Steffen Maisch ist seit bald zwei Jahren der Stadtarchivar von Renningen. Zudem leitet er das archäologische Museum in der Realschule am Renninger Schulzentrum. Foto: Simon Granville

Das Renninger Archiv zieht um, für das archäologische Museum ist dann mehr Platz. Ab Sommer bleibt es für eine Weile geschlossen.

Es war die Jungsteinzeit, in der sich die Menschen erstmals von Jägern und Sammlern zu Hirten und Bauern entwickelten. Aus dieser Zeit stammen die frühesten Funde im sogenannten Renninger Becken, nämlich Tonscherben und Steinwerkzeuge. Bereits vor mehr als 7000 Jahren, in der älteren Jungsteinzeit, haben rings um Renningen also bereits Menschen gelebt.

Das archäologische Museum der Stadt Renningen gewährt den Besuchern eine interessante Zeitreise durch vergangene Jahrtausende. In Zukunft soll die Ausstellung deutlich mehr Platz bekommen. Vorher muss das Museum aber erst einmal für noch unbekannte Zeit seine Pforten schließen.

Ein Alleinstellungsmerkmal für Renningen

Ein eigenes archäologisches Museum ist für eine Stadt in der Größe von Renningen mit seinen nicht mal 20 000 Einwohnern etwas Außergewöhnliches. Aber die spannende und weit zurückreichende Historie sowie die vielen bedeutsamen Funde, die bei Ausgrabungen in den vergangenen Jahrzehnten gemacht wurden, waren für die Stadt ein guter Grund für die Einrichtung. „Das archäologische Museum ist ein Alleinstellungsmerkmal der Stadt“, formuliert es Marcello Lallo, Leiter des Fachbereichs Bürger und Recht im Rathaus. Das wird wertgeschätzt, sagt er. Bei nur neun regulären Öffnungstagen kam das Museum vor Corona eigentlich immer auf mehr als 150 Besucher pro Jahr, hinzu kommen Sonderführungen.

„In den letzten Jahren sind bei Grabungen in Raite und in Schnallenäcker III immer wieder archäologisch herausragende Funde entdeckt worden“, berichtet Marcello Lallo, Leiter des Fachbereichs Bürger und Recht im Rathaus. Doch der Platz im Museum, das sich die Räume in der Renninger Realschule mit dem städtischen Archiv teilt, ist begrenzt. Auch aufgrund von Personalmangel mussten die Stücke daher zunächst eingelagert werden. Die Ausstellung hat also weitestgehend noch den Stand von 2006 und sei daher mittlerweile veraltet.

Das Archiv zieht ins neue Rathaus

Mit dem geplanten Umbau des ehemaligen Volksbankgebäudes an der Bahnhofstraße in ein neues Rathaus haben sich auch für das Museum und das Archiv ganz neue Wege aufgetan: „Das Archiv soll ins neue Rathaus ziehen“, erklärt der Renninger Stadtarchivar Steffen Maisch. „Das Museum bleibt hier in der Realschule. Aber wenn das Archiv und mein Büro wegfallen, bietet das Platz für eine größere Ausstellung.“ Die Museumsfläche kann so von circa 130 auf bis zu 200 Quadratmeter anwachsen, sodass auch die neueren Funde darin Platz haben werden. Die Erweiterung soll dann gleich mit einer Neukonzeption einhergehen, um die in die Jahre gekommene Ausstellung auf den neuesten Stand zu bringen.

All das braucht seine Zeit: zuerst der Umzug, dann ein Umbau der Museumsräume und eine komplette Überarbeitung der Ausstellung. Hinzu kommt: Die Realschule wird umfassend saniert und erweitert. „Wegen der Bauarbeiten muss ich bis 2024 draußen sein“, erklärt der Archivar. Geplant sei daher, den Umzug des Archivs ins Untergeschoss des neuen Rathauses bis Ende 2023 unter Dach und Fach zu bringen. „Das Museum muss dann ab dem Sommer vorübergehend geschlossen werden.“ Ein konkretes Wiedereröffnungsdatum kann er noch nicht benennen, denn die Umbauten in der Realschule sowie die Erweiterung und Neukonzeption würden auch noch ihre Zeit brauchen.

Gemeinderat befürwortet die Neugestaltung

Die Kosten für die Umgestaltung des Museums schätzt die Stadt auf zwischen 40 000 und 50 000 Euro. Der Gemeinderat hat das Vorhaben grundsätzlich befürwortet, die Detailplanung wird noch ausgearbeitet.

Wer vor der Schließung das Museum in der Rankbachstraße noch einmal besuchen möchte, hat dazu mehrere Gelegenheiten. In der Regel hat die Ausstellung an jedem dritten Sonntag im Monat von 14 bis 17 Uhr geöffnet, das nächste Mal am 19. Februar. Der Eintritt ist frei. Sonderführungen für Gruppen sind auch außerhalb der regulären Öffnungszeiten möglich. Interessenten können sich mit Steffen Maisch in Verbindung setzen, Telefon 0 71 59 / 92 47 87, E-Mail: steffen.maisch@renningen.de.

„Unsere Ausstellung bietet einen Überblick über die Historie Renningens, von der Zeit der Kelten über die der Römer bis zum Spätmittelalter“, erklärt Steffen Maisch. Die einzelnen Epochen hat der Malmsheimer Künstler Roland Gäfgen in Form eines „archäologischen Panoramas“ bildlich eingefangen. Eines der Herzstücke der Ausstellung bildet das große Modell einer mittelalterlichen Siedlung in den Neuwiesenäckern westlich von Renningen. Sie wurde 1988 ausgegraben. Die Nachbildung zeigt neben mehreren Häusern auch das alamannische Gräberfeld am Renninger Kirchplatz, auf dem sich auch ein Pferdegrab befand.