Die Renaturierung soll im Gebiet hier rechts vom Neckardamm erfolgen. Foto: Iris Frey

In den Wagrainäckern geht die Planung für ein Renaturierungsprojekt weiter. Doch für den Kauf zweier Grundstücke sucht die Stadt dort noch Eigentümer. Das Projekt soll 2023 verwirklicht werden.

Hofen - Die Planung für die Renaturierung im Gebiet bei den Wagrainäckern unweit der Golfübungsanlage und des Stuttgart-Cannstatter Ruderclubs unter dem Namen Ikone läuft weiter. Im Jahr 2023 ist die Verwirklichung vorgesehen, wie Nora Lenz-Gaspary, Sprecherin der Stadt Stuttgart auf Nachfrage mitteilt. Ikone bedeutet „Integrierende Konzeption Neckar-Einzugsgebiet“ und ist Teil des Masterplans „Erlebnisraum Neckar“ der Stadt Stuttgart.

Die Planungen stünden kurz vor dem Abschluss: „Derzeit befindet sich die Entwurfsplanung für das Feuchtbiotop sowie die Aussichtsstege, der Neckarbalkon und die Aussichtskanzel auf dem Aussichtshügel in der finalen Phase und die verschiedenen Planungsgewerke (Freianlagen, Ingenieurbauwerke, Statik) in der Endabstimmung“, erklärt die Sprecherin. Dies gelte auch für die Genehmigungsplanung mit Umweltverträglichkeitsstudie und dem landschaftspflegerischen Begleitplan. Der Antrag auf Planfeststellung soll im zweiten Quartal bei der zuständigen unteren Wasserbehörde beim Amt für Umweltschutz eingereicht werden.

Doch es gibt für die Stadt Stuttgart in der Zwischenzeit noch Grundstücksprobleme für das Renaturierungsprojekt zu klären und zu lösen. So seien laut Lenz-Gaspary für die Realisierung des Projektes zwei kleinere Grundstücke erforderlich, deren Kauf bisher noch nicht möglich war: „Die Grundstücke gehörten Erbengemeinschaften, welche sich seit vielen Jahren nicht mehr um ihre Grundstücke gekümmert haben.“ Für den Erwerb müsse jeder Erbe ermittelt werden, wobei die Erben teilweise im fernen Ausland leben und vermutlich gar nichts von ihrem Erbanteil in Stuttgart wissen, so die Sprecherin. Die Erbenermittlung sei entsprechend aufwendig und laufe parallel zu den weiteren Planungen und Genehmigungsverfahren. Für das Planfeststellungsverfahren werde mit einem Zeitbedarf von einem Jahr gerechnet. Danach folgen die Ausführungsplanung sowie die Ausschreibung der Bauleistungen. Baubeginn sei für das Jahr 2023 vorgesehen. Es werde mit einer Bauzeit von einem Jahr gerechnet.

Für das Projekt seien die wesentlichen Punkte geklärt. Der Gemeinderat habe die Verwaltung beauftragt, das Projekt zur Genehmigung zu führen und alle erforderlichen Planungen und Unterlagen für den Baubeschluss vorzubereiten.

Die Baukosten betragen nach Angaben der Stadt rund 4,2 Millionen Euro. Die Maßnahme ist eine Maßnahme zur Umsetzung der Anforderungen der Wasserrahmenrichtlinie. Daher werde die Landeshauptstadt Stuttgart Mittel des Landes Baden-Württemberg beantragen. Eine Förderung durch das Land sei den Angaben zufolge in einer Höhe von bis zu 80 Prozent der Baukosten und Teilen der Planungskosten möglich. Die genaue Förderhöhe ergebe sich im Zuge der Antragstellung. Auch der Verband Region Stuttgart fördere das Projekt im Rahmen des Programms Landschaftspark Neckar.

Die Planungen wurden dem Bezirksbeirat Mühlhausen am 22. Oktober 2019 vorgestellt. „An der Planung hat sich seit damals nichts Wesentliches geändert; eine erneute Vorstellung ist vor Einreichung der Genehmigungsunterlagen daher nicht geplant“, erklärte Lenz-Gaspary. Selbstverständlich werde der Bezirksbeirat Mühlhausen unterrichtet, wenn sich aufgrund von Auflagen und Nebenbestimmungen der Planfeststellungen Änderungen ergeben, so die Sprecherin weiter. Der Bezirksbeirat werde erneut unterrichtet, wenn die Planungen umgesetzt werden sollen.

Im Herbst 2016 war das Ikone-Projekt erstmals im Bezirksbeirat Mühlhausen vorgestellt worden. Im Herbst 2017 wurde wieder im Bezirksbeirat Mühlhausen darüber diskutiert. Damals waren Kosten in Höhe von 3,13 Millionen genannt worden. Naturschützer kritisierten zudem den Nutzen und die Nachhaltigkeit des Projekts.

Lob für die Pläne kam indes vom Württembergischen Anglerverein, der hier eine neue Fischkinderstube am Entstehen sah. Zuletzt war das Gebiet im März 2019 durch die überraschende Rodung von Robinien in die Diskussion geraten, welches auch Kritik vom Bezirksbeirat nach sich gezogen hatte, der zuvor nicht darüber informiert worden war. Die Stadt erklärte, dass es sich größtenteils um Robinien gehandelt habe, die in Deutschland nicht heimisch seien und naturschutzfachlich kritisch bewertet würden, deshalb ersetze die Stadt die Bäume durch standortheimische Arten wie Eiche, Ahorn und Hainbuche.