Politik und Bahn feiern Richtfest am Stuttgart-21-Flughafenbahnhof. Dort soll auch einmal die Gäubahn halten. Ob der dafür nötige Pfaffensteigtunnel gebaut wird, ließ der neue Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium offen.
Eitel Sonnenschein am Flughafen bei herbstlichem Wetter: Das Empfangsgebäude für den tief unter der Erde liegenden Flughafenbahnhof ist im Rohbau fertig, die Bahn hat zum Richtfest geladen.
Verknüpfung verschiedener Verkehre
Die Vokabel „Verkehrsdrehscheibe“ dürfte bei den Reden am Freitag die am meisten strapazierte gewesen sein. Und in der Tat fehlen die Fern- und Regionalzüge, die von Ende 2026 an am Flughafen halten sollen, noch als letztes Mosaikstückchen bei der Erschließung. Autobahn und Schnellstraße sind in Hörweite, die S- und Stadtbahn haben einen Halt, und vom Stuttgart-Airport-Busterminal geht’s zu den exotischsten Zielen, bevorzugt in Südosteuropa.
Hermann nimmt den Bund in die Pflicht
Für Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne), in Personalunion auch Aufsichtsratchef der Flughafengesellschaft, gehört der Flughafen damit zu den am besten erschlossenen Airports in Europa. Zudem erhielten damit auch rund 250 000 Bewohner der Filder einen Anschluss ans Fern- und Regionalnetz auf der Schiene. „Deswegen erwarten wir umso mehr, dass DB-Fernverkehr hier regelmäßig halt. Der bisher vorgesehene Halt eines Intercitys alle zwei Stunden ist mehr als dürftig“, übte Hermann Kritik an den bisher angestellten Überlegungen zu einem Fahrplan von Dezember 2026 an.
Den neuen Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, Gero Hocker (FDP), erinnerte Hermann daran, dass der Flughafenbahnhof seine ganze Funktionalität erst erreicht, wenn auch Züge der Gäubahn dort halten. Dazu müsste der vom Bund zu finanzierende, elf Kilometer lange Pfaffensteigtunnel gebaut werden. Im Vertrauen auf die Zusage des Bundes hätten die S-21-Partner einer Umplanung zugestimmt. „Es kann nicht sein, dass sich der Bund nun davon verabschiedet und wir auf alte Planungen zurückgreifen, die keiner mehr will.“ Hocker lobte den Projektfortschritt und die Bedeutung von Stuttgart 21 für eine moderne Mobilität – eine Zusage in Sachen Pfaffensteigtunnel ließ er sich aber nicht entlocken.
Nopper stichelt Richtung München
Sechs bis acht Minuten soll die Zugfahrt zwischen dem Hauptbahnhof und dem Flughafen dauern. Eine Zahl, die OB Frank Nopper zu kleinen Gemeinheiten inspirierte in Anlehnung an die legendäre chaotische Rede des ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber, der für eine Transrapidfahrt zum Münchner Flughafen zehn Minuten veranschlagte. Über die Grenzen der Region hinaus blickte auch Klemens Haselsteiner, Vorstandsvorsitzender des österreichischen Baukonzerns Strabag, einer der Hauptauftragnehmer nicht nur am Flughafenabschnitt, sondern insgesamt bei Stuttgart 21. Der Durchgangsbahnhof „wird ein Wahrzeichen für das moderne Deutschland. Die Elbphilharmonie ist abgemeldet.“