Grünen-Stadtrat Vittorio Lazaridis, Bezirksvorsteher Kai Freier und SPD-Stadtrat Martin Körner (von links) schauen sich den möglichen Sitzplan im großen Foto: Mathias Kuhn

Das Hedelfinger Bezirksrathaus wird gerade saniert. Die Räume im obersten Stockwerk sind jedoch noch im Rohzustand. Dort soll nach dem Willen der Bezirksbeiräte ein Bürgersaal eingerichtet werden.

Hedelfingen - Noch gehen die Handwerker im Rathaus an der Heumadener Straße ein und aus. Der Aufzug ist installiert, die meisten Büroräume fertiggestellt, bis Mitte Januar erfolgen die Verschönerungen im Innern: Malerarbeiten, Verlegen von Leitungen und Fußboden. „Wir werden wahrscheinlich Ende Januar/ Anfang Februar mit dem Umzug von Bürgerhaus in unsere Räume im sanierten Bezirksrathaus beginnen“, berichtet Bezirksvorsteher Kai Freier den Stadträten Martin Körner (SPD) und Vittorio Lazaridis (Grüne).

Die beiden Mitglieder des Gemeinderats waren nach Hedelfingen gekommen, um sich das oberste Stockwerk des Bezirksrathauses anzusehen. Während die anderen Etagen saniert und teilweise bereits eingerichtet wurden, fanden die Stadträte und Freier die beiden, vormals als Büro genutzten hohen Räume fast im Rohbauzustand vor. Aus guten Grund: „Bei der Durchsicht von historischen Unterlagen entdeckten wir, dass im ersten Bauplan hier ein großer Bürgersaal geplant war und die Räume in den ersten Jahren auch auf diese Weise genutzt wurde“, berichtet Freier.

An diese Tradition wollen die Hedelfinger wieder anknüpfen. Nicht aus historischer Sentimentalität, sondern weil den Hedelfingern ein größerer Saal fehlt – sowohl der Bezirksverwaltung als auch den Vereinen im Stadtbezirk. „Während den Bezirksbeiratssitzungen finden die Zuschauerinnen und Zuschauer im Trauzimmer, das wir für die Sitzungen nutzen, heute bereits oft keinen Sitzplatz mehr. Die Situation verschärft nun sich, da der Bezirksbeirat noch größer wird“, sagt Freier.

Mit dem Umzug vom Trauzimmer im ersten Stock in den künftigen Bürgersaal einen Stock höher würden die Hedelfinger fast 50 Prozent mehr Fläche dazubekommen. Freier hatte einen neuen Sitzplan dabei. Freier: „Durch den Aufzug sind wir nun barrierefrei und könnten nun auch mindestens zwei reguläre Plätze für Menschen mit Rollstuhl anbieten.“

Hinzu kommt: Der Bürgersaal könnte Vereinen und Einrichtungen für mittelgroße Veranstaltungen, Zusammenkünfte oder für Proben zur Verfügung gestellt werden. Durch den neuen Raum würde sich die zugespitzte Situation im Bürgerhaus, das bislang auch von Vereinen genutzt wird, verbessern. „Der Bedarf an einem Saal ist groß“, versichert Freier. Deswegen forcierten die Bezirksbeiräte und er das Bestreben nach einem Bürgersaal – mit Erfolg. Das Denkmalamt befürwortete den Rückbau, im Juli genehmigten das Baurechtsamt und der Brandschutz die Pläne. Der Umbau sollte im Zuge der eh geplanten Sanierung des Rathausgebäudes erfolgen. Im Oktober kam dann das Aus. Es fehlen rund 400 000 bis 500 000 Euro und die Zeit läuft davon. „Es wäre ja unklug, wenn man jetzt den Umbau der Räume nicht im Zuge der Sanierung erledigt“, sagt Lazaridis. Die beiden Stadträte waren sich einig, dass die Stadtverwaltung nun „schnell nachsteuern“ müsste. „Alles andere macht keinen Sinn. Wir müssen die Räume wieder ihrem ursprünglichen Zweck zukommen lassen. Die Architekten haben bereits vor über hundert Jahren klugerweise gewusst, was die Bürger benötigen.“