Hier wird gesportelt, geschwommen und gearbeitet: das Werk 12 in München Foto: Ossip Duivenbode

Das von den Büros MVRDV und N-V-O Nuyken von Oefele Architekten geplante Werk 12 in München ist der Gewinner des DAM Preises 2021. Warum ist der Bau so zukunftsweisend?

Frankfurt - Wer wissen will, wie zukunftsweisende, innovative Architektur aussieht, muss nach München auf das Pfanni-Gelände nahe des Ostbahnhofs blicken. Auf dem ehemaligen Industrieareal, das sich seit geraumer Zeit zu einem experimentierfreudigen Stadtviertel wandelt, steht das Werk 12. AAHHH, OH, PUH: Riesige Buchstaben mit Comics entlehnten Lautmalereien an der Fassade sowie außen liegende Balkonstege und Kaskadentreppen kennzeichnen das gläserne Hybrid-Gebäude, das die Funktionen Sport, Wellness, Büro und Gastronomie vereint.

Ein Bauwerk, das die Transformationsfähigkeit von Architektur unter Beweis stellt – dafür sind die Architekturbüros MVRDV aus Rotterdam und N-V-O Nuyken von Oefele Architekten aus München nun mit dem DAM Preis 2021 ausgezeichnet worden, wie das Deutsche Architekturmuseum (DAM) in Frankfurt bekannt gab. Das DAM kürt seit 2007 jährlich herausragende Bauten in Deutschland, 2021 ist der renommierte Architekturpreis zum fünften Mal in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Jung vergeben worden.

Wer hatte es in die Finalrunde geschafft?

Das Werk 12 hat sich gegen drei weitere in die Finalrunde des mehrstufigen Auszeichnungsverfahrens gelangte Konkurrenten durchgesetzt. Unter hundert nominierten Bauten, die zwischen Ende 2018 und Frühjahr 2020 fertiggestellt sein mussten, bestimmte die Jury unter dem Vorsitz von Alexander Schwarz vom Vorjahres-Gewinner David Chipperfield Architects zunächst 22 Shortlist-Projekte, vier davon erreichten die Finalrunde. Eine Auswahl von vier Bauten deutscher Architekten im Ausland kam außer Konkurrenz hinzu.

Unter den 22 Shortlistprojekten 2021 war der Südwesten mit sieben Architekturbüros beziehungsweise Bauten noch stark vertreten, die Finalrunde fand jedoch ohne sie statt. Stattdessen konnten sich neben dem Münchner Projekt vor allem Berliner Architekturbüros beziehungsweise in der Hauptstadt angesiedelte Bauten Hoffnungen machen. Zu den Finalisten zählten die Architekten Kuehn Malvezzi (Berlin) mit ihrem gebäudeintegrierten Dachgewächshaus und Verwaltungsgebäude in Oberhausen, das Büro O&O Baukunst (Berlin) mit dem Umbau der Berliner Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch sowie das Büro Far Frohn & Rojas (Berlin) mit dem Wohnregal, einem Wohnungs- und Atelierbau in der Hauptstadt.

Was hat der Preisträger mit dem Expo-2000-Pavillon zu tun?

Der Gewinner erinnert unübersehbar an den niederländischen Expo-Pavillon, mit dem das Büro MVRDV im Jahr 2000 die Architekturwelt in Aufruhr versetzte; das spektakuläre Gebäude mit seinen gestapelten niederländischen Landschaften habe den Bauherren von Werk 12 zu dem Auftrag animiert, so das Deutsche Architekturmuseum. „In München ist der niederländische Expo 2000-Pavillon in seiner städtischen Variante auferstanden: rotzig, glamourös und offen für den wildesten Nutzungsmix. Architektur wie diese hat jede Menge Zukunftspotenzial“, lautet das Urteil der Jurorin und Architekturkritikerin Amber Sayah. Der fünfgeschossige Bau weist im Innern, das von offenen Installationen und Sichtbeton geprägt ist, eine hohe Flexibilität für verschiedenste Nutzungen auf; durch eingezogene Galerien entstehen zusätzliche Ebenen. Ein Fitness-Studio belegt drei Etagen, eine davon mit Pool. Dazu kommen verschiedene Gastronomienutzungen und Büroflächen.

Wo kann man die DAM-Preis-Projekte sehen?

Der Preisträger sowie alle nominierten Bauten stellt der „Architekturführer Deutschland 2021“ vor (DOM publishers, Berlin, 28 Euro). Das beim gleichen Verlag erschienene „Deutsche Architektur Jahrbuch 2021“ versammelt Beiträge zum Preisträgerprojekt, zu den Finalisten, den Gebäuden der Shortlist und den Bauten im Ausland. Ausnahme: Weil zur auf der Shortlist vertretenen, aufgrund des Lockdowns geschlossenen Adidas Arena in Herzogenaurach des Stuttgarter Büros Behnisch Architekten keine Autorin entsendet werden konnte, werde die Vorstellung des Projekts auf die kommende Ausgabe des „DAM Jahrbuchs“ verschoben, heißt es in der DAM-Mitteilung. Dem „DAM Preis 2021. Die 25 besten Bauten in/aus Deutschland“ ist zudem eine Ausstellung im Deutschen Architekturmuseum gewidmet, die ab Öffnung der Museen bis 13. Juni 2021 zu sehen ist.