Das Team der Multimodalen Schmerztherapie, die Patienten unter anderem mit einem Krafttrainings-Zirkel motivieren will: Isabel Staubach, Alexander Tuczek, Heiner Lange, Landrat Richard Sigel, Klinikleiter Christian Schliep, Geschäftsführer André Mertel und Simone Brenner (v. li.) Foto: Rems-Murr-Kliniken

Chronische Schmerzen treiben viele Menschen in Isolation und Verzweiflung. Die Rems-Murr-Kliniken wecken in Winnenden neue Hoffnung: Eine interdisziplinäre Schmerztherapie soll Betroffene in nur 17 Tagen zurück ins Leben holen.

17 Tage. So lange dauert die neue Komplexbehandlung, mit der die Rems-Murr-Kliniken neuerdings Patientinnen und Patienten mit chronischen Schmerzen behandeln. Die neu geschaffene Interdisziplinäre Multimodale Schmerztherapie (IMST) am Standort Winnenden richtet sich an Menschen, deren Leid oft seit Jahren kaum ernst genommen wurde – oder schlichtweg keine Besserung fand.

Denn chronischer Schmerz ist tückisch. Er zieht leise ein, bleibt dauerhaft – und verändert alles: das Familienleben, die Arbeitsfähigkeit, das Selbstbild. Nicht selten folgt sozialer Rückzug, Depression, Resignation. Die neue Therapie will genau an dieser Schnittstelle ansetzen: zwischen Körper, Psyche und sozialem Umfeld.

Schmerztherapie kann mehr sein als die bloße Verabreichung von Pillen (Symbolfoto). Foto: epd

Rems-Murr-Klinik bietet neue Schmerztherapie

„Ein solches stationäres Angebot ist immens wichtig für den Rems-Murr-Kreis – aus medizinischer und psychosozialer Sicht“, betont der Landrat Richard Sigel. „Dass wir diesen Menschen nun eine Anlaufstelle bieten, macht mich stolz.“

Landrat Sigel verweist auf das neue Medizinkonzept der Kliniken, das vom Kreistag erst jüngst bestätigt wurde – mit der IMST als Herzstück einer patientennahen Versorgung.

Rems-Murr-Klinik: Gemeinsam gegen chronische Schmerzen

Die Komplexbehandlung ist keine Einzelmaßnahme, sondern ein orchestriertes Zusammenspiel vieler Disziplinen: Ärztinnen und Ärzte, Psychologinnen, Physiotherapeuten, Ergotherapeutinnen, Pflegekräfte. Sie arbeiten eng vernetzt, mit einem Ziel: den Schmerz dort zu treffen, wo er entsteht – im bio-psycho-sozialen Spannungsfeld.

„Wir schauen nicht nur auf das Symptom, sondern auf den Menschen“, sagt Dr. Alexander Tuczek, der Sektionsleiter der neuen Einheit. Der Schmerz habe viele Gesichter: Nervenschmerz, Rückenschmerz, Tumorschmerz, chronisch-entzündliche Syndrome, somatoforme Beschwerden oder auch Schmerzmittelabhängigkeit.

Vielfältige Therapieansätze gegen chronische Schmerzen in Rems-Murr-Klinik

Die Behandlungsansätze seien entsprechend vielfältig. Das Repertoire: medikamentöse Neueinstellung, Schmerzmittelentzug, Geräte für die Transkutane Elektrische Nervenstimulation (TENS), Lidocaininfusionen, Capsaicinpflaster, Triggerpunktinjektionen, Atem- und Achtsamkeitstraining, Spiegeltherapie, Akupunktur – und eben auch ein smarter Trainingszirkel, den der Klinikförderverein zur Eröffnung mit einer Spende von knapp 14 000 Euro finanzierte. Die Geräte im „Fitness Hub“ erkennen per Scan die Bedürfnisse des Nutzers und liefern individuelle Trainingsanalysen – ein Baustein mehr im Kampf gegen das große Unsichtbare.

„Unser Konzept fußt auf wissenschaftlichen Grundlagen und einem tiefen Verständnis für die individuelle Leidensgeschichte“, so Alexander Tuczek. „Es geht um mehr als Technik – es geht um Vertrauen, Geduld, Motivation. Und um einen Ort, an dem Schmerz nicht länger das letzte Wort hat.“ Auch Klinikgeschäftsführer André Mertel sieht in der neuen Schmerztherapie eine „Landmarke“ für die Region – mit Signalwirkung: „Wir wollen dieses Angebot perspektivisch auch in Schorndorf etablieren.“ Für Mertel ist die IMST ein Paradebeispiel für den interdisziplinären Anspruch der Rems-Murr-Kliniken.

Neue Schmerztherapie in Winnenden: Signal für die Region

Mit dabei im neu formierten Team: Chefarzt Dr. Heiner Lange, die erfahrenen Schmerzmedizinerinnen Dr. Simone Brenner und Dr. Isabel Staubach – und ein Netzwerk aus Fachärztinnen und Hausärzten, das den Brückenschlag von der Klinik in den Alltag ermöglicht.

Schmerz hat viele Ursachen – und endlich eine Adresse

Ob Rückenschmerz oder Phantomgefühl nach Amputation, CRPS oder Migräne – viele Betroffene haben längst resigniert. Die Hoffnung, dass jemand zuhört und hilft, schwindet mit jedem erfolglosen Arztbesuch. In Winnenden bekommt diese Hoffnung nun eine Adresse.

„Wir behandeln nicht nur Schmerzen – wir holen Menschen zurück ins Leben“, fasst es Chefarzt Lange zusammen. Und manchmal, so scheint es, braucht es dazu einfach 17 Tage.

Schmerztherapie in Winnenden

Kontakt
Telefonnummer 07195/591-39480, Mail schmerztherapie.winnenden@rems-murr-kliniken.de

Infos
Weitere Informationen unter www.rems-murr-kliniken.de