Noch darf der Bundesligist Stuttgart Reds nicht trainieren. Foto: Drobny

Während mache Bundesligisten seit geraumer Zeit wieder trainieren können, dürfen es die Spieler des TV Cannstatt nicht

Bad Cannstatt - Ganz gemächlich fahren die Systeme wieder hoch. Verschiede Geschäfte durften seit vergangenen Montag ihre Türen wieder öffnen und auch im Sport kommt seit einiger Zeit allmählich wieder etwas in Bewegung. Seit Karfreitag – bei den Fußballern des VfB Stuttgart bereits neun Tage zuvor – dürfen Profi- und Spitzensportler sowie Bundeskader-Athleten ihrem Sport in eingeschränkter Weise wieder nachgehen. Aber nur an den Bundesstützpunkten, zudem auch der Olympia-Stützpunkt in Bad Cannstatt zählt, und unter strikter Einhaltung von Abstands- und Desinfektionsregeln und in Kleingruppen.

Definition ungenau

In der Verordnung vom Land ist auch von Profimannschaften der 1. und 2. Bundesligen aller Sportarten zu lesen. Und genau daran scheiden sich die Geister, fühlt sich mancher Verein benachteiligt beziehungsweise ungerechtfertigt behandelt. Der Eindruck entsteht aus ihrer Sicht, dass die Bundesligisten zwar gleich sind, manche jedoch gleicher, die öffentliche Wahrnehmung der Sportarten ausschlaggebend für die unterschiedliche Beurteilung ist. So sieht man es beispielsweise auch beim TV Cannstatt mit seinen Baseballern, den Stuttgart Reds. Diese schlagen seit vielen Jahren in der Bundesliga-Süd gegen den Ball, „doch unsere Sportler dürfen ihrem Sport derzeit nicht nachgehen beziehungsweise nicht trainieren“, ärgert sich Roland Schmid, Präsident des TV Cannstatt. Für Schmid ist der Begriff Profisportler nicht genau definiert. „Da fehlt die Präzision, der Begriff ist dehnbar. Zumal auch bei manchem Team in der Baseball-Bundesliga Profis im Kader stehen.“ Darüber hinaus sei es kein Problem, die Abstands- und Desinfektionsregeln einzuhalten sowie in Kleingruppen zu trainieren. „Das können wir auf unserem Gelände alles in die Wege leiten und garantieren.“

Nachteil im Ligabetrieb

Das Problem mit der unterschiedlichen Bewertung der Bundesliga-Teams beschäftigt auch den Landessportverband Baden-Württemberg (LSVBW). Vordergründig sei man froh, dass wenigstens Spitzensportler- und Kaderathleten unter bestimmten Bedingungen und Dokumentation sich wieder betätigen dürfen, sagt LSVBW-Hauptgeschäftsführer Ulrich Derad. Ziel sei es insgesamt, dem Tag x schnell näher zu kommen, „damit sich die Vereine allgemein für alle Mitglieder wieder öffnen können“, so Derad.

Für den Ärger der TVC-Baseballer hat Derad indes Verständnis. Auch er sieht den Begriff Profisportler von Seiten der Politik nicht klar formuliert. „Ich gehe davon aus, dass Berufssportler gemeint sind beziehungsweise Sportler, die einen sozialversicherungspflichtigen Vertrag haben.“

Die Baseballer hätten eigentlich vor drei Wochen mit der Saison beginnen sollen. Durch die Corona-Pandemie ist der Saisonstart auf ungewisse Zeit verschoben worden. Sollte es irgendwann doch wieder losgehen, dann „gehen die Teams wohl unterschiedlich gut vorbereitet in die Runde“, ärgert sich Schmid. In den Reihen der Reds stehen zwar viele Bundeskader-Athleten, aber in der Umgebung gibt es keinen Stützpunkt für Baseball. Laut Verordnung dürfen sie also weiterhin nicht trainieren. Anders im bayerischen Regensburg. Die Stadt in der Oberpfalz hat nicht nur ein starkes Bundesliga-Team mit Bundeskader-Athleten, sondern ist auch Stützpunkt. Die Folge: So mancher darf also wieder trainieren. Gleiches gilt für Bonn in der Bundesliga-Nord. „Das kann nicht sein, das ist Wettbewerbsverzerrung“, schimpft Schmid.

Schrittweise Öffnung der Sportanlagen gefordert

Derweil fordert der LSVBW als politische Vertretung des organisierten und gemeinnützigen Sports im Land „eine schrittweise Öffnung der Sportanlagen im Zusammenspiel mit den Kommunen Anfang Mai“, heißt es in einer Presseerklärung. Der LSVBW hat sportartübergreifende Szenarien für Athleten im Bereich der Landeskader und darüber hinaus für Vereine entwickelt. Diese stünden in Bezug zu den Beratungen der Sportministerkonferenz (SMK) und der Position des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). Der Stufenplan der SMK – ohne dass ein bestimmter Termin genannt wurde – sieht vor: In einem ersten Schritt solle im Breiten- und Freizeitsport – gleichermaßen für alle Sportarten – der Trainingsbetrieb wieder erlaubt werden, sofern die Sportangebote an der „frischen Luft“ stattfinden, also im öffentlichen Raum oder auf öffentlichen oder privaten Freiluftsportanlagen.

Roland Schmid als guter Netzwerker sind die Planspiele mittlerweile auch bekannt und er hofft, dass „die Baseballer sehr zeitnah wieder trainieren dürfen und auch andere Sportarten unter den entsprechenden Vorkehrungen auf unserer Anlage auf dem Schnarrenberg stattfinden können.“