Künstler, Kulturamt und Sponsoren: Valentin Vitanov, Margot Kupferschmidt, Maja Heidenreich und Paul Böhringer (von links) eröffnen 2019 eine Kunst-Bushaltestelle. Foto: Brigitte Hess

Mit der Aufwertung der gläsernen Wartehallen hat der Fellbacher Kunstverein einen viel gelobten Beitrag zur Gartenschau geleistet. Doch gut versichert ist das Glas nicht.

Dass die wahre Herausforderung oft genug nicht im Erklimmen schwindelnder Höhen, sondern in den Mühen der Ebene liegt, muss der Kunstverein Fellbach derzeit mit seinem Bushaltestellen-Projekt erleben. Zwar hat die gestalterische Großoffensive, zur Remstal-Gartenschau vor drei Jahren unter dem sinnigen Titel „We art the city“ aus der Taufe gehoben, tatsächlich ein wenig künstlerische Belebung ins Stadtbild gebracht. Mit Fug und Recht lässt sich auch behaupten, dass die auf den Glasscheiben der Wartehäuschen aufgebrachten Kunstwerke auch viele Menschen erfreuen, die den Weg in ein Museum wohl eher selten finden.

Und fürs Renommee des rührigen Vereins war das Projekt allemal gut – die durch großzügige Sponsoren finanzierte Präsentation lokaler Schaffenskraft blieb auch nach dem Großereignis im kollektiven Gedächtnis. Dem Vernehmen nach hat die Freiluftgalerie im Fellbacher Nahverkehr sogar schon Nachahmer gefunden – in welchem Ort taucht statt schnöder Werbung schon echte Kunst am Straßenrand auf.

Die Sponsoren wurden ein zweites Mal zur Kasse gebeten

Doch die Ausstattung der Haltestellen mit von durchaus namhaften Künstlern wie Valentin Vitanov oder Michael Hauser erschaffenen Gemälden ist nicht nur ein Quell der Freude, sondern auch ein Auslöser für wiederholte und deshalb auch ärgerliche Nacharbeiten. Denn unversehrt geblieben sind die künstlerisch aufgewerteten Wartezonen leider nicht. Glasbruch gab es etwa bei der Station am Bahnhof, auch an der Lutherkirche fiel die Kunst dem Vandalismus zum Opfer. Dass es in einer Freiluftgalerie auch zu Zerstörungswut kommt, überrascht nicht. Verwundert waren die Sponsoren allerdings, dass es bei der Stadt noch nicht mal eine Versicherung für entsprechende Schadensfälle zu geben scheint. Das jedenfalls hat Paul Böhringer, Seniorchef des Fellbacher Messgeräteherstellers Hafner, geäußert, als der Kunstverein ein zweites Mal mit der Bitte um finanzielle Unterstützung bei ihm auf der Matte stand. Dass das Unternehmen noch einmal 2000 Euro locker machte, war Ehrensache – nachvollziehen aber kann der gute Mann die erneute Zahlungsbitte nicht.

Verständnisprobleme hat auch Renate Herrmann, Ideengeberin und Antriebsfeder des Projekts. Bewusst ist ihr zwar durchaus, dass das städtische Kulturamt schon bei den ersten Gesprächen über die Bushaltestellen-Galerie klargestellt hat, dass die Stadt bei eventuellen Schäden allenfalls die Kosten für eine Standardverglasung übernimmt. Eine flächendeckende Versicherung für Kunst im Stadtbild sei nicht vertretbar. „Das Projekt ist eine großartige Sache, es ist in unserem Interesse, dass sich die Haltestellen in diesem attraktiven Kleid präsentieren“, sagte die Kulturamtschefin Maja Heidenreich seinerzeit. Umso mehr ärgert sich Renate Herrmann, dass die eine der ein zweites Mal bestellten Scheiben seit Monaten gut eingepackt auf dem Bauhof lagert. Vor einem Auftrag zur Montage wollte das Rathaus auf die Lieferung der weiteren Scheiben warten.