Protestaktion auf der unteren Königstraße in Stuttgart. Foto: Andreas Rosar

Der Verband der Arbeitsgemeinschaft Sprachförderung befürchtet, dass in Zukunft die schulische Sprachförderung für Kinder nicht mehr ausreichend bezuschusst werde - eine kleine Gruppe hat sich daher am Samstag zu einer Protestaktion auf der unteren Königstraße zusammengefunden.

Stuttgart - Der Tresor ist schnell geknackt: Heraus sprudeln, neben reichlich Barem, zahllose „Aufholbildungspakete“. In denen stecken Postkarten, adressiert an die baden-württembergische Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne). Die Botschaft darauf: „Stellen Sie sich vor, Ihre MitarbeiterInnen bekämen 7 Jahre lang dasselbe Gehalt. Und nun kündigen Sie eine weitere siebenjährige Nullrunde an“.

Die Krux: Weder sind der Papptresor und die Banknoten echt, noch haben die Vertreter des Verbands der Arbeitsgemeinschaft Sprachförderung nach dem Denkendorfer Modell und der Caritas Ulm-Alb-Donau derzeit das Gefühl, im Kultusministerium gehört zu werden. Die kleine Gruppe von Demonstranten, die am Samstagvormittag – symbolträchtig kurz vor 12 Uhr – an einer Protestaktion auf der unteren Königstraße teilnehmen, fürchtet, dass in Zukunft die schulische Sprachförderung für Kinder nicht mehr ausreichend bezuschusst werde.

Sprachförderunterricht an Schulen sei bereits ohne Inflation unterfinanziert

„Die aktuelle Richtlinie zur Sprachförderung in Schulen, die sogenannte HSL-Richtlinie, gilt seit 2014“, so Hansjörg Ludwig , Leiter des Fachbereichs Migration bei der Caritas Ulm. Zum 31. Juli läuft diese aus und soll unverändert um weitere sieben Jahre verlängert werden. Dies habe, so erklärt der Verband, das Kultusministerium bereits im April angekündigt. „Da 90 Prozent der Landeszuschüsse in Personalkosten fließen“, wie die Vorsitzende des Verbands Denkendorfer Modell, Birgit Schroth, betont, „bedeutet eine unveränderte HSL-Richtlinie schon inflationsbedingt, dass die Sprachförderkräfte auf eine angemessene Vergütung verzichten sollen.“

Dass der Sprachförderunterricht an Schulen bereits ohne Inflation unterfinanziert ist, rechnet Hansjörg Ludwig vor. Demnach liege der derzeitige Zuschuss des Landes für 120 Stunden Sprachförderung an Schulen bei 1000 Euro, die realen Kosten jedoch bei rund 3000 Euro. Wer hier spare, spare aber an der falschen Stelle: „Wenn es gelingt, dass ein Kind einen Schulabschluss erreicht und sich später selbst versorgen kann, ist das unbezahlbar.“ Der Verband habe dem Kultusministerium Vorschläge zur Neufassung der HSL-Richtlinie unterbreitet. Eine Antwort stehe aus. Ludwig fürchtet, dass die Warnungen ungehört verhallen.