Ein toter Fisch liegt am Strand von Khalaktyr auf der Halbinsel Kamtschatka zwischen verendeten Seesternen. Foto: Dmitry Sharomov/Greenpeace Russi/dpa

Seit Tagen werden zahllose tote Tiere an die Küste der russischen Halbinsel Kamtschatka gespült. Auch Einwohner klagen über Vergiftungserscheinungen. Nachdem sich erste Vermutungen über die Ursache als offenbar falsch herausstellten, präsentieren die Behörden nun eine neue Erklärung.

Moskau - Das mysteriöse Massensterben von Meerestieren vor der Küste der Halbinsel Kamtschatka hat nach Angaben eines russischen Experten eine natürliche Ursache. Erste Analysen von Wasserproben hätten eine „hohe Konzentration“ der Mikro-Alge Gymnodinium nachgewiesen, erklärte der stellvertretende Leiter der Russischen Akademie der Wissenschaften, Andrej Adrijanow.

Nach seinen Angaben produzieren diese Algen ein Toxin mit verheerenden Auswirkungen auf wirbellose Tiere. Auch bei Menschen kann sie demnach Gesundheitsprobleme auslösen.

Einwohner klagen über Augenbrennen und Erbrechen

Einwohner Kamtschatkas hatten zuvor tagelang Alarm geschlagen. Sie berichteten von hunderten toten Meerestieren und litten selbst unter Augenbrennen und Erbrechen. Die Behörden leiteten Ermittlungen ein, als Ursache vermuteten sie giftige Chemikalien aus Sowjetzeiten, die in der Nähe der Strände lagerten. In Medienberichten war auch von giftigem Raketentreibstoff einer nahe gelegenen Militäreinrichtung die Rede.

Lesen Sie hier: Klimawandel verstärkt Bodenerosion in Sibirien

Adrijanow schloss derartige Hypothesen nun aus. Das Phänomen der Algenkonzentration sei für die Halbinsel „keine Seltenheit“, sagte er. Er fügte hinzu, die Natur werde sich „von allein und sehr rasch“ wieder regenerieren. „Es genügt zu warten, das Phänomen wird von selbst wieder verschwinden.“

Dagegen hatte Greenpeace beklagt, dass sich die „Situation nicht verbessert“. Nach wie vor würden in der Bucht tote Tiere angeschwemmt. Die Umweltschutzorganisation hat demnach tote Seesterne und Seeigel gesammelt, um sie untersuchen zu lassen. Sie geht davon aus, dass sich in ihrem Gewebe leichter Giftstoffe analysieren lassen als im Meereswasser.

Lesen Sie auch: Hohe Temperaturen in Sibirien – Der Klimawandel trifft die Arktis besonders hart