Diese Videokamera irritiert: Wer wird denn hier überwacht? Foto: /Steffen Rometsch

Kameras im öffentlichen Raum haben im Quartier im Stuttgarter Osten für Irritationen gesorgt. Nun zeigt sich: Es geht um ein Dauerbrenner-Thema.

Wie unsicher ist der Stuttgarter Osten? Ist eine Video-Überwachung wie auf dem Schlossplatz nun auch noch in Gaisburg nötig? Die Installation von kugelförmigen Kameras im Bereich der Schurwaldstraße hat im Quartier für einige Irritationen gesorgt. Immerhin steht eine Anlage vor einem Gerichtsvollzieherbüro. Die Hintergründe sind allerdings ganz anders als am Schlossplatz. Es geht um ein Dauerbrenner-Thema.

Die Video-Augen im Wohnquartier nehmen den Straßenverkehr unter die Lupe. Seit vielen Jahren plagt den Stadtbezirk ein immenser Schleichverkehr, der von der Hauptschlagader der Talstraße zwischen der Bundesstraße 10 und der Innenstadt in die Nebenstraßen drückt. Und ebenfalls seit vielen Jahren wird an einem Gesamtkonzept zur Verbesserung der Verhältnisse gewerkelt – unter dem Namen „Sanierungsgebiet Stuttgart 32 – Gaisburg“. Den Startschuss für vorbereitende Untersuchungen hat der Gemeinderatsausschuss für Umwelt und Technik bereits im Dezember 2017 gegeben. 2018 gab es eine Befragung unter 3560 Eigentümern, Bewohnern und Betrieben.

Was passiert mit den Erkenntnissen?

Und nun die Videoaugen: „Ein Stuttgarter Verkehrsbüro ist beauftragt, in einem ersten Schritt eine Verkehrszählung durchzuführen“, sagt Charlotta Eskilsson, Bezirksvorsteherin von Stuttgart-Ost. Nach Auswertung der Zählungen sollen Lösungsvorschläge zur Verbesserung der Verkehrssituation erarbeitet werden. Welche ersten Erkenntnisse die Zählungen bringen, darüber soll es laut Bezirksvorsteherin Eskilsson am 28. November eine Informationsveranstaltung mit Bürgerbeteiligung geben.

Zählungen als Reizthema

Allerdings hat der Stadtbezirk schon so seine Erfahrungen mit Verkehrszählungen gemacht. Im Frühjahr 2016 gab es einen Aufstand des Bezirksbeirats Ost, als es um das Sanierungsgebiet Gablenberg ging und die Verkehrsexperten der Stadtverwaltung ihre Interpretationen der Ergebnisse vorstellten. Es sei an den falschen Stellen und nicht zu allen relevanten Zeiten gezählt worden, kritisierte der Bezirksbeirat damals. Moniert wurde, dass in manchen Seitenstraßen der Schleichverkehr als angeblicher Parksuchverkehr missinterpretiert worden sei. Die Studie wurde abgelehnt.

Ob sich in Gaisburg Verkehrssünder oder gar Einbrecher von den Videoaugen abschrecken lassen, bleibt unklar. Beeinflussen lassen sich die Kameras nicht mehr. Sie sind aktuell wieder abgebaut.