Susanne Hennig-Wellsow war als Linken-Chefin 14 Monate im Amt. Foto: PublicAd/Thomas Stolte

Susanne Hennig-Wellsows Rücktritt ist die Kapitulation vor einer Partei, die keine Kraft findet, sich zu erneuern, kommentiert Katja Bauer.

Drei Wochen ist es her, da hatte Susanne Hennig-Wellsow einen traurigen Auftritt in einer Talkshow. Der Moderator fragte nach Steuerplänen ihrer Partei. Die Linken-Chefin geriet ins Schleudern. Aber zu sehen war auch: Hier ist ein Mensch des Schauspiels müde. Menschlich ist Hennig-Wellsows Rücktritt nach nur 14 Monaten im Amt nachvollziehbar. Politisch ist er die Kapitulation vor einer Partei, die trotz aller Warnsignale keine Kraft findet, sich zu erneuern. Die Linke steht am Abgrund. Leuten wie Hennig-Wellsow war das schon vor einem halben Jahr klar.

Einzige Oppositionspartei links der Ampel

Von Erneuerung ist seitdem trotzdem keine Spur. Inhaltlich zerfiel die Partei. Die einstige Ikone Lafontaine trat aus, die Galionsfigur Wagenknecht geht politisch eigene Wege. Und nun wird die Partei von einem Sexismusskandal erschüttert. Dass mit Janine Wissler ausrechnet die Vorsitzende bleibt, die darin eine Rolle spielt, macht die Lage prekärer. Doch wer sich über den Niedergang der Linken freut, sollte nachdenken. Im Parlament sitzt sie als einzige Oppositionspartei links der Ampel. Eine solche Stimme im demokratischen Spektrum hat nicht nur ihre Berechtigung, sie ist bitter nötig.