Wie wirken Drogen? Release klärt auf Foto: releaseU21

Dies Hilfe wird dringend gebraucht: Release U21 berät seit 20 Jahren suchtgefährdete Jugendliche: Alkohol, Nikotin und Cannabis bleiben Einstiegsdrogen Nummer eins.

Seit 2005 haben suchtgefährdete Menschen unter 21 Jahren mit der Drogenberatungs- und Präventionseinrichtung Release U21 eine spezielle Anlaufstelle in Stuttgart. Mehr als 400 Jugendliche, junge Erwachsene oder deren Angehörige hat die Einrichtung im vergangenen Jahr beraten. Deutliche Spuren hat dabei die Cannabis-Legalisierung hinterlassen.

Release U21 ist ein Angebot des Suchthilfe-Trägers Release Stuttgart, das sich speziell an junge Menschen unter 21 Jahren richtet. Bis dahin hatte der seit 1971 bestehende Verein Jugendliche und junge Menschen am selben Ort beraten, an denen auch langjährig Schwerstabhängige ein- und ausgingen. „Da haben sich die Jugendlichen und ihre Angehörigen nicht am richtigen Ort gefühlt“, sagt Bernd Klenk, geschäftsführender Vorstand des Gesamtvereins Release Stuttgart. Das 20-jährige Bestehen von Release U21 hat der Verein am Freitag mit einem kleinen Festakt in den Räumen der Einrichtung in der Villastraße 11 gefeiert.

Maren Pletat Foto: Torsten Schöll

Die Zielgruppen, die Release U21 ansprechen will, sind neben den Jugendlichen und ihren Eltern auch Fachkräfte, die mit jungen Menschen arbeiten. So kooperiert Release U21 etwa mit vielen allgemeinbildenden Schulen sowie mit Berufsschulen und zahlreichen Ausbildungsbetrieben.

Auch Medienkonsum ist ein Thema

„Unser Ziel ist es, das Umfeld der Betroffenen möglichst frühzeitig zu erreichen und zu sensibilisieren, um einer Suchtentwicklung zuvorzukommen“, sagt Maren Pletat, Leiterin der Beratungsstelle. Neben der Beratung in den Räumen in Stuttgart-Ost betreibt die Einrichtung unter dem Namen „take“ auch Aufklärung bei öffentlichen Veranstaltungen wie Konzerten und Festivals. Ein Mitarbeiter konzentriert sich zudem auf die Arbeit mit suchtgefährdeten Straftätern in der Jugendvollzugsanstalt Stammheim. Neben der klassischen Drogenthematik berät Release 21 auch junge Menschen mit problematischem Medienkonsum.

Weniger Zuweisungen durch Cannabis-Legalisierung

Insgesamt konnte Release U21 im vergangenen Jahr 425 Beratungsgespräche durchführen, davon 109 mit Angehörigen: Bemerkenswert: Gegenüber dem Vorjahr sind das nach Jahren tendenziell steigender Beratungszahlen 73 junge Menschen weniger. Pletat und Klenk führen den Rückgang auf die seit April 2024 geltende Cannabislegalisierung für Erwachsene zurück. Tatsächlich können Polizei und Justiz aufgrund der Legalisierung niemand mehr wegen Besitzes von geringen Mengen Cannabis der Einrichtung zuweisen. „Rund die Hälfte unserer Klienten kommt nicht freiwillig“, sagt Pletat.

Gleichwohl steht der Verein Release Stuttgart einer Entkriminalisierung des Cannabiskonsums „positiv gegenüber“. Begrüßt werde, dass die Betroffenen sich durch die Legalisierung „niedrigschwellig an das Suchthilfesystem wenden können“. Entsprechend sei die Zahl derjenigen Jugendlichen, die sich freiwillig bei Release U21 melden, gestiegen. Zudem erwarten die Suchthilfeträger, dass sich durch die reglementierte Abgabe von Cannabis durch Anbauvereinigungen der Verbraucherschutz erhöht. Mit den Anbauvereinigungen werde im Bereich Präventionsarbeit kooperiert.

Anders als noch vor Jahrzehnten spiele der Konsum von Heroin bei jungen Menschen unter 21 Jahren in Stuttgart kaum noch eine Rolle. „Alkohol ist immer noch die klassische Einstiegsdroge“, sagt Klenk. „Alkohol, Nikotin und Cannabis sind ein Dauerthema“, ergänzt Pletat. Alle anderen Drogen würden deutlich weniger konsumiert.

Der Verein Release Stuttgart wird von der Stadt Stuttgart und dem Land Baden-Württemberg gefördert und finanziert sich darüber hinaus auch durch Spenden.