Der Täter hinterlässt in der Johanneskirche eine Spur der Verwüstung. Foto: Lichtgu/Leif Piechowski (Archiv)

Ein 37-jähriger soll in der Adventszeit die Kirche am Feuersee verwüstet haben. Nun steht er vor Gericht. In dem Verfahren geht es um eine mögliche Unterbringung in einer Klinik.

Rausgerissene Bänke, eine verdreckte Orgel, zerdepperte Fensterscheiben: Ausgerechnet in der Adventszeit hat es die Johanneskirche am Feuersee schwer getroffen. Ein Randalierer war dort am ersten Dezemberwochenende eingestiegen und hatte eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Er konnte umgehend gefasst werden, da er zum Tatort zurückkehrte. Doch die Verwüstungen, die er hinterließ, sind längst noch nicht alle wieder behoben. Nun steht das Verfahren gegen den Mann an, der den Schaden verursacht haben soll.

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Vor dem Stuttgarter Landgericht geht es von Mittwoch an darum, ob der Mann in einer psychiatrischen Klinik untergebracht werden soll. Bei seiner Festnahme war bereits vermutet worden, dass er psychische Probleme habe. Für das Verfahren sind fünf Termine bis Ende Juni angesetzt. Die Anklage lautet unter anderem auf versuchte gefährliche Körperverletzung. Der Schaden, den der Mann angerichtet haben soll, wird in der Prozessankündigung mit 100 000 Euro beziffert.

Die Orgelreinigung hat 38 000 Euro gekostet

„Das ist wohl eher eine grobe Angabe“, kommentiert das Christoph Dinkel, der Pfarrer der Feuerseekirche. Behoben sei inzwischen der Schaden an der Orgel. Der Beschuldigte hatte dort den Inhalt eines Feuerlöschers versprüht. Das Löschmittel legte sich wie eine Staubschicht auf die Orgel – und in ihre Pfeifen. Diese Spezialreinigung habe 38 000 Euro gekostet. Die Fenster, die der Mann zerschlagen haben soll, werden nach den Pfingstferien repariert. Man habe noch die Belegung der Kirche am Feuersee mit Veranstaltungen des Katholikentags in der vergangenen Woche abwarten müssen.

Die Kirche hatte in der Weihnachtszeit mit Provisorien leben müssen. Und das ausgerechnet im vergangenen Jahr, als aus ganz Deutschland die Augen auf die Kirch im Stuttgarter Westen gerichtet waren. Denn aus der Johanneskirche kam der Gottesdienst, der an Heilig Abend im ZDF ausgestrahlt wurde.

Der Mann ist seit der Festnahme in einer Klinik untergebracht

Der Täter war wohl über ein Gerüst, das zu Sanierungszwecken auch jetzt noch an der Kirche steht, eingestiegen. Er hatte Bänke auf der Empore aus der Verankerung gerissen, reihenweise Scheiben eingeschlagen, Gesangbücher umhergeworfen und dann noch den Feuerlöscher geleert. Gefasst wurde er tags drauf, als die Polizei gerade an der Kirche war, um Spuren zu sichern. Aufgrund einer aufmerksamen Zeugin hatte die Polizei eine gute Personenbeschreibung des Mannes. Die Einsatzkräfte überprüften den damals 37-Jährigen und nahmen ihn fest. Er hatte Diebesgut aus einem Baustelleneinbruch in der Nähe in der Tasche. Außer dem soll er an der S-Bahn-Haltestelle Feuersee versucht haben, eine Baustellenabsperrung auf die Schienen zu werfen. Schon beim Termin vor dem Haftrichter ergaben sich Hinweise, dass der Mann psychische Probleme haben könnte. Er wurde deswegen nicht in eine Haftanstalt, sondern in eine Klinik gebracht.

Freiwillige für Aufsicht in der Kirche gesucht

Die Tat hat Konsequenzen für den Zugang zur Feuerseekirche: Die Kirchengemeinde hat nun einen Freiwilligendienst für die Aufsicht organisiert. Aktuell ist sie immer dienstags von 12 bis 16 Uhr und donnerstags von 13 bis 17 Uhr geöffnet. „Pro Öffnungsblock kommen bei gutem Wetter um die 30 Besucher“, sagt der Pfarrer. Wenn sich noch mehr Freiwillige finden würden, könnte man wieder häufiger öffnen. In den Pfingstferien werde die Johanneskirche am Feuersee geschlossen bleiben.