte Heizungsanlage durch neue Technik ersetzt werden (Kostenpunkt 333 000 Euro), 2021 dann die 858 000 Euro teure Erneuerung der Elektrik und des Bodenbelags in der Halle folgen. 2022/2023 war der Austausch der Lüftungs- und Klimaanlage, der Einbau einer Fotovoltaikanlage sowie die Erneuerung der Bühnentechnik und der restlichen Bodenbeläge geplant – für weitere 709 000 Euro.

Antrag zu spät eingereicht

„Die Maßnahmen“, erklärte Mayer in der Vorlage, „sind notwendig, um einerseits den geänderten technischen Anforderungen zu genügen und andererseits die Halle so zu ertüchtigen, dass der Hallenbetrieb auch künftig gesichert ist.“ Die Sängerhalle Untertürkheim habe für den Stadtbezirk die Funktion einer Stadthalle, in der zahlreiche Aktivitäten und kulturelle Veranstaltungen durchgeführt werden, betonte der Bürgermeister. Doch das Projekt wurde in den Haushaltsberatungen nicht thematisiert. Die Krux: Eine Berücksichtigung in der sogenannten Roten Liste – quasi die Wunschliste der Verwaltung – sei nicht möglich gewesen, weil der Antrag der Chorgemeinschaft nicht rechtzeitig vorlag, teilt das Referat Allgemeine Verwaltung, Kultur und Recht mit. Eine Diskussion über den vorgeschlagenen Zuschuss hätten folglich die Fraktionen anstoßen müssen. „Der Gemeinderat ist frei, welche Themen und Anträge er in den Haushaltsplan-Beratungen aufgreift“, heißt es aus Mayers Referat. Doch den Fraktionen war die Dringlichkeit des Projektes offenbar gar nicht bewusst. Eisenhardt räumt selbstkritisch ein, wohl nicht genügend Lobbyarbeit geleistet zu haben.

Verein nun unter Druck

Die Situation setzt den rund 200 Mitglieder zählenden Verein unter Druck. Allein um die gut 50 Jahre alte Elektrik der Küche, in der es übrigens keinen einzigen Fehlerstrom-Schutzschalter gebe, halbwegs auf den aktuellen technischen Stand zu bekommen, müssten Mittel von rund 150 000 Euro aufgetrieben werden, berichtet Eisenhardt. „Eine vollständig neue, zeitgemäße Küche bewegt sich im Rahmen von mindestens 400 000 Euro.“

Der Ersatz der über 30 Jahren alten, störanfälligen Ölheizung schlage mit mindestens 200 000 Euro zu Buche. „Schön wäre es, wenn wir diese Mittel so schnell als möglich auftreiben könnten, um zumindest diesen Sommer die Heizungsanlage auszutauschen. Dann könnten wir auch noch die auf dieses Jahr begrenzten Fördermöglichkeiten auszuschöpfen. Der Austausch der Heizungsanlage könnte im laufenden Betrieb geschehen“, schildert Eisenhardt. Für die Erneuerung der Elektrik und der Küche müsste die Halle für eine gewisse Zeit geschlossen werden, was ebenfalls in der Sommerpause geschehen könnte.

Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos

Alle anderen Arbeiten wie Klima- und Lüftungsanlage, Bühnentechnik, über 1000 Quadratmeter Bodenbelag, Solaranlage, behindertengerechter Zugang „und noch ein bisschen Kleinkram können geschoben werden, räumt die Geschäftsführerin der Sängerhalle ein. Betont aber zugleich: „Dann darf nichts kaputt gehen.“

Ganz hoffnungslos ist die Lage für die Chorgemeinschaft jedoch nicht: „Der Gemeinderat kann das Thema jederzeit aufgreifen“, räumt die Verwaltung ein. Der Verein müsste dafür auf die Fraktionen zugehen. Zudem heißt es: Die 2018 im städtischen Haushalt eingestellten und von der Chorgemeinschaft noch nicht abgerufenen Mittel für die Sanierung der Küche der Sängerhalle könnten in das Jahr 2020 übertragen werden „und stehen damit zur Verfügung“. Falls der Verein beabsichtige, die Auszahlung dieser 125 000 Euro in diesem Jahr zu beantragen, „würde die Verwaltung dem Gemeinderat aufgrund der Höhe der Zuwendung eine Beschlussvorlage zur Entscheidung vorlegen“.