Der Neubau der Rems-Murr-Klinik ist vor zehn Jahren eröffnet worden. Die Verantwortlichen sprechen von einer Erfolgsgeschichte – die ist allerdings aktuell durch äußere Einflüsse etwas ins Stocken geraten.
Die damals denkbar knappe Entscheidung vor 16 Jahren, an zentraler Stelle ein neues Krankenhaus zu bauen und dafür die Standorte in Waiblingen und Backnang aufzugeben, ist die richtige gewesen. Das stellt keiner der heute Verantwortlichen anlässlich des zehnjährigen Bestehens der Rems-Murr-Klinik in Winnenden infrage. Im Gegenteil: Die kleineren Häuser wären vermutlich spätestens mit der jetzt anstehenden Reform endgültig nicht mehr überlebensfähig gewesen.
Landrat: Eine Klinik an zwei Standorten
Gleichwohl betonen sowohl der Landrat und Aufsichtsratsvorsitzende der Rems-Murr-Kliniken, Richard Sigel, als auch deren Geschäftsführer, André Mertel, dass erst die nachträglich aufgelegte, mit dem Schorndorfer Krankenhaus verzahnte Medizinkonzeption die Erfolgsgeschichte der jüngeren stationären Gesundheitsversorgung im Kreis ausmache. „Unsere Strategie ist eine Klinik an zwei Standorten“, sagt Sigel.
So sind etwa Gynäkologie und Geburtshilfe, Kardiologie und Endoprothetik längst eng miteinander vernetzt. Alle genannten Bereiche habe man dadurch auf eine ganz neue Behandlungsebene gehoben, so André Mertel. Und das gelte natürlich auch für das gesamte Klinikkonstrukt. Im Zuge der aktuellen Krankenhausreform werde man in Schorndorf Level II, in Winnenden Level III, also Maximalversorgung, erreichen – darüber sind nur noch die Universitätskliniken.
Umsatz in zehn Jahren fast verdoppelt
„Die Menschen im Kreis nehmen die Kliniken als Schwerpunktversorger an“, sagt André Mertel. Das schlage sich auch in den Zahlen nieder. So habe man den Umsatz in den vergangenen zehn Jahren auf knapp 300 Millionen Euro fast verdoppelt.
Auch im Saldo mit den Kosten – mit einer der Hauptgründe für die Entscheidung für den Neubau – sei man auf einem guten Weg unterwegs gewesen. Das von Landrat Sigel neu justierte Ziel, die Kliniken mittelfristig mit maximal zehn Millionen Euro pro Jahr zu unterstützen, sei greifbar vor Augen gewesen. Im laufenden Betrieb schrieben die Krankenhäuser 2019 erstmals eine schwarze Null, in den beiden Folgejahren wurde sogar ein Gewinn erwirtschaftet. Die Abschreibungen und den Abtrag der Neubaukosten eingerechnet, lag das vom Kreis auszugleichende Defizit zwischenzeitlich „nur noch“ bei 15,4 Millionen Euro. Dann jedoch machten Corona und die Folgen des Ukraine-Kriegs einen dicken Strich durch die Rechnung.
Preissteigerungen bei Energie und Medizinprodukten, Erlösausfälle und ausbleibende Hilfen hätten den Erfolgskurs deutlich einknicken lassen, räumt der Landrat ein, sieht hier aber die Politik gefordert, diese Entwicklung abzufedern. Denn sollten in diesem Jahr keine Ausgleichszahlungen bewilligt werden, würde das Defizit auf mehr als 30 Millionen Euro anwachsen. Auch wenn der Kreis im Vergleich zu seiner regionalen Konkurrenz damit noch verhältnismäßig gut dastehe und aktuell 83 Prozent aller Krankenhäuser im Land tiefrote Zahlen schrieben, sei eine solche Summe auf Dauer nicht zu stemmen. „Da muss dringend etwas passieren“, so der Landrat, der dies im Verein mit anderen Verantwortlichen in Richtung Berlin auch schon seit Längerem kommuniziert hat. Schließlich gehe es nicht nur um eine auskömmliche Finanzierung, sondern auch darum, eine gute stationäre medizinische Versorgung vorhalten zu können.
Erweiterung in Winnenden geplant
Der Kreis sei bereit, dafür zu investieren. Und so sollen nicht nur am Standort Schorndorf dafür entsprechende bauliche Strukturen geschaffen werden. Auch in Winnenden ist eine Erweiterung angedacht. Noch in diesem Herbst soll beim Land voraussichtlich ein modifizierter Förderantrag für einen Erweiterungsbau eingereicht werden. Das Ziel ist zum einen Bildungscampus für den Bereich der Pflegeberufe einzurichten. Zum anderen sollen stationäre und ambulante Bereiche auf dem Gelände miteinander verzahnt werden.
Im Mittelpunkt des Handelns aber stünden die Menschen im Rems-Murr-Kreis, so der Landrat: „Für sie bauen wir auch am Standort Winnenden neue Räume, bilden qualifiziertes Personal aus und schaffen so die Voraussetzungen für moderne Medizin und exzellente Versorgung.“