Ins Landschaftsschutzgebiet oberhalb der Wohnhäuser am Egerweg und weithin sichtbar will die Netze BW den zehn Meter hohen Wasserbehälter bauen. Quelle: Unbekannt

Von Alexander Müller

Für zwei Millionen Euro will die Netze BW einen neuen Trinkwasser-Hochbehälter oberhalb des Egerwegs in Rohracker bauen. Dagegen regt sich ein großer Bürgerprotest. Schließlich soll das zehn Meter große Gebäude mitten im Landschaftsschutzgebiet entstehen, an exponierter Stelle. „Der neue ‚Leuchtturm‘ wird ganz Rohracker überstrahlen“, ist Peter Bach überzeugt. Zudem liegt der Standort in der Frischluftschneise und würde auch einige Gebäude beschatten.

Derzeit liegt das Verfahren beim zuständigen Baurechtsamt, „alles lief ganz heimlich ab“, sagt Bach. Erst nachdem zahlreiche Anwohner im unterhalb gelegenen Wohngebiet Einsprüche erhoben haben, hätte die Netze BW zu einem Informationsabend eingeladen. „Dabei hat OB Fritz Kuhn sich immer die kommunale Bürgerbeteiligung auf die Fahne geschrieben“, schüttelt Bach mit dem Kopf.

Der Ärger der Anwohner entfacht sich vor allem am geplanten Standort. Dieser liegt unmittelbar oberhalb der Gebäude Nummer 21 und 29 des Egerwegs an einem kleinen Feldweg - „mitten im Landschaftsschutzgebiet“. Eine solch massive Bebauung verletze die im Zuge der Wohnbebauung Anfang der 1980er-Jahre festgelegte Landschaftsschutzverordnung für das Gebiet Burghalde-Allmendhäule massiv. Schließlich soll der neue Trinkwasser-Hochbehälter 20 Meter breit, 12 Meter tief und 10 Meter hoch sein. Dadurch wird aus Sicht der Bürgerinitiative ein weiterer zentraler Punkt im Zuge des Bebauungsplans verletzt. Das Gebäude steht direkt am oberen Ende der Frischluftschneise, die damals zwingend festgelegt wurde. Diese erstreckt sich eben von jener Landschaftskuppe hinunter ins Tal bis zum Friedhof und darüber hinaus.

Und nicht zuletzt würde der Hochbehälter auch wie ein „Leuchtturm“ an der exponierten Lage über Rohracker thronen. Mit der vorgelagerten Schutzmauer würde er den Anblick des Stadtteils massiv beeinflussen und nicht zuletzt auch unterhalb gelegene Häuser massive beschatten, die auch über Photovoltaikanlagen verfügen.

„Wir sind grundsätzlich nicht gegen einen neuen Trinkwasserspeicher“, stellt Bach klar, aber „nicht an dieser exponierten Stelle“. Vielmehr können sich die Anwohner einen anderen Standort vorstellen, schließlich habe die Netze BW insgesamt sechs untersucht. Zudem soll der Trinkwasser-Behälter in der Erde versenkt werden, wie es auch üblich sei.

Inzwischen hat die Netze BW teilweise bereits Zugeständnisse gemacht. „Wir werden untersuchen, ob wir zumindest einen Teil des Neubaus in der Erde versenken können“, sagt Pressesprecher Hans-Jörg Groscurth. Ganz sei dies jedoch nicht möglich, um den nötigen Druck aufbauen zu können. Dies sei aufgrund der topografischen Gegebenheiten in der Landeshauptstadt einer der zentralen Punkte für einen Standort. 44 solcher Trinkwasser-Behälter gibt es in Stuttgart - mehr als in anderen Großstädten. „Das zeigt die große Bedeutung der Wasserversorgung“. Der Neubau in Rohracker sei unausweichlich, schließlich ist die alte Anlage oberhalb des Endes der Rohrackerstraße 100 Jahre alt. Mit zwei großen Edelstahltanks fasst dieser 500 Kubikmeter Wasser, doppelt so viel wie die alte Anlage. 3500 Einwohner sollen in Zukunft von hier aus versorgt werden. Die Einwände will das Versorgungsunternehmen durchaus ernstnehmen. Deshalb wird der Neubau von außen auch wie eine Scheune gestaltet, die sich ins Landschaftsbild einfüge. Grundsätzlich habe man sich dazu entschlossen relativ früh im Verfahren ein Baugesuch zu stellen, „um zu sehen, ob an dieser aus unserer Sicht optimalen Stelle ein Hochbehälter möglich ist“, betont Groscurth. Sollte das städtische Baurechtsamt zustimmen soll der eigentliche Bau 2019 begonnen werden.