Der russische Außenminister Sergej Lawrow Foto: dpa/Maxim Shemetov

„Wir helfen dem ukrainischen Volk, sich von dem absolut volks- und geschichtsfeindlichen Regime zu befreien“, sagt Russlands Außenminister Lawrow. Der ukrainische Präsident Selenskyj reagiert prompt.

Russlands Außenminister Sergej Lawrow hat im Gegensatz zu früheren Äußerungen erklärt, dass Russland den Sturz der ukrainischen Regierung anstrebt. „Wir helfen dem ukrainischen Volk auf jeden Fall, sich von dem absolut volks- und geschichtsfeindlichen Regime zu befreien“, sagte Lawrow am Sonntag in Kairo. Das russische und ukrainische Volk würden künftig zusammenleben.

Der ukrainische Präsident Wolodymr Selenskyj sagte indes, sein Land werde sich nicht einschüchtern lassen. „Jetzt die Einheit zu bewahren, gemeinsam für den Sieg zu arbeiten, ist die wichtigste nationale Aufgabe, die wir zusammen bewältigen müssen“, sagte Selenskyj am Sonntag in seiner nächtlichen Videobotschaft. Die Ukraine werde am 28. Juli ihren Nationalfeiertag festlich begehen. Vor seinem Land liege eine wichtige Woche inmitten des grauenhaften Krieges. Weiter werde alles unternommen, um dem Feind den größtmöglichen Schaden zuzufügen. Sogar die Russen erwarteten, dass die Ukraine gewinnen werde, so Selenskyj weiter. „Nur diejenigen, die die wahre Geschichte nicht kennen und ihre Bedeutung nicht spüren, konnten sich entscheiden, uns anzugreifen.“

Russland droht mit Besetzung weiterer Gebiete

Die russische Führung hat in den vergangenen Tagen öffentlich ihre Position im Ukraine-Krieg verschärft. So drohte Lawrow am Mittwoch mit der Besetzung weiterer Gebiete auch außerhalb des Donbass. Angesichts der westlichen Waffenlieferungen und deren höherer Reichweite sei es nötig, die Kiewer Truppen weiter abzudrängen von den Gebieten Donezk und Luhansk im Osten der Ukraine, die Moskau als unabhängig anerkannt hat.

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock warf Russland Propaganda vor. „Russland benutzt jedes Mal ein anderes Argument. Diesmal sagen sie, es sei wegen der militärischen Unterstützung“, sagte die Grünen-Politikerin in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview mit der Deutschen Welle.

Kriegsziele des Kreml sind, dass die Ukraine die Gebiete Donezk und Luhansk abtritt und die bereits 2014 von Russland annektierte Krim als russisch anerkennt.

Mit seiner Ankündigung, die politische Führung in Kiew auswechseln zu wollen, widerspricht Lawrow auch eigenen Aussagen vom April. „Wir haben nicht vor, das Regime in der Ukraine zu wechseln“, sagte der russische Chefdiplomat damals in einem Interview mit dem Fernsehsender India Today. Es sei Aufgabe der Ukrainer zu entscheiden, unter welcher Führung sie leben wollten, versicherte Lawrow damals.