Verteidiger Michael Lepp (links) mit dem Angeklagten in Saal 1 des Landgerichts. Foto: Sebastian Steegmüller

Während der 47 Jahre alte Wirt beim Prozessauftakt seine Unschuld beteuert hat und sich nicht zu den Tatvorwürfen äußert, belastet ihn ein Stammgast mit seiner Aussage schwer.

Ein 47 Jahre alter Gastwirt soll im Sommer 2024 in Stuttgart-Heslach seine Lebensgefährtin umgebracht und sie im gemeinsamen Wohnhaus eingemauert haben. Während der Mann, der wegen Totschlags am Landgericht angeklagt ist, beim Prozessauftakt am Freitag seine Unschuld beteuerte und sich nicht weiter zu den Tatvorwürfen äußerte, belastete ihn ein Stammgast im Zeugenstand schwer. Der 26-jährige Bauarbeiter sagte am Nachmittag in Saal 1 aus, dass der Angeklagte ihn im vergangenen August beauftragt habe, eine Backsteinwand mit Gipskarton zu verkleiden. Es handelt sich exakt um die Wand, hinter der die Ermittler am 21. Oktober 2024 dann die teilweise schon mumifizierte Tote entdeckt haben.

Richtige Sanierung vorgeschlagen

Grund für die Arbeiten sei Gestank gewesen, der von einer leckenden Abwasserleitung oder einem defekten Tank kommen sollte, und Würmer, die über den Boden krochen, so der Zeuge. „Es hat wirklich übel gerochen. Ich habe ihm geraten, die Wand aufzumachen, um zu schauen, was kaputt ist und es richtig zu reparieren.“ Sein Vorschlag sei aber abgelehnt worden. Der Angeklagte habe eine provisorische Lösung bevorzugt. „Er sagte, dass wir es richtig reparieren, sobald er mehr Geld hat.“ Dass er überhaupt mit den Arbeiten beauftragt worden ist, obwohl der Gastwirt selbst früher als Installateur gearbeitet hat, habe ihn indes nicht irritiert. „Er hat ja in der Kneipe genug zu tun gehabt“, sagt der 26-Jährige.

In diesem Wohnhaus in Heslach wurde die Leiche entdeckt. Foto: Steegmüller

„Viele haben mich später gefragt, warum ich nicht zur Polizei gegangen bin.“ Aber er habe bis zu diesem Zeitpunkt Verwesungsgeruch noch nicht gekannt, daher wohl nicht die richtigen Rückschlüsse gezogen. „Woher soll ich wissen, wie eine Leiche stinkt?“ Dass die Frau nicht mehr in der Kneipe gearbeitet hat, habe ihn nicht besorgt. „Ich habe immer mal wieder nachgefragt, wo sie ist. Der Angeklagte habe erwidert, dass es ihr gut geht, das habe ich ihm geglaubt.“

Gegenüber dem Sohn der Verstorbenen soll der Wirt indes angegeben haben, dass die 48-Jährige mit einem Mann nach Griechenland durchgebrannt sei. Einem anderen Gast soll er erzählt haben, dass sie in Berlin sei. Sollte der Angeklagte diese Äußerungen getätigt haben, hat er wohl gelogen. Laut Staatsanwaltschaft ist die Frau bereits zwischen dem 7. und 13. Juli 2024 getötet worden. Die Anklage geht davon aus, dass sie im Streit erstochen worden ist. Ein mögliches Tatmotiv wurde beim Prozessauftakt aber nicht genannt. Weil Angehörige und Verwandte die Frau über einen längeren Zeitraum nicht mehr erreichen konnten, wurde sie als vermisst gemeldet. Im Lauf der Ermittlungen rückte ihr Lebensgefährte mehr und mehr in den Fokus. Fortgesetzt wird der Prozess am 13. Mai, Termine sind bis zum 26. Juni angesetzt.