Die Polizei hat ein überklebtes Schild bereits wieder befreit. Foto: Andreas Rosar/Fotoagentur-Stuttg

Aktivisten in Stuttgart haben Straßenschilder mit den Namen der Opfer in Hanau überklebt. Die Polizei ist bereits dabei, die Schilder zurück in den Ursprungszustand zu versetzen.

Einige Straßen in Stuttgart heißen plötzlich anders. „Ferhat-Unvar-Straße“, „Said-Nesar-Hashemi-Weg“ oder „Sedat-Gürbüz-Straße“ – benannt nach den Opfern der rassistischen Morde von Hanau 2020; Aktivisten haben Straßenschilder überklebt, um auf den sich am 19. Februar jährenden Anschlag aufmerksam zu machen.

Die Urheberschaft ist unklar. In sozialen Netzwerken wurden Bilder der Schilder etwa auf der Seite „0711 united against racism“ geteilt, die sich selbst mit dem Linken Zentrum Lilo Hermann in Verbindung bringt und schlicht von Aktivsten spricht. Auch Nachfragen unserer Redaktion bei einigen Szenekundigen konnten die Aktion keinem bestimmten Aktionsbündnis zuordnen.

Keine Strafermittlungen

Für die Polizei sind die überklebten Schilder keine allzu dramatische Sache. Eins wurde am Theodor-Fischer-Platz Ecke Heusteigstraße/Stohberg ausgemacht und entfernt. „Da die Klebestreifen entfernt werden konnten, ohne dass das Schild beschädigt wurde, liegt keine Straftat vor“, sagt Polizeisprecher Stephan Widmann. Die Aktion stelle auch keinen Eingriff in den Straßenverkehr dar, da Verkehrsschilder unberührt blieben.

Die anderen Schilder auf Basis der im Netz kursierenden Aufnahmen ausfindig zu machen, ist schwierig: Im Hintergrund sind meistens nur unscheinbare Wohnhäuser oder Hauswände zu sehen, die ursprünglichen Straßennamen nicht mehr. Die Polizei fahndet aber auch nicht aktiv, Hinweisen geht sie aber nach. „Auch das Dezernat Staatsschutz wurde über die Aufkleber in Kenntnis gesetzt“, sagt Widmann.

Es ist nicht das erste Mal, dass das Verbrechen in Hanau, bei dem ein Rechtsextremer in einer Shisha-Bar neun Menschen und anschließend sich selbst und seine Mutter erschoss, ein Thema in der Landeshauptstadt ist. So brachten Aktivisten an der Rathausrückseite in Stuttgart bereits 2021 eine Hanau-Gedenktafel an, die die Stadt – von politischen Debatten begleitet – schließlich wieder entfernte. Zu dieser Aktion bekannte sich damals das Bündnis „Stuttgart gegen Rechts“. 2022 wurde erneut illegal eine Gedenktafel am Rathaus angebracht.