Kurz vor Weihnachten erschießt in Fellbach ein Mann seinen Bruder, dann mordet er in Schorndorf weiter. Foto: 7aktuell.de/Kevin Lermer

Ein Mord ohne Gerichtsprozess und eine schockierende Tat kurz vor dem Jahresende haben die Polizei im Rems-Murr-Kreis beschäftigt. Andere Fälle aus dem Jahr zuvor finden vor Gericht einen Abschluss.

Auch das Jahr 2022 blieb nicht ohne schwere Straftaten und aufsehenerregende Gerichtsprozesse. Unsere Übersicht zeigt die größten Kriminalfälle und wichtigsten Gerichtsurteile der vergangenen zwölf Monate:

Ein Mord ohne Gerichtsverfahren

Im April wurde in einem Haus in Waiblingen-Hohenacker der leblose Körper einer 79-Jährigen gefunden. Zunächst scheint der Tod wie ein häuslicher Unfall – doch bald wurde klar: Die betagte Dame starb keines natürlichen Todes. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass ein 48-Jähriger die Seniorin getötet hat. Fünf Wochen nach der Tat wurde der Mann bei Gruibingen im Kreis Göppingen festgenommen. Dort hatte er sich eine Verfolgungsjagd mit Fahndern geliefert und war dabei verunglückt. Die Ermittler gelangten zur Erkenntnis, dass der Mann die Seniorin aus Habgier angegriffen und dann getötet hatte, um seine Tat zu verdecken.

Doch zu einem Prozess und einer Verurteilung kam es nie: Ende September, drei Tage nach der Anklageerhebung wegen Mordes vor dem Landgericht, wurde der 48-Jährige tot in seiner Zelle in einem Ulmer Gefängnis gefunden. Eine Obduktion bestätigte damals einen Suizid.

Schockierende Tat am Jahresende Kurz vor Weihnachten kam es in Schorndorf und Fellbach zu einem Großeinsatz der Polizei, bei dem auch Spezialkräfte zum Einsatz kamen. Laut der Polizei schoss ein 60-jähriger Mann zunächst in Fellbach auf seinen 57 Jahre alten Bruder, dann fuhr er nach Schorndorf, dem Wohnort des Opfers. In einem Wohnhaus in der Lederstraße tötete er sein 48 Jahre alte Schwägerin, dann sich selbst. Die Töchter der Frau – eine im Jugendalter, die andere eine junge Erwachsene – befanden sich im Haus, als ihre Mutter erschossen wurde. Der in Fellbach angeschossene 57-Jährige erlag wenige Tage später im Krankenhaus seinen Verletzungen.

Die türkische Zeitung Hürriyet – die Opfer wie auch der mutmaßliche Täter hatten die türkische Staatsbürgerschaft – berichtet, ein Streit um eine Erbschaft sei das Motiv für die Bluttat gewesen. Ein Sprecher der Polizei kann dies mit Verweis auf die noch laufenden Ermittlungen nicht bestätigen. Er betont, dass trotz des Todes des mutmaßlichen Täters Zeugenaussagen und Beweise in dem Fall eingeholt würden. „Erfahrungsgemäß wird auch so ein Fall zu 99 Prozent durchermittelt und dann der Staatsanwaltschaft übergeben.“ Diese stelle die Ermittlungen dann voraussichtlich ein, weil gegen Tote nicht ermittelt werden kann.

Urteile wegen Mordes und Missbrauch

Im Herbst 2021 schockierte die Nachricht, dass ein Handballtrainer in Fellbach und andernorts Kinder und Jugendliche sexuell missbraucht hatte. Über anderthalb Jahrzehnte zogen sich die Taten hin. Beim Gerichtsprozess, der im April begann, räumte der Mann, der sich zuvor als Jugendtrainer in der ganzen Region einen Namen gemacht hatte, sämtliche Taten ein. Wegen sexuellen Missbrauchs in rund 500 Fällen an rund zehn Kindern und Jugendlichen wurde er im Mai schließlich zu fünf Jahren und vier Monaten Haft verurteilt.

Ins Gefängnis muss auch ein 30-Jähriger, der im Frühjahr 2021 seine Partnerin erstochen hatte. Das Landgericht verurteilte ihn im April 2022 wegen Mordes zu lebenslanger Haft. Das 25 Jahre alte Opfer hatte den Behörden gemeldet, dass ihr Partner unter einer falschen syrischen Identität in Backnang lebte.