Kaum ein jugendlicher Tiktok-Nutzer hat die Kurzclips von „Hoss & Hopf“ nicht in seinem Algorithmus. Jetzt geht die Plattform gegen die rechtslibertären Finanzinfluencer vor.
Die Tage von „Hoss & Hopf“ auf der Plattform Tiktok scheinen gezählt. Das Unternehmen hat einen Kanal, der Zusammenschnitte aus dem Podcast der beiden Finanz-Influencer hochlädt, gesperrt. Das entsprechende Konto sei „wegen gefährlicher Falschinformationen und gefährlicher Verschwörungstheorien von der Plattform entfernt“ worden, erklärte eine Sprecherin des Unternehmens in Hamburg und bestätigte damit einen Bericht des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“.
Bei dem gesperrten Konto handelt es sich um den reichweitenstärksten Kanal der beiden Podcaster mit mehr als 160 000 Abonnenten. Weitere Kanäle könnten allerdings folgen. Dies werde geprüft, sagte die Sprecherin gegenüber unserer Zeitung. Nach den Community-Richtlinien seien „ungenaue, irreführende oder falsche Inhalte, die Individuen oder der Community erheblichen Schaden zufügen können“, nicht gestattet.
Die Podcaster rudern zurück
Das Unternehmen reagiert damit auch auf die Berichterstattung unserer Zeitung, die als erste auf die beiden Influencer und ihre problematischen Inhalte hingewiesen hatte, die über Tiktok viele Jugendliche erreichen. Philip Hopf und Kiarash Hossainpour sind in der Finanzbranche tätig. Hopf führt in Stuttgart ein Unternehmen, das Anlagetipps für Risikokapital anbietet. Hossainpour, der seinen Wohnsitz nach eigenen Angaben von Berlin nach Dubai verlegt hat, soll mit Kryptoinvestitionen reich geworden sein.
In ihrem Podcast, der auf Youtube und Spotify hohe Zugriffszahlen erreicht, unterhalten sich die beiden über „hochbrisante politische Themen“. Dabei wurden auch immer wieder Verschwörungserzählungen verbreitet. In dieser Woche beschäftigten sie sich mit dem Interview, das der ehemalige „Fox News“-Journalist Tucker Carlson mit Kreml-Chef Wladimir Putin geführt hat. Es sei von den „Mainstream-Medien“ nach Ansicht der beiden Podcaster verzerrt dargestellt worden. In einer früheren Folge hatten sie über angebliche Verbindungen zwischen dem US-Investmentbanker und verurteilten Sexualstraftäter Jeffrey Epstein mit der deutschen Regierung berichtet. Hier räumten sie mittlerweile allerdings ein, einer Verwechslung aufgesessen zu sein.
Spotify sieht kein Problem
Die Kanäle auf Tiktok, die vor allem ein jugendliches Publikum erreichen, werden von Hopf und Hossainpour nicht selbst betrieben. Die beiden forcieren die Verbreitung aber durch einen Wettbewerb. Wer die meisten Zugriffe mit seinen Zusammenschnitten erzielen kann, profitiert von einer Ausschüttung von jeweils 2000 Euro. Dies animiert die Kanalbetreiber dazu, die pointiertesten Aussagen auszuwählen, was zu einer weiteren Zuspitzung führt. Dem will Tiktok nun offenbar einen Riegel vorschieben. Ein Sprecher des Streamingdienstes Spotify erklärte hingegen gegenüber dem „Spiegel“, der Podcast widerspreche nicht den eigenen Plattformregeln. In den dortigen Podcast-Charts liegen „Hoss & Hopf“ aktuell auf Platz drei.