Michael Kneissler von der Fördergruppe Choreografien Cannstatt überreicht den Scheck in Höhe von 2600 Euro an Iris Enchelmaier (Frauen helfen Frauen e.V.). Foto: Sebastian Steegmüller

Die Umspannstation an der Mercedes-Benz-Arena hat in den vergangenen Wochen durch Graffiti-Künstler aus der aktiven VfB-Fanszene einen neuen Farbanstrich bekommen. Ihr Honorar spendeten sie an den Verein „Frauen helfen Frauen Stuttgart“.

Die Umspannstation in der Mercedesstraße, an der Ecke zum Fritz-Walter-Weg, hatte die Stuttgart Netze GmbH erst im Frühjahr aufgestellt. Bevor das Trafohäuschen, in dem elektrische Energie aus dem Mittelspannungsnetz mit einer elektrischen Spannung von 10 000 auf 400 Volt zur Versorgung der Haushalte transformiert wird, von Unbekannten beschmiert wird, hat sich der Energieversorger entschieden, es verschönern zu lassen. „Wir haben in Stuttgart rund 1000 solcher Stationen, viele davon haben wir schon von lokalen Graffitikünstlern besprühen lassen“, sagt Unternehmenssprecher Moritz Oehl. Bereits seit 2017 gestalte man in Abstimmung mit dem Stadtplanungsamt und Bezirksbeiräten solche Fassaden neu. „Es ist eine Premiere, dass wir so konkrete Vorgaben hatten.“ Aufgrund der Stadionnähe habe das Motiv des Kunstwerks nahegelegen. Auf der Fassade der Umspannstation sind sowohl der Schriftzug „Cannstatt am Neckar” zu sehen, als auch eine Meister-Schale und Pokale. Außerdem der Schriftzug „Cannstatter Kurve“ und jubelnde Zuschauer.

2600 Euro an Frauen in Not gespendet

Für die Gestaltung konnte die Stuttgart Netze GmbH in Zusammenarbeit mit Florian Schupp, dem Graffiti-Beauftragten der Stuttgarter Jugendhausgesellschaft, Sprayer aus der aktiven VfB-Fanszene gewinnen. Genauer gesagt den Verein „Fördergruppe Choreografien Cannstatt“, der durch Mitglieder des „Commando Cannstatt“ gegründet wurde. „Wir freuen uns nicht nur über die Möglichkeit, das Stadionumfeld unseres Vereins gestalten zu können, sondern wollen uns gleichzeitig für einen guten Zweck einsetzen“, sagt Michael Kneissler, Sprecher der Fördergruppe. Deshalb werde das Honorar in Höhe von 2600 Euro direkt an den Verein „Frauen helfen Frauen Stuttgart“ gespendet. Dieser engagiert sich seit über 40 Jahren gegen häusliche Gewalt an Frauen, Mädchen und Jungen. „Wir wollen für unsere Stadt und unsere Region da sein und für die Gesellschaft sinnvolle Projekte und Einrichtungen unterstützen“, sagt Kneissler.

Iris Enchelmaier ist begeistert, dass in diesem Fall ihre Einrichtung ausgewählt wurde. „Wir sind auf Spenden angewiesen, müssen einen hohen Anteil unserer Finanzierung selbst bringen“, sagt die Diplom-Sozialpädagogin. Bei „Frauen helfen Frauen Stuttgart“ werde das Geld für verschiedene Zwecke eingesetzt. Beispielsweise um einem Mädchen, das Opfer häuslicher Gewalt wurde, eine Reittherapie zu bezahlen. Oder um einer Frau, die in Not geraten ist, sich aber keine Unterkunft leisten kann, eine Übernachtung in einer Jugendherberge zu ermöglichen.

Unschöne Stadtmöbel werden verschönert

Nicht nur die VfB-Fans und die Einrichtung im Stuttgarter Süden profitieren von der verschönerten Umspannstation an der Mercedes-Benz-Arena. Auch der Stadtbezirk, betont Cannstatts Bezirksvorsteher Bernd-Marcel Löffler. Er freut sich ebenfalls über die Aktion. „Es ist toll, dass echte Könner der Szene völlig legal im öffentlichen Raum die Gelegenheit geboten bekommen und diese auch nutzen, an sich eher unschöne Stadtmöbel zu verschönern. Und das Motiv in der Mercedesstraße könnte besser nicht gewählt sein“, so der Schultes.

Spende macht Projekt zu etwas Besonderem

Arvid Blume, Vorsitzender der Geschäftsführung der Stuttgart Netze GmbH, begrüßt es indes sehr, dass die Künstler ihre Gage für einen guten Zweck spenden. „Das macht das Projekt zu etwas ganz Besonderem.“ Generell sei er von der Kooperation mit dem Graffitibeauftragten der Stuttgarter Jugendhausgesellschaft überzeugt. „Damit erreichen wir gleich mehrere Ziele. Wir sorgen für schöne und bunt gestaltete Trafohäuschen im Stadtbild, machen auf die wichtige Arbeit der Stromversorgung aufmerksam und schaffen zudem legale Flächen für Graffitikünstler in der Stadt.“

Eine Übersicht über alle bisherigen Gestaltungen gibt es hier im Netz.