Der Abstand zwischen der Bahnsteigkante und dem Einstieg in die S-Bahn beträgt mehrere Zentimeter – für Rollstuhlfahrer ein schier unüberwindbares Hindernis. Foto:  

Die Deutsche Bahn plant den barrierefreien Umbau des S-Bahnhofs Obertürkheim. Eine schnelle Umsetzung ist jedoch nicht zu erwarten: Die Fertigstellung wird nicht vor dem Jahr 2028 erfolgen.

Obertürkheim - Es war eine erfreuliche Nachricht, die ku rz vor den Sommerferien aus dem Verkehrsausschuss des Regionalverbandes zu vernehmen war: Die S-Bahnstation Obertürkheim gehört zu jenen elf Haltepunkten in Stuttgart (Zuffenhausen, Neuwirtshaus und Weilimdorf) und dem Umland (Backnang, Kornwestheim, Oberesslingen, Esslingen-Zell, Altbach, Korntal und Ditzingen), die die Deutsche Bahn in den kommenden zehn Jahren barrierefrei umgestalten will. Die weniger gute Nachricht lautet: Die Obertürkheimer werden noch eine ganze Weile darauf warten müssen. Wie ein Bahnsprecher einräumt, geht das Unternehmen derzeit von einer voraussichtlichen Fertigstellung im Jahr 2028 aus.

Noch immer sind zahlreiche Stationen im Stuttgarter S-Bahn-Netz für mobilitätseingeschränkte Menschen ohne Hilfe ungeeignet. In Obertürkheim können sie zwar dank der Aufzüge auf die Bahnsteige 5 und 6 gelangen, der Ein- und Ausstieg in die S-Bahnen jedoch ist ein Problem: Deren Automatiktüren liegen deutlich über dem Niveau der Bahnsteigkante – und diesen großen Abstand von gut 20 Zentimetern kann auch der ausfahrbare Schiebetritt nicht überbrücken. Weshalb er erst gar nicht zum Einsatz kommt. Diesen baulichen Missstand will die Bahn auf lange Sicht beseitigen.

Bahnsteige müssen erhöht werden

Laut dem Konzernsprecher soll im Obertürkheimer S-Bahnhof „die vollständige Barrierefreiheit hergestellt werden“ – indem man einen stufenlosen Einstieg in die Fahrzeuge gewährleistet. „Dazu erhalten die Bahnsteige die passende Höhe von 96 Zentimetern über der Schienenoberkante.“ Derzeit sind sie 76 Zentimeter hoch. Die Planungen für die Maßnahme sollen 2021 beginnen, kündigt er an. Und die werden viel Zeit in Anspruch nehmen: „Die Dauer der Umsetzung hängt zum einen von dem Planrechtsverfahren sowie von dem Maßnahmenumfang ab“, erläutert der Bahnsprecher. Die entscheidende Frage sei, ob die bestehenden Bahnsteige erhöht werden können oder neu gebaut werden müssen.

In der Regel würden vergleichsweise Maßnahmen eine Bauzeit von ein bis zwei Jahren beanspruchen, berichtet der Bahnsprecher und betont: „Die Fahrgäste sollen so wenig wie möglich Einschränkungen durch die Arbeiten haben.“ Es sei deshalb vorgesehen, dass die Bauarbeiten „sozusagen unter dem rollenden Rad ausgeführt werden“.

Welchen Betrag die Bahn in den S-Bahnhof Obertürkheim investieren wird, ist unklar. „Wegen der noch ausstehenden Planungen können wir noch keine Angaben zu den Baukosten machen.“ Neben dem Umbau des Bahnsteigs seien auch eine Erneuerung der Wegeleitung und der Bahnsteigausstattung vorgesehen. So fehlen an den Bahnsteigkanten die tastbaren Leitstreifen in den Böden, die Blinden und Sehbehinderten die Orientierung ermöglichen.