Der VfB Stuttgart zeigt sich nach der Länderspielpause gut aufgelegt. Foto: Baumann

Der 2:0-Auswärtssieg des Aufsteigers VfB Stuttgart gegen Hertha BSC findet auch in der bundesweiten Sportberichterstattung anerkennende Beachtung. Die Berliner Gastgeber dagegen werden von manchen schon fast für die Saison abgeschrieben.

Stuttgart/Berlin - Der Saisonstart läuft für den VfB Stuttgart. Bei dem 0:2-Auswärtssieg gegen Hertha BSC am Samstag zeigten die Schwaben abermals, dass sie nicht zu Unrecht aufgestiegen sind. Das ist auch der nationalen Sportpresse nicht entgangen, die sich dem Aufsteiger gegenüber hochachtungsvoll zeigt. VfB-Kapitän und Torschütze Gonzalo Castro heimst dabei besonders viele Lorbeeren ein.

Castros Einzelaktion zieht der Alten Dame den Zahn , schreibt „kicker.de“ und analysiert, dass es erst Castros Treffer in der zweiten Halbzeit war, der das Spiel entschieden hatte: „Diesmal drehten die Schwaben den Spieß in der Anfangsphase um – die Entscheidung fiel aber erst nach über einer Stunde.“ Einen nominellen Qualitätsvorteil hätten die Berliner nur in den ersten Minuten erahnen lassen – ehe der VfB ihnen eine Lehrstunde in Sachen Effizienz erteilt habe. Der VfB habe außerdem „galliger, geradliniger und harmonischer“ agiert.

Lesen Sie hier die Einzelkritik zum Spiel: Ein starker Kapitän führt den VfB zum Auswärtssieg

Noch euphorischer fällt das Urteil von Johann Schicklinski vom „SWR“ aus. „Mit Anführer Gonzalo Castro: VfB Stuttgart so gut wie seit zwölf Jahren nicht mehr“, steht über dem Spielbericht. Weiter heißt es: „Aktuell weckt die Mannschaft Erinnerungen an bessere Zeiten und macht Hoffnung auf eine gute Zukunft.“ Mit der „Zeit vor zwölf Jahren“, als Mario Gomez oder Sami Khedira für den VfB Stuttgart kickten, vergleicht der Autor die heutige, junge Mannschaft. Beim Sieg in Berlin habe vor allem der neue Kapitän Gonzalo Castro überzeugt.

VfB so stark oder Hertha so schwach?

Aber sind die Roten aktuell wirklich so gut, oder war die Hertha einfach sehr schwach? Michael Rosentritt vom „Tagesspiegel“ titelt: „Es wird schon wieder ungemütlich für Hertha BSC“, der Grund für die Niederlage sei die maue Chancenauswertung gewesen. Der VfB habe zwar effizienter gespielt, zumindest aber in der zweiten Halbzeit – auch wenn sich das nicht im Ergebnis widerspiegelt – schätzte er die Berliner als die stärkere Mannschaft ein. Außerdem erinnert Rosentritt an eine knappe Situation, die das Spiel womöglich zugunsten der Gastgeber hätte wenden können: Als Orel Mangala den Ball durch eine verunglückte Rettungsaktion erst richtig scharf gemacht habe – und der VfB-Keeper Gregor Kobel nur knapp rettete. Ein Ausgleichstreffer wäre demnach verdient gewesen. Es kam nicht dazu.

Auch die „Bild“ sieht Hertha bereits wenige Spieltage nach Saisonstart in der Krise. „0:2-Pleite gegen Stuttgart: Bloß kein Europa! Hertha verliert für seine Bosse“, lautet die Schlagzeile von Carsten Priefer und Nikolai Stübner. Gegen das von Aufsichtsrat-Mitglied Jens Lehmann erklärte Saisonziel, international zu spielen, spreche „die Leistung der Mannschaft bei der 0:2-Heimpleite.“ Die Autoren heben die Schwäche der Berliner in Standardsituationen hervor (fünftes Gegentor in dieser Saison). Stuttgart dagegen stehe jetzt vorerst dort, wo Hertha gerne mal hin möchte: auf einem Champions-League-Platz.

Ob sich die Schwaben in diesen Sphären halten können, müssen sie zunächst am 23. Oktober beweisen: Dann erwarten sie in Stuttgart den 1. FC Köln.