Das Landgericht Stuttgart verurteilt einen 23-Jährigen wegen einer Messerattacke in Backnang zu einer neunmonatigen Haftstrafe.
Nach gut zweimonatiger Verhandlung hat das Landgericht Stuttgart einen Prozess wegen versuchten Mordes abschließen können.
Die Richter der 19. Großen Strafkammer verurteilten einen 23-Jährigen, der zuletzt in Weissach im Tal gewohnt hatte, wegen Körperverletzung, Bedrohung, Sachbeschädigung und Nötigung zu einer neunmonatigen Haftstrafe ohne Bewährung. Den von der Staatsanwaltschaft in der Anklage erhobenen Vorwurf des versuchten Mordes sahen die Richter jedoch nicht als erwiesen an.
Das Urteil ist bereits rechtskräftig
Die Vertreterin der Staatsanwaltschaft hatte in ihrem Schlussplädoyer noch an diesem Vorwurf festgehalten und auf eine Haftstrafe wegen versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung von dreieinhalb Jahren plädiert. Letztlich stimmte sie jedoch einem Rechtsmittelverzicht zu, sodass das Urteil bereits rechtskräftig ist. Verteidiger Philipp Wendel hatte keinen konkreten Strafantrag gestellt und nur dafür plädiert, vom Vorwurf des versuchten Mordes abzusehen und deutlich unter dem beantragten Strafmaß zu bleiben.
Nach Ansicht des Gerichts war der Angeklagte am Vormittag des 1. November vergangenen Jahres nach dem Konsum von Drogen und Alkohol in aggressiver Stimmung, als er in der Unterführung des Bahnhofs Backnang lautstark telefonierte. Als eine Frau an ihm vorbeilief und kurz Blickkontakt mit ihm hatte, fragte er sie, ob sie Stress haben wolle. Er habe sie zunächst geschubst und gegen die Schulter geschlagen. Als die Frau ihn wegdrückte, zückte er ein Klappmesser und machte mehrere schwingende Bewegungen in Richtung ihres Hals- und Oberkörperbereichs.
Nur aufgrund ihrer Kampfsporterfahrung gelang es der kleineren Frau, den Stichbewegungen auszuweichen. Als die Frau floh und um Hilfe rief, folgte ihr der 23-Jährige zunächst, gab aber bald auf, als er einsah, dass er sie nicht mehr einholen würde. Kurze Zeit später wurde er in einem Parkhaus in der Nähe festgenommen.
Der Angeklagte hatte gegenüber einem Gutachter eingeräumt, dass er seit Jahren massiv Drogen unterschiedlichster Art konsumierte. Unter anderem trank der 23-Jährige zehn Flaschen Bier pro Tag, manchmal schon zum Frühstück. Er habe sich danach frei gefühlt und die Sorgen vergessen, hatte er gegenüber dem Gutachter ausgeführt.
Zehn Flaschen Bier und fünf Joints täglich
Mit Cannabis hatte er im Alter von 14 Jahren begonnen, zuletzt konsumierte er fünf Joints pro Tag, um sich zu entspannen. Auch Amphetamine hatte er eine Zeit lang genommen, um sich aufzuputschen; seit einigen Jahren ersetzte er diese häufiger durch Kokain. Auch zehn bis 15 Zigaretten pro Tag gehörten zu seiner üblichen Tagesration. Für eine Unterbringung in einer Entziehungsanstalt sahen Gutachter und Gericht die Voraussetzungen aber nicht erfüllt.
Die Drogensucht des 23-Jährigen führte jedoch dazu, dass die Familie ihn zeitweise bei der Oma unterbrachte, da sie einen negativen Einfluss auf den kleinen Bruder befürchtete. Der Angeklagte, der bei seiner Mutter und seinem Stiefvater aufwuchs, schlug sich nach dem Hauptschulabschluss mit Gelegenheitsjobs und Praktika durch, die alle nur wenige Monate dauerten. Bis zu seiner Festnahme im vergangenen November hatte der 23-Jährige als Lagerhelfer bei einer Firma in Backnang gearbeitet.