Zahlreiche tote Möwen am Ufer des Neckars Foto: privat

Das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart legt bei der Untersuchung der Kadaver, die am Sonntag an der Schleuse Obertürkheim gefunden wurden, den Fokus auf das Virus.

Beamte der Wasserschutzpolizei haben am Sonntag an der Schleuse Obertürkheim rund 50 tote Möwen entdeckt. Die Vögel schwammen im Wasser, lagen am Ufer und teilweise auch auf der Wehrmauer. Der Großteil der Tiere, die keine äußerlichen Verletzungen aufwiesen, wurde zur Kleintierkadaversammelstelle in der Wartbergstraße gebracht, zwei Möwen werden jedoch derzeit von den Experten des Chemischen und Veterinäruntersuchungsamts Stuttgart, das seinen Sitz in Fellbach hat, genauer unter die Lupe genommen. „Wir können noch nicht mit letzter Sicherheit sagen, woran die Möwen gestorben sind“, sagt Stadtsprecher Sven Matis. „Wir gehen dem Verdacht nach, dass Influenzaviren der Auslöser waren.“

Zwei infizierte Schwäne in Tübingen

Die Geflügelpest sei in diesem Winter lediglich bei einzelnen Tieren festgestellt worden, sagt Jonas Esterl, Sprecher des Ministeriums für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz. Unter anderem wurde am 5. Januar bei zwei Schwänen am Stauwehr Kirchentellinsfurt und in Tübingen-Lustnau das Virus amtlich nachgewiesen – und umgehend darauf reagiert. Bis vorerst 31. März gilt im gesamten Landkreis Tübingen eine Stallpflicht für Geflügel. Ziel ist es, jeden direkten oder indirekten Kontakt zwischen Nutztieren und Wildvögeln möglichst auszuschließen. „Ein Ausbruch bei gehaltenen Vögeln und Geflügel wurde in diesem Winter bisher in Baden-Württemberg nicht festgestellt“, sagt Jonas Esterl.

Zuletzt wurde am Dienstag, 7. Februar, im Kreis Böblingen eine Stallpflicht ausgesprochen. Zwei infizierte Graugänse in Leonberg und ein Turmfalke in Hildrizhausen lösten die Maßnahme aus. Auch sie gilt vorerst bis 31. März. Droht auch in der Landeshauptstadt eine sogenannte Aufstallungszone, sind die Freigehege in der Wilhelma bald für zahlreiche Vogelarten tabu? „Vorsorglich haben wir Einrichtungen informiert, die betroffen sein könnten. Bevor wir Maßnahmen beschließen, brauchen wir genaue Erkenntnisse, worum es sich handelt“, sagt Stadtsprecher Matis. „Wer in Wassernähe tote Vögel findet, soll dies bitte Polizei oder der Veterinärbehörde melden“, so Matis. Ministeriumssprecher Esterl empfiehlt zudem, die Tiere „auf keinen Fall“ zu berühren.

Keine Erkrankung von Menschen in Deutschland bekannt

Für Bürgerinnen und Bürger, die sich am Neckar aufhalten, gibt es ansonsten derzeit nichts zu beachten. Unter der Vogelgrippe versteht man laut Robert-Koch-Institut (RKI) in erster Linie eine hochansteckende Erkrankung durch Influenza A-Viren bei Vögeln. Beim Menschen könne eine Krankheit zwar sehr schwer verlaufen, die Übertragung vom Tier sei jedoch nicht so leicht. In Deutschland ist bislang keine entsprechende Erkrankung bekannt geworden. „Nach bisherigen Erfahrungen scheint es nur bei engem Kontakt mit erkrankten oder verendeten Vögeln sowie deren Produkten oder Ausscheidungen zur Übertragung der Viren vom Tier auf den Menschen zu kommen“, so die Einschätzung des RKI. Darüber hinaus gebe es derzeit weltweit keine Hinweise für eine fortgesetzte Mensch-zu-Mensch-Übertragung mit aviären Influenzaviren.