In der S-Bahn nach Ludwigsburg geraten am Montag zwei Männer aneinander, es entbrennt eine Schlägerei. Eine Augenzeugin beschreibt, wie wichtig die Zivilcourage der Fahrgäste war.
Es ist eine Szene, die bei vielen Menschen ein ohnehin schon vorhandenes subjektives Gefühl der Unsicherheit noch verstärkt hätte. Zwei Männer haben am Montagabend in der S-Bahn eine Schlägerei begonnen, die erst am Bahnhof in Ludwigsburg beendet wurde. Für eine Frau aus Remseck steckt dahinter aber mehr als Chaos, Angst und Gewalt. Sie ist tief beeindruckt davon, wie schnell mutige Fahrgäste einschritten und die Situation unter Kontrolle brachten – und berichtet deswegen, was in der S-Bahn bei Ludwigsburg passiert ist.
Die 53-Jährige ist am Montagabend in der S5, als die zwei Männer im Türbereich der S-Bahn aneinander geraten. „Als ich zum ersten Mal hingeguckt habe, standen sie sich gegenüber und hatten sich gegenseitig an den Oberarmen gepackt“, erinnert sich die Augenzeugin. „Im Abteil war es totenstill, aber jeder wusste: Jetzt passiert gleich was.“ Sie steht einen Türbereich entfernt, zwischen den beiden Männern und ihr liegen also etwa fünf, sechs Meter. „Kurz davor bin ich durch diese Zone gegangen, beinahe hätte ich also im Gefahrenbereich gestanden.“
Attacke in der S-Bahn Stuttgart
Dann geht alles schnell: Nur wenige Sekunden, nachdem sie die Männer sieht, geht der erste Fahrgast dazwischen. „Es hat mich beeindruckt, wie schnell der Mann die Situation erkannt und reagiert hat“, sagt sie. Nach ihrer Erinnerung verschiebt sich die Rangelei zu einem Vierersitz, wo eine Frau sitzt – die nun um Hilfe ruft. Weitere Fahrgäste kommen dazu, die Lage wird unübersichtlich. „Da war ich als Beobachterin verwirrt, welcher der Männer Angreifer war und wer die Situation deeskalieren wollte.“
Kurz darauf fährt die S-Bahn am Ludwigsburger Bahnhof ein, die Szenerie verlagert sich nach draußen. Auch die Augenzeugin steigt aus, doch was genau auf dem Bahnsteig passiert, bekommt sie nicht mehr mit. „Als Frau konnte ich nicht viel ausrichten, außerdem hatte ich kein Handy dabei, um die Polizei zu rufen“, sagt sie. Deshalb macht sie sich auf den Weg raus aus dem Bahnhof, die Treppen hinunter, schnell weg.
Kurz nachdem sie den Bahnhof verlassen habe, seien dort zwei oder drei Polizeiautos angefahren gekommen – „auch, dass die Polizei so schnell vor Ort war, habe ich positiv in Erinnerung“.
Bundespolizei ermittelt wegen Körperverletzung
Im Polizeibericht ist von Beleidigungen, einer Kopfnuss und Faustschlägen zwischen den Männern zu lesen. Gegen die Tatverdächtigen ermittelt die Bundespolizei nun wegen des Verdachts der Körperverletzung. Zum Einschreiten der anderen Leute steht im Bericht nur ein Satz: „Couragierte Fahrgäste griffen schließlich ein und trennten die beiden Männer bis zum Eintreffen der Bundespolizei voneinander.“
Zumindest für die Augenzeugin bleibt von dem Vorfall mehr als nur der Schock über die Gewalt. Denn er endet eben nicht in einem Exzess, am Ende gibt es keine Verletzten. Es ist eine Geschichte, in der Zivilcourage siegt und die zeigt: Wir leben in einer sicheren Region und selbst wenn etwas passiert, gibt es viele Menschen, die einschreiten. „Die Fahrgäste haben so viel Geistesgegenwart und Mut gezeigt, sich ohne zu zögern einzumischen. Das finde ich wirklich beachtlich.“