Naturschauspiel beim Neckar: ein großer Schwarm von Rabenkrähen bildet dort eine „Schlafgemeinschaft“. Vogelexperten kennen den Grund.
Für Frühschwimmer und andere Frühaufsteher, die morgens im Bereich der Stuttgarter Mineralbäder unterwegs sind, beginnt der Tag derzeit buchstäblich rabenschwarz. Auf den großen Platanen zwischen dem Mineralbad Berg und dem Mineralbad Leuze sitzen Hunderte Rabenvögel in den Ästen. Wie auf Kommando steigen sie plötzlich kreischend auf, drehen eine Runde, um sich dann wieder in den Bäumen niederzulassen. Wenn es hell ist, fliegen die Vögel in unterschiedliche Richtungen aus. Damit endet das Schauspiel, um sich am nächsten Morgen zu wiederholen.
„Schlafgemeinschaften“ bieten den Rabenkrähen Schutz
Was geschieht hier?, fragen sich Spaziergänger unwillkürlich. Birger Meierjohann, der Sprecher der nahe gelegenen Wilhelma, kennt die Antwort. „Bei den beobachteten Rabenvögeln handelt es sich um Rabenkrähen.“ In der Brutzeit lebten sie paarweise. Außerhalb der Brutzeit würden sie sich, wie jetzt, zu kleineren Schwärmen zusammenschließen und große „Schlafgemeinschaften“ bilden. „Diese befinden sich meist auf hohen Bäumen, zumal diese den besten Schutz vor Beutegreifern bieten.“ Man könne davon ausgehen, dass die Rabenkrähen, die sich derzeit im Bereich der Mineralbäder versammelten, auch während der Brutzeit in der Stadt aufhielten, also „Stuttgarter“ sind, allerdings auf größerer Fläche verteilt.
Soweit so gut, aber haben die Rabenvögel, denen – zu Unrecht – viele Negativbilder anhaften, tatsächlich Feinde? In der Tat! Der Wilhelma-Sprecher klärt auf: „Die meisten tagaktiven Vögel, also auch die Rabenkrähen, können bei Dunkelheit kaum etwas sehen. Sie müssen darum an einem gut geschützten Platz übernachten, wo sie für Füchse oder Marder unerreichbar sind.“ Besonders gefährlich für Rabenvögel sei der Uhu. „Gegen ihn hilft aber auch kein Schlafplatz in hohen Bäumen. Er ist für die Rabenkrähen darum ein bedeutender Fressfeind“. Ob Uhus auch in den Stuttgarter Parks auf Beutezug gingen, sei nicht bekannt: „Aber es ist auf jeden Fall im Bereich des Möglichen.“