In einem Parkhaus in Bad Cannstatt stellt der Täter den Wagen ab, in dem der Leichnam seiner Frau ist. Foto: 7 aktuell/Simon Adomat

Im Mordprozess gegen einen Stuttgarter kommt ans Licht, dass der Mann einem Freund gestanden hat, seine Frau umgebracht zu haben.

Für die Angehörigen der ermordeten jungen Mutter ist der zweite Verhandlungstag hart gewesen. Nicht nur bekamen sie Fotos vom Fundort der Leiche zu sehen, auf denen die mit einem Kopfschuss umgebrachte Frau zu sehen war. Im Prozess wurde auch ein von der Polizei aufgezeichnetes Telefongespräch eingespielt, das es in sich hatte – und das nicht nur, weil der Ehemann auf der Flucht einem Verwandten darin gestand, den Mord begangen zu haben.

Die Stuttgarterin starb am zweiten Juliwochenende im vergangenen Sommer. Ihr Ehemann, von dem sie sich getrennt hatte, sitzt deswegen nun auf der Anklagebank. Er soll sie bei einem Treffen der Eheleute aus Stuttgart, das einer Aussprache dienen sollte, getötet haben – mit einem Kopfschuss im Auto. In einem Parkhaus an der Alten Untertürkheimer Straße in Bad Cannstatt wurde die Leiche der Ermordeten auf der Rückbank des Wagens ihres Ehemannes gefunden.

Am Montag, 11. Juli, um 18.45 Uhr, stellt die Stuttgarter Polizei eine knappe sechszeilige Pressemitteilung zu dem Fall ins Internet. Drei Minuten zuvor hat ein Stuttgarter Taxifahrer einen Anruf vom tatverdächtigen Ehemann der toten Frau erhalten, die am Montagmorgen gefunden worden war. Sie sind sehr weitläufig verwandt. Nach kurzem Geplänkel kommen die Männer zum Kern der Sache: „Hast du das gemacht, was dir durch den Kopf gegangen ist?“, fragt der Stuttgarter den Ehemann, als der sagte: „Bei Gott, ich bin auf der Flucht.“ Und er wird noch deutlicher, er sagt, dass er der Frau in den Kopf geschossen habe. Die Reaktion des Gesprächspartners lässt den Zuhörenden im Gerichtssaal den Atem stocken: „Sie hat diesen Dreck gemacht, weil sie ehrlos war, sie hat das verdient“, sagt er. Und: „Mein Cousin, sie hat alles verdient, aber du bist der Leidtragende.“ Das Gespräch ist aufgezeichnet, weil die Kriminalpolizei die Handyverbindung des tatverdächtigen Ehemanns zu diesem Zeitpunkt, sieben Stunden nach dem Auffinden der Leiche in Bad Cannstatt, bereits überwachte.

Was da aufgenommen wurde, spricht eine ganz andere Sprache als das, was der Taxifahrer im Zeugenstand zunächst aussagt. Er habe den Anruf des Ehemanns als Reaktion auf eine Textnachricht erhalten und wollte über Katzenbabys sprechen. Denn seine Familienkatze hatte Nachwuchs, und Verwandte habe das über soziale Medien gesehen. Er wollte ein oder zwei Katzenbabys für seine zum Zeitpunkt der Tat zwei und acht Jahre alten Kinder haben. Die ältere Tochter hatte kurz darauf Geburtstag.

Erst als der Richter die Aufnahme abspielen und Teile aus dem Türkischen übersetzen lässt, räumt der Zeuge ein, dass er auch um die Eheprobleme des Paares gewusst habe. Von den im Telefonat aufgezeichneten Aussagen hingegen wollte er sich distanzieren. „Das ist unsere verfluchte Kultur mit dem Stolz und der Ehre des Mannes“, sagte er Bezug nehmend auf den gemeinsamen türkischen Migrationshintergrund.

Bei einem ersten Besuch zum Besichtigen der Katzenbabys sei der Ehemann in einem „schrecklichen Zustand“ gewesen. Er habe eingeräumt, Koks genommen zu haben, und klagte über die Eheprobleme. Die Frau wollte sich trennen und zurück zu ihrer Familie in die Niederlande ziehen. Ihr Ehemann habe behauptet, sie hätte Affären, sei fremdgegangen. Auf Nachfrage der Staatsanwaltschaft kam heraus, dass dies – so es stimmt – erst nach der Trennung vom Ehemann gewesen sein soll.

Geschieden war das Paar noch nicht. Im Oktober 2021 hatte die junge Mutter ihrem Mann gesagt, dass sie sich trennen wollte. Daraufhin soll er sie angegriffen haben, so heftig, dass sie Todesangst hatte. Sie ging zur Polizei und erwirkte ein Annäherungsverbot. Im Juli 2022, zehn Monate nachdem sie gegenüber der Polizei zum ersten Mal ihre Todesangst geäußert hatte, soll ihr Mann sie dann umgebracht haben.