Mario von Jascheroff, die deutsche Stimme der Micky Mouse, mit den Tiktok-Stars Emilia und Letizia alias Twins on Ice auf dem roten Teppich des Internationalen Trickfilmfestivals in Stuttgart. Foto: Klaus Schnaidt

Sie verdienen viel mehr als ihr Vater, posten täglich einen Film: Mit 2,3 Millionen Followern bei Instagram zählen die Twins on Ice zu den Mega-Stars im Netz. Bei der Premiere von „Dalia“ treffen die 15-Jährigen im Gloria-Kino auf die deutsche Stimme von Micky Maus.

Daniela Katzenberger ist angekündigt für die Premiere des Animationsfilms „Dalia und das rote Buch“, doch sie hat kurzfristig abgesagt. Der rote Teppich des Internationalen Trickfilmfestivals Stuttgart muss am Sonntag ohne das schillernde Reality-Sternchen auskommen, die Fotografen auch.

Dafür kommen zwei Schweizer Zwillingsschwestern, die 15 Jahre alt sind und mit 2,3 Millionen Menschen auf Instagram sogar noch mehr Follower haben als die „Katze“ – Tendenz: täglich steigend. Emilia und Letizia, die sich Twins on Ice nennen, sind Tiktok-Mega-Stars. Angefangen hat ihre Karriere mit Videos als Schlittschuhläuferinnen.

Selfie mit den Twins sind begehrt

Auf dem roten Teppich im Stuttgarter Gloria-Kino haben die Twins viel zu tun. Fast jedes Kind, das zur Premiere gekommen ist, will ein Selfie mit Emilia und Letizia. Mit ihren Eltern und ihrer jüngeren Schwester sind die Zwillinge aus Basel nach Stuttgart angereist. Sie werden live vom Trickfimfestival für ihr Millionenpublikum berichten. „Das geht nur, wenn ein Elternteil dabei ist“, sagt der Vater, „denn TikTok ist sehr streng, wenn die Influencerinnen noch nicht volljährig sind.“

Die Twins on Ice wiederum wollen ein Foto mit dem 65-jährigen Mario von Jascheroff, als sie hören, dass der Berliner die deutsche Stimme von Micky Maus ist. Auch bei jungen Menschen ist die wohl berühmteste Zeichentrickfigur der Welt beliebt. Der aus der Hauptstadt angereiste von Jascheroff macht gleich mal vor, wie piepsig Micky spricht.

Die Stuttgarter Filmproduzenten Timo Joh Mayer (links) und Ekrem Engizek mit Synchronsprecher Mario von Jascheroff (Zweiter von links) und Moderator Mustafa Göktas. Foto: Klaus Schnaidt

Der Berliner Schauspieler und Synchronsprecher hat in den 1990ern beim Disney-Casting das Rennen für die legendäre Maus gemacht. Zum Trickfilmfestival ist Mario von Jascheroff angereist, weil er die deutsche Fassung des Animationsfilms „Dalia und das rote Buch“ geschrieben hat. Das Original stammt aus Argentinien und Peru. Die Stuttgarter Produzenten Timo Joh Mayer und Ekrem Engizek haben den Film für den deutschsprachigen Markt gekauft und wollen ihn im Herbst in den Kinos groß herausbringen. Nach ihrem Knastfiln „Haps“, einer harten Kost über Hass und Gewalt, haben sie das Genre gewechselt zu einer Produktion für Kinder, deren Deutschland-Premiere am Sonntag beim ITFS gefeiert wird.

Erzählt wird die Geschichte der kleinen Dalia, deren Vater, ein bekannter Schriftsteller, gestorben ist. Dalia findet das unvollendete Rote Buch des Vaters. Das Kind wird entführt und in dieses Buch hineingezogen. Dalia muss das Manuskript zu Ende schreiben, sonst löst sich alles ins Nichts auf. Die Kinder von heute kennen die unendliche Geschichte von Michael Ende nicht, die in dem neuen Animationsfilm anders und durchaus überraschend erzählt wird.

Selbst der Vater hat es schwer, die Zwillinge auseinanderzuhalten

Auf dem roten Teppich tanzen die Twins on Ice, was später über Netz in die TikTok-Welt geschickt wird. Ihr Vater ist Werkstattleiter und sagt: „Meine Töchter verdienen viel mehr als ich.“ Die Werbeeinnahmen sind hoch, die Summen richten sich nach den Follower-Zahlen. Das Geld werde auf einem Konto angelegt, aber die Zwillinge dürften sich auch Wünsche erfüllen. „Ihnen gefällt es, sich Designer-Handtaschen zu kaufen“, sagt der Vater, der nun eine TikTok-Agentur gegründet hat. So ähnlich sehen sich Emilia und Letizia, dass es selbst der Vater mitunter schwer hat, sie auseinanderzuhalten. „Doch nun schminken sie sich ein wenig anders, weshalb ich sie unterscheiden kann.“

Die Twins on Ice tanzen auch auf dem roten Teppich in Stuttgart. Foto: Klaus Schnaidt

TikTok, sagt der Vater, verlange, dass die Stars des Portals fünf Filme posten – täglich! Da die Töchter noch zur Schule gehen, sei dies nicht möglich. Aber täglich wird’s immerhin ein Video, meist mit Tanzszenen. Obendrein singen die Twins, deren Leben die ARD zum Thema eine Films gemacht hat, auch noch und nehmen den Song in Kürze auf.

Der Ehrgeiz komme nicht von den Eltern, versichert der Vater. Sie selbst hätten mit dem Filmen angefangen, die ersten Jungs stehen daheim auf der Matte, berichtet er, was bei Mädchen mit 15 Jahren wohl so sein müsse. Das ist für jeden Vater hart. Doch der Vater der Twins ist froh, dass seine Töchter anderes zu tun haben. „Noch sind ihnen ihre Filme wichtiger“, sagt er – was ihm sehr recht sei.