Durch das rasche Eingreifen der Feuerwehr konnte verhindert werden, dass der Brand auf das übrige Gebäude übergriff. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Im Prozess um versuchten Mord durch einen Wohnungsbrand am Landgericht Heilbronn. hatten nun die Bewohner des Hauses und ein Feuerwehrmann das Wort.

Der Aufmerksamkeit eines jungen Mannes verdanken die Mitbewohner eines Hauses in Benningen wohl ihr Leben. Während sie tief schliefen und nichts Böses ahnten, spielte der gelernte Elektriker nachts noch an seiner Playstation, als er leise das Piepen eines Rauchmelders im Haus wahrnahm. Der 30-Jährige machte sich auf die Suche nach der Ursache. Nachdem er sie entdeckte, alarmierte er die Feuerwehr und weckte anschließend die anderen Bewohner auf, damit sie das Haus verließen.

https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.brand-in-benningen-am-neckar-53-jaehriger-mieter-soll-wohnung-angezuendet-haben.18a7b738-8992-43a1-bac0-4412f65b0087.html

„In der Wohnung des Angeklagten hörte ich den Rauchmelder, und unter seiner Tür zog etwas schwarzer Rauch ins Treppenhaus, doch ich traute mich nicht, die Tür zu öffnen“, erzählte der Mann aus Syrien mit Hilfe eines Dolmetschers ruhig und sachlich von der Nacht des 18. Dezember 2021. Daraufhin informierte er den Hausmeister im obersten Stock, rief die Feuerwehr und verständigte die Vermieterin.

Die Brandursache war eine Kerze

Die Staatsanwaltschaft wirft einem 53 Jahre alten Bewohner des Hauses schwere Brandstiftung und mehrfachen versuchten Mord vor. Aus Ärger über seine Vermieterin legte er der Anklage zufolge mutwillig mit einer brennenden Kerze in seiner Wohnung einen Brand. Der Angeklagte bestritt die Vorwürfe. Er will die Kerze lediglich aus Versehen angelassen haben, bevor er seine Wohnung mit der Absicht verließ, zu seinem Geburtsort in der Türkei zu fahren und dort seinem Leben ein Ende zu setzen.

Der Feuerwehrmann, der damals zuerst die Wohnung mit Atemschutzmaske betrat, sagte am Landgericht Heilbronn ebenfalls aus: „In der Wohnung war dichter schwarzer Rauch und wir hatten null Sicht, als wir auf Knien den Raum nach einer Person absuchten.“ Um eine Explosion der Rauchgase zu verhindern, habe man zunächst drei kurze Sprühstöße abgegeben, um den Brand etwas herunterzukühlen. Danach durchsuchten die Feuerwehrleute die Einzimmerwohnung mit einer Wärmebildkamera nach weiteren möglichen Glutnestern.

Nicht alle Rauchmelder schlugen an

„Ich hatte zwischen 17 und 20 Uhr verschiedene Geräusche aus seiner Wohnung gehört und mich noch gewundert, denn drei Tage zuvor hatte sich der Angeklagte von mir verabschiedet, er ziehe jetzt aus und gehe“, berichtete seine direkte Nachbarin. Kurz vor Mitternacht sei sie an diesem – ihrem Geburtstag – zu Bett gegangen. Erst als der 30-jährige Nachbar an die Tür klopfte und sie das Licht anmachte, sah sie über ihrer Küchenzeile und im Bad dunkle Rauchwolken. „Wenn der Junge nicht gekommen wäre, ich weiß nicht, was passiert wäre. Mein Rauchmelder ging ja nicht an . . .“ Ihren letzten Satz ließ die Frau unvollendet im Raum stehen. Der Prozess wird am 20. Oktober fortgesetzt.