Ein Prachtstück im neuen Humboldt Forum – und heftig umstritten: das Luf-Boot. Foto: SPK/Stefan Müchler

Im neuen Humboldt Forum soll ein Südseeboot ein Besuchermagnet werden. Der Historiker Götz Aly hat enthüllt, dass auch dieses Exponat letztlich Raubgut ist. Nun geht die Debatte los.

Berlin - Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) will offenbar an dem umstrittenen Südseeboot von der Insel Luf im heutigen Papua-Neuguinea festhalten. „Das Boot wird im Humboldt Forum gezeigt werden. Es wird als Mahnmal der Schrecken der deutschen Kolonialzeit und auch in seiner Bedeutung als identitätsstiftendes Werk der Bootsbaukunst gezeigt werden“, sagte SPK-Präsident Hermann Parzinger am Montag in Berlin dem Evangelischen Pressedienst.

Das 16 Meter lange Boot stammt von der Insel Luf im Bismarck-Archipel und ist vermutlich mehr als 120 Jahre alt. Es gilt als eines der zentralen Ausstellungsstücke der ethnologischen Sammlung im Berliner Humboldt Forum. Das 1903 vom Mitinhaber eines deutschen Handelsunternehmens nach Deutschland gebrachte Südseeboot war früher in den Museen Dahlem ausgestellt.

Mord im deutschen Schutzgebiet

Vor drei Jahren war es mit einem Spezialtransport quer durch die Hauptstadt zum Humboldt Forum gebracht und mit einem Kran in den ersten Stock des wiederaufgebauten Berliner Stadtschlosses gehoben worden. Dafür war extra ein Loch in der Fassade des Neubaus vorübergehend offengehalten worden. Zuletzt hatte der Berliner Historiker Götz Aly auf die teilweise ungeklärten Umstände der Beschaffung des Bootes und die brutale koloniale Vorgeschichte im sogenannten „Schutzgebiet“ Deutsch-Neuguinea im Pazifik hingewiesen.

Parzinger betonte, das Boot sei von Max Thiel, einem Teilhaber der deutschen Handelsfirma Hernsheim & Co., auf der Insel Luf erworben worden: „20 Jahre vorher hatte Hernsheim & Co. das Strafkommando von 1882/83 befördert, das Dörfer niederbrannte, Boote zerstörte und Menschen tötete, sodass in den Folgejahren weitere Menschen an den Folgen starben.“ Das muss man als milde Darstellung dessen werten, was Aly als Gemetzel mit allen Anzeichen vorsätzlichen Völkermords darstellt.

Man will die Forschung „ergänzen“

Die neuen Forschungserkenntnisse würden in der Ausstellung und in einem ausstellungsbegleitenden Provenienz-Heft näher beschrieben. Das Strafkommando von 1882/83 sei zudem Thema im sogenannten „Schaumagazin, in dem einige der damals geraubten Objekte auch gezeigt werden“. Das Ethnologische Museum habe Kontakt mit dem Nationalmuseum in Port Moresby, der Hauptstadt von Papua-Neuguinea, aufgenommen, „um die eurozentrischen Fragestellungen und Erkenntnisse vieler bisheriger Forschung zu ergänzen“. „Wir hoffen, im Zuge der weiteren Recherchen und des Austausches auch die Ansichten der Partner in Papua-Neuguinea zeigen zu können“, sagte Parzinger.

In der Dauerausstellung des Humboldt Forums sollen unter anderen Objekte aus Asien, Afrika und Amerika gezeigt werden, darunter Exponate des früheren Ethnologischen Museums und des Museums für Asiatische Kunst aus Dahlem.