Ministerpräsident Kretschmann ist ein G8-Befürworter. Foto: dpa/Bernd Weißbrod

Baden-Württembergs Ministerpräsident hat vor einer Rückkehr zum Gymnasium in neun Jahren wie etwa in Bayern gewarnt. Kritik am G8-Abitur weist er zurück.

Alle Eltern und Lehrkräfte, die sich per Volksantrag für G9 einsetzen, sollten genau überlegen, ob sie den „Rückwärtsgang“ einlegen wollten. „Ich würde davon abraten“, sagte der Grüne am Dienstag in Stuttgart. „Ich bin ein sehr klarer Befürworter von G8.“ Er habe sich schon schwer getan, die Modellversuche mit beiden Zügen an 43 allgemeinbildenden Gymnasien zu verlängern. Wissenschaftliche Untersuchungen belegten, dass weder das Freizeitverhalten noch die Ergebnisse der G8-Schüler diese Kritik rechtfertigten. Es gehe eher mal wieder darum „am Gewohnten festzuhalten“.

Der Regierungschef verwies darauf, dass der Weg in acht Jahren zum Abitur internationaler Standard sei. Er räumte ein, dass die Reform Anfang der 2000er Jahre „sehr abrupt“ eingeführt worden sei.

Auch sei an den Bildungsplänen zunächst nicht viel geändert worden, sodass die Schülerinnen und Schüler den gleichen Stoff in acht Jahren bewältigen sollten. „Das war ein schwerer Webfehler.“ Das habe sich aber inzwischen geändert. Die Elterninitiative „G9 jetzt“ hatte am Samstag die Sammlung von Unterschriften für einen Volksantrag für die Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium gestartet.

Weiterbildung statt längere Schulzeit

Kretschmann sagte, bei einer Rückkehr zu G9 würden zusätzliche 1000 bis 2000 Lehrerstellen gebraucht. „Dann geht das wieder ins Gymnasium“, warnte der Grüne. Dabei müssten andere Schularten in den Mittelpunkt gerückt werden. Die schwachen Ergebnisse der Viertklässler in der IQB-Studie zeigten zum Beispiel, dass die Grundschulen gestärkt werden müssten.

Grundsätzlich sei er dagegen, die Ausbildungszeiten wieder zu verlängern. Den Spruch, „was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr“ müsse man „in die Mülltonne treten“. Die Menschen müssten sich daran gewöhnen, im Laufe ihres Lebens immer wieder Weiterbildungsphasen einzubauen, weil die Arbeitswelt sich stark verändere.