Die Zukunft des Schwabtunnels für den Verkehr bleibt ein Zankapfel. Foto: Lichtgut/Ferdinando Iannone

Bei einer Probefahrt nimmt der ADFC die Radrouten quer durch die City kritisch in Augenschein. Und er nennt einige Verbesserungsvorschläge. Auch die Bürger sind dazu aufgerufen, Tipps zu geben.

Der Zickzack durch die City, gefährliche Engstellen und ungelöste Knotenpunkte waren Zielpunkte einer Radler-Gruppe des ADFC. Es ging um Ideen für ein „Wunschradnetz“, die der Mapathon für Stuttgart-Mitte und -Süd in den Blick gerückt hat: um einfach realisierbare Lösungen, aber auch um Zukunftsmusik.

Dass die Auffahrt in der Schickhardtstraße selbst an einem verregneten, relativ verkehrsarmen Samstag Adrenalinschübe verursachen kann, konnten die Teilnehmer der Tour angesichts schneidig überholender Autofahrer hautnah erleben. Und richtig eng wird es erst recht an der oberen Haltestelle vor dem Schwabtunnel, für den seit einiger Zeit die Reservierung einer Spur für Radfahrer heiß diskutiert wird. Eine „Horrorstrecke“ nannte Frank Zühlke diesen kurzen Abschnitt der Süd-West-Verbindung und brachte mangels Alternative eine „gemeinsame Rad- und Busspur aufwärts“ ins Spiel, auch wenn das „auf den Widerstand der SSB stoßen dürfte“.

Mini-Kreisverkehr angedacht

Leicht zu bewerkstelligen wäre eine kürzere Ampel-Wartezeit für Radler, die auf der Hauptradroute 1 stadteinwärts aus der Möhringer Straße die Karl-Kloß-Straße queren wollen. Zwei Fliegen mit einer Klappe ließen sich aber schlagen, wenn an dieser Stelle ein „Mini-Kreisverkehr“, so der Vorschlag, installiert würde, denn wer von unten kommend hier nach links abbiegen will, steht mitten auf der Straße, mit Autogegenverkehr aus der Kurve. Der breit angelegte Straßenbereich selbst wurde als „Relikt aus der Zeit der autogerechten Straße“ bezeichnet.

Dies gelte auch für die separate Abbiegespur aus der Fetzerstraße, wo Richtung Sonnenberg und Degerloch strebende Pedaleure gefährdet würden. Doch statt das Abbiegen in den Gesamtstraßenbereich zu integrieren, wird die Spur just dieser Tage erneuert. An der Baustelle machte Zühlke deutlich, was mit der Karl-Kloß-Straße aufwärts prinzipiell geschehen müsste: „Die Straße ist sehr breit, hinzu kommen Parkplätze. Es kann nicht sein, dass da für Fußgänger und Radfahrer kaum etwas übrig bleibt.“ Für den ADFC-Mann ist klar: „Wenn man etwas für Radfahrer machen will, dann müssen hier Parkplätze wegfallen.“

Alternative Degerloch-Verbindung

Angedacht wurde auch eine Alternative für die Degerloch-Verbindung. Diese würde an der Lerchenrainschule vorbeiführen – und bräuchte dann eine Weiterführung, die erst noch zu bauen wäre. Realisierbar wäre diese eventuell als ein oberhalb der Kleingärten geführter Weg. „Zukunftsmusik“, wie über dem Tunnelmund eingeräumt wurde. Gegenwart sei aber die Tatsache, dass es „keine alltagstaugliche Verbindung nach Degerloch“ gebe.

Erst recht gelte diese Bezeichnung für viel Bereiche des innerstädtischen Radwegenetzes. Etwa vom Bopser in die Innenstadt. Zühlke plädierte für die Mapathon-Idee, von der Dobelsraße abwärts bis zum Charlottenplatz den Mischverkehr zu beenden und für diesen Abschnitt eine Autospur als Zwei-Wege-Spur für Radfahrer auszuweisen.

Was für eine Hindernis-Tour der Ost-West-Weg in und durch die City für Radfahrer ist, machte die 15-jährige Marfa deutlich. Die Gymnasiastin war im Zuge von Corona aufs Fahrrad umgestiegen. Auf ihrem Schulweg von der Uhlandshöhe zum Dillmann-Gymnasium in Stuttgart-West verbringt sie nun „fast ein Drittel der Zeit mit Warten“. Eine „Kreuz- und Quer-Fahrererei“, bei allein acht Ampeln samt zweier Ampelinseln am Charlotten-Platz. „Es ist total stressig. Manchmal wird man zudem von idiotischen Autofahrern angehupt, obwohl man korrekt unterwegs ist“, berichtet sie. Oft komme sie „total genervt in der Schule an“. Marfas Forderung an die Stadt: „Sichere Schulwege auch für Radfahrer!“

Extraspur nur für Radfahrer im Planie-Tunnel?

Am Neuen Schloss wurde als Ziel ausgegeben, dass „Radfahrer wie Autofahrer unten durchfahren können“, was laut Zühlke heißt: „Eine Spur des Planie-Tunnels Richtung Westen für Radfahrer freimachen!“ Am Gustav-Heinemann-Platz kritisierte Peter Friedrich, dass die Stadt beim Radwegenetze „vor allem in Pendler-Wegen“ denke. Das unterstrich Jens Scheffler: „Doch auch das „große Netz“ ist derzeit oft nur Stückwerk. Erst recht gilt das für Nah-Verbindungen. Für Alltags-Routen, die man mal kurz zum Einkaufen oder auch als Schulweg nutzen kann.“

Hinweis: Bis zum 15. Mai 2022 können Anregung noch eingebracht werden über: umap.openstreetmap.de oder an frank.zuehlke@adfc-bw.de.