Unverhofft kommt oft: Die Zollfahnder gegen Schwarzarbeit suchen im Rems-Murr-Kreis einen Betreiber einer Shisha-Bar und einer Kfz-Werkstatt auf. Und finden mehr als gedacht. Was steckt dahinter?
Dieser Shisha-Tabak wird sich in Rauch auflösen – aber anders als gedacht: Etwa 550 Kilogramm haben Beamte des Hauptzollamts Stuttgart in Firmenräumen eines 35-Jährigen im Rems-Murr-Kreis sichergestellt, offenbar gedacht auch zum Konsum in seiner Shisha-Bar. Doch der Tabak ist unversteuert und dürfte bald amtlich vernichtet werden. Es ist nicht der einzige Fund, den die Fahnder bei ihrer Razzia vor einigen Tagen gemacht haben. Eigentlich waren sie beim Betreiber des Lokals und einer Autowerkstatt wegen des Verdachts der Schwarzarbeit aufgetaucht. Nach Informationen unserer Zeitung steckt wohl aber weitaus mehr dahinter.
Wie das Hauptzollamt Stuttgart am Dienstag mitteilte, hatten die Fahnder der Finanzkontrolle Schwarzarbeit den 35-jährigen Inhaber einer Shisha-Bar und einer Autowerkstatt wegen des Verdachts des Sozialversicherungsbetrugs im Visier. Denn er soll „Beschäftigte außerhalb der offiziellen Lohnbuchhaltung bezahlt und so Beiträge zur Sozialversicherung vorenthalten haben“, sagt die Zoll-Sprecherin Annemarie Übele. Hierzu seien Beweismittel in den Wohn- und Geschäftsräumen im Rems-Murr-Kreis sichergestellt worden. Es blieb aber nicht bei Datensticks und Akten.
Auch das Landeskriminalamt horcht auf
Denn in der Werkstatt stießen die Beamten auf zwei Paletten mit Kartons – und darin insgesamt etwa 550 Kilogramm Tabak. Unversteuert. Außerdem waren zwei Nobelfahrzeuge auf dem Firmengelände abgestellt– beide laut Zoll offensichtlich mit manipulierter Tachoanzeige. Entsprechende Geräte für Manipulationen wurden ebenfalls gefunden. Die Beamten stellten die Fahrzeuge sicher. Sie sind aber kein Fall für den Zoll, sondern für die Kriminalpolizei, ebenso weitere verbotene Gegenstände: Ein Schlagstock, als Taschenlampe getarnt, ein Aufsatz für eine Schreckschusspistole, ein Elektroschocker, Pyrotechnik, Testosteron-Ampullen. Außerdem verstecktes Bargeld, fast 10 000 Euro. „Die Strafverfahren werden nun von den jeweils zuständigen Behörden weiterverfolgt“, sagt Zoll-Sprecherin Übele.
Nach Informationen unserer Zeitung interessieren sich auch Ermittler der Sondereinheit Fokus für den Fall. Diese Ermittlungsgruppe, die beim Landeskriminalamt im Kampf gegen zwei gewaltbereite und auch schießwütige subkulturelle Gruppierungen eingerichtet wurde, schließt mögliche Querverbindungen nicht aus. Ob es wirklich Spuren ins Milieu gibt, ist nun Sache des Polizeipräsidiums Aalen, das Beamte der Kriminalpolizei Waiblingen zu der Razzia entsendet hatte. Aus Ermittlungskreisen heißt es, unter anderem zählten Örtlichkeiten an der B 29 sowie der Bereich rund um Schorndorf zu den Revieren dieser Gruppen.