Schorndorfs OB Bernd Hornikel (links) feiert mit Trainer und Vorstand Sedat Sevsay (rechts) und Co-Trainer Jörg Sänger den deutschen Vizemeister im Ringen. Foto: Eva Herschmann

Die Ringer des ASV Schorndorf trocknen nach der Finalniederlage ihre Tränen – und feiern mit ihren Fans und dem Oberbürgermeister die deutsche Vizemeisterschaft.

Die Fans haben ihre Helden trotz der Niederlage mit lautem Jubel begrüßt. Mehr als 100 Anhänger der Ringer des ASV Schorndorf sind am Sonntagvormittag mit Fahnen und blauen Vereinsschals mit der Aufschrift „Remstal-Stolz“ auf den Marktplatz gekommen, um den neuen deutschen Vizemeister zu feiern. Am Abend davor hatte die Mannschaft um Trainer Sedat Sevsay das Finale um den nationalen Titel in der Stuttgarter Scharrena knapp gegen die Ringer des ASV Mainz 88 verloren.

„Wir sind stolz auf die Vizemeister“, rief Bernd Hornikel, der Schorndorfer Oberbürgermeister, vom Balkon des Rathauses herunter, als sich die Recken einer nach dem anderen mit dem silbernen Pokal zeigten. Die Fans, die den Verein aus Schorndorf auch am Samstagabend in großer Zahl und lautstark unterstützt hatten, applaudierten. Und Sedat Sevsay, der Trainer und Vorstand des Athletiksportvereins versicherte, im nächsten Jahr gestärkt wiederzukommen.

Zunächst waren die Schorndorfer in Führung

„Im ersten Jahr nach unserem Wiederaufstieg waren wir Dritter, im vergangenen Jahr haben wir es ins Halbfinale geschafft, in diesem Jahr standen wir im Finale. Da kann sich jeder denken, was unser nächstes Ziel ist“, sagte er. Sedat Sevsay bedankte sich sich für den „tollen Empfang und würdigen Rahmen“ und versprach, im kommenden Jahr mit dem goldenen Pokal wiederzukommen. Es wäre übrigens das zweite Mal, denn anno 1975 war der ASV Schorndorf schon einmal nationaler Titelträger.

Beim Eintrag ins Goldene Buch der Stadt verriet der Trainer, dass am Abend zuvor bei den starken Männern aus Schorndorf die eine oder andere Träne geflossen sei, nachdem sie sich nach zähem Ringen den Mainzern mit 13:14 geschlagen geben mussten. Denn zunächst war es vor den rund 2300 Zuschauern in Stuttgart, von denen gut zwei Drittel Anhänger der Schorndorfer waren, für die Remstäler gut gelaufen. Zur Pause des Rückkampfs lagen sie mit 9:3 in Führung. Georgi Vangelov, der bulgarische Recke in der Riege der Schorndorfer, mehrfacher Bronzemedaillengewinner bei Europameisterschaften und Fünfter bei den Olympischen Spielen in Tokio, hatte zuvor eines der Schlüsselduelle gegen den Georgier Beka Budschiaschwili überraschend klar für die Gastgeber gewonnen.

Die Fans in Stuttgart, angeheizt von Joachim Thumm, dem Schorndorfer Hallensprecher, machten Stimmung, während die vielleicht 300 Frau und Mann starke Kolonie der Mainzer die Köpfe hängen ließen. Doch das änderte sich im Verlauf des Abends. Und als die Gäste nach ihrem Sieg zum kollektiven Feiern auf die Matte stürmten, litten die Schorndorfer Fans, die Ringer verdrückten klammheimlich ein paar Tränchen.

Anatoli Schlee ist württembergischer Jugendmeister

Eigentlich habe er erst einmal zwei Wochen ausschlafen wollen, erklärte Sevsay. „Die Saison war lang und anstrengend.“ Und die Nacht kurz. Denn nach der ersten Enttäuschung konnten sich die Schorndorfer Ringer auch über Platz zwei freuen – und feiern. Aber bereits um 6 Uhr sei er schon wieder wach gewesen, sagte der 49-Jährige. „Und ich bin voller Tatendrang.“ Der Trainer will alles dafür tun, dass der Pokal, den er hochhält, im nächsten Jahr golden glänzt.

Auch Anatoli Schlee feierte den Vizemeister. Der Zehnjährige hatte tags zuvor in Aichhalden im Schwarzwald den Titel als württembergischer Jugendmeister in der Gewichtsklasse bis 33 Kilogramm für den ASV errungen. Am Sonntag jubelte er seinen Helden aus der Bundesliga zu und träumt nun davon, selbst eines Tages mit dem Team und dem goldenen Pokal auf dem Schorndorfer Rathaus-Balkon zu stehen.