Rund 7000 Kinder im Rems-Murr-Kreis sind auf Sozialhilfe angewiesen. Foto: dpa/Jens Kalaene

Knapp 15 000 Kinder, also jedes fünfte im Rems-Murr-Kreis, gilt als armutsgefährdet. Das Kreisjugendamt versucht, dem mit zwei Projekten entgegenzuwirken.

Kinderarmut ist in Deutschland alles andere als ein Ausnahmephänomen. Laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung sind davon rund 2,8 Millionen Minderjährige in Deutschland betroffen. Jedes fünfte Kind lebt demnach in einem Haushalt, der sich den durchschnittlichen Lebensstandard nicht leisten kann und oft auf Sozialleistungen zur Existenzsicherung angewiesen ist.

7200 Kinder auf Sozialhilfe angewiesen

Auch der Rems-Murr-Kreis ist da keine Insel der Glücksseeligen. Mehr als 7200 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren haben zum Ende des Jahres 2022 hier Leistungen vom Jobcenter bezogen, also etwa jeder elfte Minderjährige. Knapp 15 000, also jedes fünfte Kind, galten zum gleichen Zeitpunkt als armutsgefährdet, weil das Nettoeinkommen ihrer Familien nicht ausreichte, um sich Dinge leisten zu können, die für die meisten Menschen zum gesellschaftlichen Leben dazugehören: etwa gesunde Lebensmittel, Kinobesuche oder Geschenke für Geburtstage. Nicht selten führt das zu Ausgrenzung, physischen oder psychischen Erkrankungen.

Wie kann man dieser Entwicklung entgegenwirken? Im Jugendhilfeausschuss des Kreistags sind zwei entsprechende Initiativen vorgestellt worden.

Allianz gegen Kinderarmut

Eine davon ist die Allianz gegen Kinderarmut „Mit dabei“. Die Initiative, an der neben dem Kreisjugendamt das Jobcenter, das Staatliche Schulamt Backnang und das Amt für Soziales und Teilhabe beteiligt sind, zielt mit ihren Aktivitäten darauf ab, staatliche Regelleistungen im Rahmen des Bildungs- und Teilhabepakets besser bekanntzumachen, aber auch über zusätzliche Unterstützungsmöglichkeiten zu informieren und für das Thema zu sensibilisieren.

Dafür ist jüngst unter der Adresse www.mit-dabei.info eine gemeinsame Internetseite freigeschaltet worden, die sich an betroffene Kinder und Jugendliche sowie an deren Eltern richtet, aber auch an Fachkräfte und Menschen, die beruflich, privat oder im Ehrenamt mit Familien, Kindern, Jugendlichen oder jungen Erwachsenen zu tun haben.

Armutspräventionsnetzwerk Schorndorf

Das Armutspräventionsnetzwerk in Schorndorf hingegen besteht schon seit mehreren Jahren. Die einzelnen Unterstützungsangebote vor Ort, die bisher über projektbezogene Fördermittel des Sozialministeriums bezuschusst werden, werden als Teil einer kommunalen Präventionskette verstanden, die alle Altersgruppen – von der Geburt bis zur Volljährigkeit – umfassen soll und damit auch verschiedenste Arbeitsfelder der Kinder- und Jugendhilfe von den Frühen Hilfen bis zur Jugendsozialarbeit.

Über vielfältige Formate würden unterschiedlichste Zielgruppen erreicht, heißt es in der Darstellung des Kreisjugendamtes. So habe es in der Vergangenheit beispielsweise Kochkurse für Familien unter Beteiligung des Jobcenters gegeben, die mit niederschwelligen Informationsmöglichkeiten verbunden wurden. Als ein anderes Beispiel wird eine „Tour de Schorndorf“ für Kinder und Jugendliche genannt, in deren Rahmen gemeinsam sozialräumliche Unterstützungsangebote erkundet wurden. Zuletzt habe man über eine Spende zusätzliche Schwimmkurse für Kinder finanzieren können.

Kreis will Erfahrungen in die Breite tragen

Über die Mitwirkung des Landkreises sollen nun konkrete Ansatzpunkte und Erfahrungen in die Breite getragen werden, so dass auch andere Städte und Gemeinden davon profitieren können, wenn sie ebenfalls aktiv werden möchten. Dies werde so momentan bereits im Bereich von Familienpatenschaften praktiziert, sagt Andreas Ockert vom Kreisjugendamt. Zudem befänden sich die Stadt Schorndorf und die Stabstelle Jugendhilfeplanung des Kreisjugendamts zur Armutsprävention in einem regelmäßigem Austausch.

Weitere Informationen unter: www.starkekinder-bw.de www.mit-dabei.info