Nach lautem Jubel herrscht am Ende eine traurige Stimmung im Cavos. Foto: Lichtgut/Ferdinando Iannone

Die WM-Stimmung in Stuttgart ist angesichts der Umstände bei der Weltmeisterschaft in Katar ohnehin nicht berauschend, die Japaner schickten sie vollends in den Keller.

Mittwoch, kurz vor 14 Uhr, Stuttgarter Innenstadt: Der Weihnachtsmarkt ist noch nicht eröffnet, aber doch schon allgegenwärtig. Von der Fußball-WM – keine Spur. Um 14 Uhr ist Anpfiff des ersten Spiels der deutschen Nationalmannschaft, gegen Japan mit den VfB-Spielern Endo und Ito, aber kein Mensch ist mit Fähnchen oder Trikots auf dem Schlossplatz unterwegs. In der Passage vom Café le Théâtre läuft das Spiel auf einem kleinen Fernseher – aber der Andrang hält sich in Grenzen. Schließlich ist es in der Passage frisch – und nicht jeder hat mitten in der Woche um 14 Uhr Zeit, Fußball zu schauen.

Viele Möglichkeiten WM zu schauen gibt es nicht

Der Party-Grieche Cavos an der Lautenschlager-Straße boykottiert erklärtermaßen jeglichen WM-Boykott und hat ganz fangemäß aufgerüstet mit Wimpeln, Fahnen. Hiki Shikano Ohlenmacher von der Geschäftsleitung hat nicht nur sich selbst, sondern auch sein Hündchen entsprechend ausgestattet, schon kurz nach dem Anpfiff (und nach der ersten Großchance der Japaner) will er Ouzo gleich flaschenweise auf den Tisch stellen lassen. Ein Kamerateam ist da, einige Fotografen, so viele Möglichkeiten, WM-Stimmung festzuhalten, gibt es in der Stadt nicht.

Am Sonntag könnten Fans kommen

Fans sind auch da, manche im Büro-Outfit, manche im Trikot. Einer hat einen kleinen WM-Pokal mitgebracht, der begleitet ihn als Glücksbringer seit 20 Jahren, erzählt er. Wobei das mit dem Glück bei den letzten WM-Turnieren so eine Sache war. Ein anderer hat sich die WM-Sterne auf den Arm tätowieren lassen. Ob noch einer dazu kommt, bleibt abzuwarten. Bei jeder deutschen Chance wird es laut. Und als Gündogan den Elfmeter verwandelt, kommt ansatzweise WM-Stimmung auf. Hiki hofft auf mehr davon schon am nächsten Abend, wenn Brasilien spielt und sich brasilianische Fans mit Trommeln angekündigt haben. „Und am Sonntag ist voll“ – dann steht das zweite Spiel der Deutschen an, gegen Spanien. Denn dann steht das Team schon unter enormem Zugzwang, nachdem die Japaner das Spiel gedreht haben. Das war für die Stimmung natürlich ein gewaltiger Dämpfer, in der Stadt herrschte fußballerisch komplett Ruhe.