Außenminister Heiko Maas sprang den angefeindeten Franzosen auf Twitter zur Seite. Foto: dpa/Bernd von Jutrczenka

Gibt es im Saarland Franzosen-Feindlichkeit in Zusammenhang mit dem Coronavirus? Französisch Politiker berichten davon, dass ihre Landsleute in dem benachbarten Bundesland teils „wie Aussätzige“ behandelt würden.

Paris - Französische Politiker beklagen Anfeindungen gegen Französinnen und Franzosen wegen des Coronavirus im Saarland. „Ich kenne viele Menschen in meinem Wahlkreis, die sehr verärgert über die Deutschen sind, die mehr als abfällige Bemerkungen über die Franzosen gemacht haben“, sagte Christophe Arend, Abgeordneter aus Forbach in Paris, der Zeitung „Le Parisien“ am Montag. Französische Grenzgänger seien in ihren deutschen Unternehmen „wie Aussätzige“ behandelt worden. Bei Deutschen, die in Frankreich leben, aber in Deutschland arbeiten, sei es ähnlich gewesen. Einige Grenzpendler, würden in Deutschland aus Geschäften oder Tankstellen geworfen.

Der Bürgermeister der grenznahen Gemeinde Gersheim, Michael Clivot, hatte bereits Ende März in einer Videobotschaft Anfeindungen verurteilt. Es habe sich „eine gewisse Feindseligkeit gegenüber unseren französischen Freunden breit gemacht“, sagte Clivot darin. Das Saarland sei aber mehrheitlich solidarisch, freundschaftlich und kollegial, und stelle sich gegen solche Auswüchse, betonte der Bürgermeister dann am Wochenende auf Facebook. Die Versorgung französischer Patienten sei „ein wahrer Akt von Solidarität“. „Und diese Solidarität lassen wir uns von Einzelnen nicht kaputt machen“, schrieb Clivot.

Deutschlands Außenminister Heiko Maas (SPD) hatte Anfeindungen am Wochenende verurteilt. „Es tut weh zu sehen, wie unsere französischen FreundInnen wegen Covid-19 bei uns teils beleidigt und angegangen werden“, schrieb er auf Twitter. Das ginge gar nicht. „Wir sitzen im selben Boot!“, fügte er hinzu. „Diese Entschuldigung ist willkommen, sie zeigt, dass Deutschland die Beschwerden der französischen Bürger sehr ernst nimmt“, reagierte Arend auf Maas’ Tweet.

Das Robert Koch-Institut hatte im März die an Deutschland grenzende Region Grand Est zum Risikogebiet erklärt. Das hatte die Franzosen irritiert. Grand Est ist neben dem Großraum Paris in Frankreich mit am schlimmsten von der Covid-19-Pandemie betroffen. Politikerinnen und Politiker aus Deutschland und Frankreich fordern zudem die Öffnung der Grenzen. Seit Wochen sind einige kleine Grenzübergänge im Saarland geschlossen, Pendler müssen teils riesige Umwege fahren.